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Biologin erklärt

Rote Feuerameise jetzt auch in Europa! So gefährlich ist die Art für Mensch und Tier

Nahaufnahme von zwei Feuerameisen
Rote Feuerameise jetzt auch in Europa! So gefährlich ist die Art für Mensch und Tier Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

13. September 2023, 16:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Rote Feuerameise wurde nun erstmals in Europa gesichtet. Auf Sizilien konnten Wissenschaftler erste Kolonien der invasiven Insekten nachweisen. Wie gefährlich die Feuerameisen für Mensch und Tier sind, erklärt PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider.

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Auf Sizilien entdeckten Wissenschaftler dutzende Nester der Roten Feuerameise (Solenopsis invicta), wie sie im Fachjournal „Current Biology“ berichten. Es ist der erste Nachweis der Art in Europa. Die Art kommt ursprünglich aus den tropischen Regionen Zentral- und Südamerikas. Mittlerweile haben sich Feuerameisen durch Einschleppungen in den USA, Australien, Neuseeland, Indien und China ausgebreitet und gelten als invasive Art.

Europa war bisher verschont geblieben. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis die Insekten auch in unsere Breitengrade gelangen. Denn die Ameisen wurden bereits zuvor gelegentlich in importierten Produkten in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden, wie es in einer Pressemitteilung des spanischen Instituts für Entwicklungsbiologie zur Studie heißt. Bisher hätten sich die Ameisen aber nie etablieren können. Das ist den Insekten nun offenbar auf Sizilien gelungen.

Warum sind Feuerameisen gefährlich?

Der Name dieser Ameise kommt von ihren Stichen, die wie Feuer brennen sollen. Verantwortlich dafür ist ein Gift. Es dient den Insekten zum Beutefang, aber auch zur Verteidigung und besteht aus vielen verschiedenen Komponenten. Davon können vor allem bestimmte Proteine eine Gefahr darstellen, da sie schnell Allergien und damit verbundene anaphylaktische Schocks auslösen können.

Neben dem brennenden Gift sind diese kleinen Ameisen recht aggressiv und können einheimische Ameisenpopulationen drastisch reduzieren. Das liegt an ihrer speziellen Lebensweise. Denn manchen Arten verbinden ihre Nester direkt mit denen fremder Ameisen und stehlen dort Nahrungsvorräte oder die Brut.

Zudem bauen Feuerameisen ihre Nester unter Gehwegen und Fundamenten, was bei Gebäuden strukturelle Schäden verursachen und sogar zu deren Einsturz führen kann. In der Landwirtschaft können Feuerameisen Ernten beschädigen. Nicht nur, dass die Insekten in eine Vielzahl von Feldfrüchten eindringen, ihre Hügel können auf Ackerland auch die Ernte verhindern.

Was passiert beim Stich einer Feuerameise?

Fühlen sich Feuerameisen belästigt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man von ihnen gestochen wird. Dazu reicht es mitunter einfach nur in der Nähe des Nesteingangs zu stehen. Übrigens sind es nicht die Bisse der Feuerameise, die so höllisch brennen, sondern die Stiche. Warum trotzdem immer wieder von Bissen gesprochen wird, hat mit dem Verteidigungsverhalten der Ameisen zu tun.

Möchte eine Feuerameise stechen, beißt sie zunächst, um sich in ihrem Gegner zu verankern. Dann rollt sie ihren Hinterleib unter ihren Körper zusammen und sticht mehrmals zu. Dabei setzt sie nicht nur Gift, sondern auch einen bestimmten Duftstoff frei, der den anderen Ameisen signalisiert: Hier ist der Feind! Dies bewirkt, dass ihr die anderen Tiere zu Hilfe kommen und man so schnell zig Stiche gleichzeitig erhält.

Stiche beim Menschen

In der Regel sind die Stiche der Feuerameisen zwar sehr schmerzhaft, aber für gesunde, erwachsene Menschen nicht gesundheitsgefährdend. Es kann an der Stichstelle zu Schwellungen und später zur Bildung von Pusteln kommen, die mehrere Tage anhalten.

Bis zu sechs Prozent der Betroffenen können jedoch allergisch reagieren und einen anaphylaktischen Schock erleiden, der unbehandelt tödlich verlaufen kann. Häufige Symptome sind Schwindel, Brustschmerzen, Übelkeit, starkes Schwitzen, niedriger Blutdruck, Atemnot und undeutliche Sprache.

