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Phänomen

Warum in diesem Herbst Schwalben tot vom Himmel fallen

Junge Rauchschwalben sitzen auf einem Drahtzaun
Schwalben leiden durch die plötzliche Kälte im September an Hunger und einige haben wohl auch den Anschluss an die Zugschwärme verpasst Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

5. Oktober 2022, 13:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Viele Schwalben sind durch den plötzlichen Kälteeinbruch Ende September in einen Zugstau geraten und sind am mangelnden Nahrungsangebot gestorben. Die Tiere sind buchstäblich vom Himmel gefallen! Vogelexperten sehen den Klimawandel als Hauptgrund für das Leid der Schwalben.

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Im September und Oktober ziehen die oft gern als „Sommerboten“ bezeichneten Schwalben in Richtung Süden, denn in der kalten Jahreszeit gibt es für die Insektenfresser hierzulande nicht mehr genügend Nahrung. Auch nasskaltes Wetter macht den Tieren bei der Vorbereitung auf ihre Reise in den warmen Süden zu schaffen. Der September 2022 war laut den Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes der niederschlagsreichste seit über 20 Jahren. Dies hat auch zu einem rasanten Temperaturabsturz geführt. Entsprechend haben Kälte und Nässe die Reise der Schwalben erschwert. Experten berichten davon, dass die Tiere durch den plötzlichen Wetterwechsel einen Stau während ihres Zuges gen Süden erlebten und viele Tiere wegen fehlender Fluginsekten gestorben seien. Viele Schwalben müssten nun hier überwintern.

Schwalben sterben wegen mangelnder Nahrung

Angie Schulz von der Wildvogelhilfe in Calden sagte dem Radiosender „FFH“ in einem Interview, dass Schwalben Insektenfresser seien. Wenn es kalt werde, seien die Insekten plötzlich weg. „Der Kälteeinbruch nimmt den Tieren jegliche Lebensgrundlage.“ Das sei fatal und viele Schwalben zahlten dies mit ihrem Leben. Die Tiere hätten sich bereits in Süddeutschland gesammelt und nichts mehr zu Fressen gefunden. Vor den Alpen sei ein regelrechter Zugstau entstanden.

Martin Rümmler, Vogelrefent beim NABU, hat das Schwalbensterben auf Anfrage von PETBOOK bestätigt. „Gerade Arten wie Schwalben sind auf Fluginsekten angewiesen, um ihren Energiebedarf zu decken. Bleiben diese aus, weil zum Beispiel ein hartnäckiges Schlechtwettersystem einen Insektenflug kaum zulässt, haben die Vögel auch nichts zu knabbern.“ Regne es dann noch viel und sei kalt und windig, kämen die Tiere schnell an ihre physischen Grenzen. „Das kann öfter der Fall sein während des Vogelzugs, wenn es z. B. aufgrund von schlechtem Wetter zum sogenannten Zugstau kommt – wie jetzt geschehen an den Alpen.“ Rümmler fügt weiter an, dass erwachsene und junge Tiere gleichermaßen betroffen seien.

Laut einer Mitteilung von BirdLife Schweiz war das Phänomen auch in unserem Nachbarland zu beobachten. Das anhaltend schlechte Wetter am ersten Oktoberwochenende habe zu einem regelrechten Stau geführt. Viele Zugvögel hätten sich in Bodennähe aufgehalten und hätten eine Pause eingelegt. „Immerhin wurde am Sonntag das Wetter etwas schöner, und viele Schwärme zogen nun los oder fanden zumindest wieder mehr Nahrung.“

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Überwinterer müssen in Wildvogelstationen bleiben

Die Schwalben halten sich im Frühjahr und Sommer in Deutschland auf. „Rauchschwalben treten in unseren Breiten bis in den Oktober hinein den Zug in ihre Winterquartiere an“, weiß der NABU zu berichten. Mehlschwalben treten den Rückflug in südliche Gefilde bereits etwas früher an und beginnen Ende August ihre Reise. Sie sammeln sich im Süden Deutschlands und starten dann Ende September als großer Schwarm ihre Reise nach Afrika.

Schwalben, die von ihren Schwärmen getrennt werden, finden alleine den Weg nicht. Wildvogelhilfe-Expertin Schulz berichtet „FFH“ von fünf Überwinterern in ihrer Wildvogelstation, sprich von Schwalben, die über die kalte Jahreszeit in Deutschland bleiben müssten. Sie hätten den Anschluss an den Zug der Artgenossen verpasst. Die Versorgung einer Schwalbe in der Auffangstation koste 30 bis 50 Euro über den Winter, berichtet die Vogelretterin weiter.

Wie kann man Schwalben bei Kälte im Herbst helfen?

Gerade herbstliches Wetter kann dazu führen, dass Schwalben Hilfe benötigen. Findet man ein Tier, das nass und kalt auf dem Boden hockt, sollte man es abtrocknen und in einen gepolsterten Karton mit Luftschlitzen setzen. Die Box sollte so gepolstert sein, dass das Tier nicht versuchen kann zu fliegen, denn dabei könnte es sich verletzen.

Die Insektenfresser sollten mit speziellem Futter aus dem Fachhandel versorgt werden und über eine Pipette regelmäßig mit einigen Tropfen Wasser versorgt werden. Rümmler rät dazu, geschwächt aufgefundene Tiere in die Obhut von Experten zu bringen – z. B. in regionale Wildtier- oder Vogelstationen. „In einigen Fällen reicht es sicher auch, die Tiere an geschützte Stellen zu setzen, wo es trocken und windgeschützt ist, damit sie sich dort ausruhen können“.

Rauchschwalben und Mehlschwalben gelten als gefährdete Arten, da ihre Lebensräume kleiner werden und auch das Nahrungsangebot an Insekten geringer wird. Wie man Schwalben das ganze Jahr über mit einem insektenfreundlichen Garten helfen kann, lesen sie bei MyHOMEBOOK.

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Quellen

Themen Heimische Wildtiere
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