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Giftig oder nicht?

Schlangen-Alarm in Rom! Biologin gibt Einschätzung, wie gefährlich die Tiere sind 

Aspisviper (Vipera aspis) zusammengerollt auf steinigem Untergrund in der Sonne
Aspisvipern kommen in ganz Italien und damit potenziell auch in Rom vor. Ihr Biss ist auch für Menschen gefährlich Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

12. Juli 2023, 17:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In Rom herrscht gerade Schlangen-Alarm. Innerhalb einer Woche sollen bei den Behörden mehr als sechzig Anrufe von Bürgern eingegangen sein, die Schlangen meldeten. Woher die Tiere kommen, ist noch unklar. PETBOOK-Redakteurin und promovierte Biologin Saskia Schneider erklärt, welche Schlangenarten in Rom potenziell vorkommen und wie gefährlich sie für den Menschen sind.

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Rom, die Hauptstadt Italiens, ist aufgrund ihrer Kunst- und Kulturschätze ein beliebtes Reiseziel für Touristen. In letzter Zeit sorgt ein Reptil jedoch für Aufruhr unter der römischen Bevölkerung. So soll es in den vergangenen Wochen vermehrte Sichtungen von Schlangen in der Stadt gegeben haben, wie mehrere italienische Medien, darunter auch das Nachrichtenmagazin „il Metropolitano“, berichteten. Über 60 Anrufe mit Meldungen von Schlangen sollen innerhalb einer Woche beim Tier- und Umweltschutzverein Associazione Earth in Rom eingegangen sein. Was die Anrufer dabei am meisten beschäftigt: Sind die Tiere giftig oder nicht?

Welche Arten von Schlangen gibt es in und um Rom?

In Italien leben etwa 17 Schlangenarten. Wirklich gefährlich sind davon nur fünf, wobei die Hornotter (Vipera ammodytes) als die gefährlichste Schlange Italiens gilt. Unter den Europäischen Vipern hat sie eins der stärksten Gifte. Ihr Biss führt nicht nur zu Lähmungen, sondern auch zu Nekrosen, also Absterben von Gewebe. Allerdings kommt die Hornotter nur in Norditalien und dort vor allem in den Alpengebieten vor. In Rom gibt es diese Schlange also nicht.

Von den sieben giftigen Schlangenarten, die in Italien vorkommen, könnten zwei davon auch potenziell in der Hauptstadt leben. Das ist zum einen die Aspisviper (Vipera aspis), die zwar vor allem im Mittel- bis Hochgebirge verbreitet ist, aber auch in flachen Regionen vorkommt. Das Gift ist etwas stärker als das der Kreuzotter. Die Menge, die bei einem Biss injiziert wird, jedoch oft geringer. Trotzdem kann der Biss vor allem für ältere Menschen oder Kinder potenziell tödlich sein. In der Regel sind die Tiere jedoch scheu und meiden Konflikte. Man erkennt die Aspisviper an ihrem dreieckigen Kopf und der breiteren, dunkelbraunen bis schwarzen Binde, die am Hinterrand des Auges beginnt und sich bis auf den Hinterkopf oder die Halsseiten erstreckt.

Die zweite giftige Schlange, die ihrer geografischen Verbreitung nach zumindest theoretisch in Rom vorkommen könnte, ist die Wiesenotter (Vipera ursinii). Diese recht kleine Schlangenart besitzt zwar ein starkes Gift, aber in geringerer Menge als andere Giftschlangen. Ihr Biss ist für Menschen daher nur selten tödlich. Zudem sind die Tiere insgesamt eher selten und bevorzugen warm-feuchte Wiesen und Schwemmland als Lebensraum. Diese sind in Rom eher weniger zu finden.

Auch interessant: Die 7 häufigsten Schlangenarten in Deutschland – sind sie gefährlich?

In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Schlangenarten

Bei den meisten Schlangen, die aufgrund ihrer geografischen Verbreitung, theoretisch auch in Rom anzutreffen sind, handelt es sich um ungiftige Arten. Zu ihnen gehören:

  • Ringelnatter (Natrix natrix)
  • Würfelnatter (Natrix tessellata)
  • Schlingnatter (Coronella austriaca)
  • Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
  • Vierstreifennatter (Elaphe quatuorlineata)
  • Gelb-Grüne Zornnatter (Hierophis viridiflavus)

Wie man an den Namen der Schlangen bereits erkennt, gehören die meisten zur Familie der Nattern, deren Vertreter in der Regel keine Giftzähne besitzen. Sie erwürgen ihre Beute und stellen daher für Menschen keine Gefahr dar. Äußerlich kann man sie von Giftschlangen am besten durch ihre runden Pupillen von Giftschlangen wie Hornotter, Wiesenotter oder Apsisviper unterschieden, die schlitzförmige Pupillen haben.

Kopf von einer Wiesennatter (links) und einer Kreuzotter (rechts)
Harmlose Schlangenarten wie Nattern (links) kann man am besten durch ihre runde Pupille von Giftschlangen wie Ottern (rechts) unterschieden, deren Pupille schlitzförmig ist Foto: Canva/DamianKuzdak von Getty Images/GP232 von Getty Images

Warum werden zurzeit vermehrt Schlangen in Rom gesichtet?

Bisher ist unklar, warum in letzter Zeit vermehrt Schlangen in Rom gemeldet werden. Eine mögliche Erklärung könnten die hohen Temperaturen und die wenigen Niederschläge in den letzten Wochen sein. Wegen der großen Trockenheit im Land könnten die Schlangen auf der Suche nach Wasser vermehrt in die Hauptstadt gerückt sein. Immerhin ist Rom auch für seine vielen historischen Brunnen berühmt.

Ein anderer Grund könnte das verregnete und ungewöhnlich kühle Frühjahr in Italien gewesen sein. So kam es in Österreich im Jahr 2021 zu einem vermehrten Auftreten von Äskulapnattern in Kärnten, wie das Nachrichtenmagazin „Kleine Zeitung“ berichtete. Dort dauerte die Winterstarre der Tiere aufgrund der spät eingesetzten hohen Temperaturen länger. Deswegen suchten die Tiere unter anderem die Nähe der Zivilisation, weil dort das Nahrungsangebot in Form von Mäusen oder Ratten höher ist, ordnete eine Expertin das Verhalten der Tiere im Artikel ein. Ob dies auch für die Schlangen in Rom zutrifft, ist jedoch unklar.

Die Experten vom Tier- und Umweltschutzverein Associazione Earth in Rom haben laut der Berichterstattung von „il Metropolitano“ noch eine andere Vermutung. So könnten die Menschen durch die viele Berichterstattung über Schlangen in Rom sensibilisiert sein für das Thema. Das kann zum einen dazu führen, dass Leute wachsamer sind und daher schneller Schlangen im eigenen Garten entdecken, die ihnen zuvor vielleicht gar nicht aufgefallen wären. Zum anderen rufen die Leute schneller an, wenn sie eine Schlange sehen aus Sorge, sie könnte tatsächlich giftig sein. Dies sei aber „glücklicherweise selten der Fall“, wie ein Sprecher der „Associazione Earth“ mitteilt.

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Quellen

Themen Schlangen
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