Stiche beim Tier

Auch Haustiere, vor allem Hunde und Katzen, werden von Feuerameisen gestochen, wenn sie den Nestern zu nahe kommen. Innerhalb von 15 Minuten nach einem Feuerameisenstich kann es zu Schwellungen, Rötungen und Verdickungen der Haut kommen. Einige Stunden später kann die Einstichstelle wie eine leuchtend rote, erhabene Fläche aussehen, die ein bis zwei Zentimeter breit ist. Diese Bereiche können extrem jucken. Manchmal können, wie beim Menschen, auch Pusteln auftreten, die wie erhabene Hautstellen voller weißer oder gelber Flüssigkeit aussehen.

Werden Katze oder Hund von vielen Feuerameisen gleichzeitig gestochen, kann die injizierte Giftmenge zu schweren Reaktionen führen. In seltenen Fällen können manche Tiere auch schon nach einem Stich eine anaphylaktische Reaktion entwickeln. Die Symptome sind dann ähnlich wie beim Menschen: Atembeschwerden, auf der Seite liegen und nicht auf die Stimme oder Berührung des Besitzers reagieren, Krampfanfälle und blasse Haut oder Blutergüsse. In solch einer Notfallsituation sollte man so schnell wie möglich einen Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen.

Wie erkenne ich Feuerameisen und ihre Nester?

Eine Kolonie von Feuerameisen fühlt sich durch einen Stock an ihrem Nesteingang gestört
Der Nesteingang von Feuerameisen ist relativ unscheinbar und nicht immer gibt es Erdhaufen, an denen man die Kolonien erkennt Foto: Getty Images

Feuerameisen an sich sind für Laien nur schwer auf den ersten Blick von anderen Ameisen zu unterscheiden. Arbeiterinnen haben eine Größe von drei bis sieben Millimetern. Charakteristisch für Feuerameisen ist ihre intensive Kupferfarbe, das Hinterteil ist meist dunkler. Wirklich sicher kann man die Art aber nur von ähnlich aussehenden Ameisen an ihren Fühlern identifizieren, die aus zehn Gliedern bestehen und am Ende verdickt sind.

Die Nester der Feuerameisen sind meist schwer zu erkennen, da sie keine zentralen Eingangsbereiche haben. In der Regel legen die Insekten diese unter Steinen oder im offenen Feld an. Unter ihnen befinden sich große Tunnelnetzwerke, die hunderttausende Tiere beherbergen.

Da die Arbeiterinnen schon bei der geringsten Störung aggressiv reagieren, ist es wichtig, Nester im Vorfeld zu erkennen und möglichst zu umgehen. Befindet man sich in einem Areal, in dem es Feuerameisen gibt, sollte man nach Erdhaufen Ausschau halten und diese möglichst meiden.

Wie schütze ich mein Haustier vor Feuerameisen?

Während man Hunde oder Katzen mit chemischen Mitteln vor Zecken oder Mücken schützen kann, gibt es für Feuerameisen keine vorbeugenden Produkte. Da die Insekten von Feuchtigkeit angezogen werden, sollte man nasse Bereiche beim Spazierengehen mit dem Hund in Gebieten, in denen Feuerameisen vorkommen, vermeiden.

Zudem sollte man den Hund beim Spaziergang an der Leine halten und auf keinen Fall an Ameisenhügeln schnüffeln oder gar graben lassen. Wenn Kolonien von Feuerameisen in der Gegend üblich sind, in der Sie und Ihr Vierbeiner regelmäßig unterwegs sind, sollten Sie in Betracht ziehen, Ihrem Hund zum Schutz Schuhe anzuziehen.

Bei Katzen, vor allem Freigängern, ist es schon schwieriger, die Tiere vor Feuerameisen zu schützen. Auf jeden Fall sollten Sie es vermeiden, ihr Haustier draußen zu füttern, denn Feuerameisen lieben proteinreiche Nahrung wie Hunde- oder Katzenfutter und schwärmen oft in großer Zahl in Futternäpfe aus. Ansonsten gilt, die Katze möglichst nicht unbeaufsichtigt nach draußen zu lassen oder – sollte es sich um einen Freigänger handeln – regelmäßig auf Verletzungen zu kontrollieren.

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Quellen

Themen Insekten
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