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Trotz Ankündigung von Einschränkungen

So einfach ist der Welpenverkauf immer noch auf Ebay Kleinanzeigen

Bildschirmaufnahme einer Anzeige für einen Welpen
PETBOOK erstellte für die Recherche eine Fake-Anzeige unter falschem Namen und war erstaunt, dass dies ohne jegliche Kontrollen möglich ist Foto: PETBOOK

27. Januar 2023, 6:36 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Ende November kündigte die Online-Handelsplattform Ebay Kleinanzeigen in einer Pressemitteilung massive Einschränkungen im Handel mit Haustieren an. Was wurde davon bisher umgesetzt? PETBOOK wollte es genauer wissen und platzierte selbst Anzeigen. Was dabei herauskam.

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Seit Jahren warnen Tierschützer vor dubiosen Anzeigen für Haustiere und insbesondere Welpen auf Ebay Kleinanzeigen. Grund: Auf der Plattform gibt es bislang kaum Kontrollen. Zu fast jeder beliebten Hunderasse finden sich dort zahlreiche Angebote. Oft waren die in den Anzeigen beworbenen Tiere jünger als zwölf Monate. Umso mehr erntete die Handelsplattform Applaus, als sie in einer Pressemitteilung am 29. November letzten Jahres ankündigte, den Verkauf von Haustieren künftig massiv einzuschränken. Viele Medien griffen die Nachricht auf – auch PETBOOK berichtete. Darin hieß es, dass der Handel mit Haustieren bei Ebay Kleinanzeigen zwar bereits strengen Auflagen unterliege, diese nun jedoch abermals nachgeschärft würden. So sollten alle Hunde und Katzen, die jünger als zwölf Monate seien, nur noch mit einer entsprechenden behördlichen Erlaubnis über den Online-Kleinanzeigenmarkt vermittelt werden. Weiterhin sollten in der Kategorie „Haustiere“ ab sofort keine Gesuche mehr aufgegeben werden können. PETBOOK nahm dies zum Anlass, um zu prüfen, ob der Welpenverkauf auf Ebay Kleinanzeigen mittlerweile nicht mehr oder noch immer funktioniert.

Was wurde bisher umgesetzt?

Eine Suche auf Ebay Kleinanzeigen ergibt: Fast zwei Monate nach der Ankündigung finden sich noch immer Hunderte Anzeigen für Welpen auf der Plattform. Viele davon haben bei „behördlicher Erlaubnis“ ein „Nein“ stehen, obwohl das Alter der Hunde jünger als zwölf Monate angegeben ist. Auch Gesuche für Haustiere erscheinen weiterhin dort.

In den Richtlinien von Ebay Kleinanzeigen findet sich nichts zu den angekündigten Maßnahmen. Dort werden Verkäufer lediglich darauf hingewiesen, dass man als Privatperson pro Jahr nur eine Anzeige zum Verkauf von Haustieren aufgeben könne.

Um festzustellen, wie und ob es Kontrollen beim Einstellen von entsprechenden Anzeigen gibt, erstellt PETBOOK selbst eine fiktive Annonce. Das Verkaufsangebot: ein vier Monate alter Zwergspitzwelpen. Alles, was wir dafür benötigen, sind eine E-Mail-Adresse, eine Telefonnummer und ein paar aussagekräftige Fotos des Tieres.

Auch interessant: Finger weg von Welpen aus dem Online-Handel

Ein Identitätsnachweis oder eine Adresse sind nicht nötig

Für den Account denken wir uns einen Namen samt Adresse aus, die nicht real existiert. Die Adresse benötigen wir allerdings nur zum Anlegen eines E-Mail-Accounts. Überprüft wird diese nicht. Für Ebay Kleinanzeigen selbst reicht die Angabe einer Postleitzahl bzw. Region. Eine Telefonnummer wird zunächst nur zur Sicherheit benötigt, um den Account wiederherstellen zu können, falls man das Passwort vergisst. Persönliche Angaben sind bei der Account- und Anzeigenerstellung auf Ebay Kleinanzeigen nicht notwendig – man kann also auch ausgedachte bzw. falsche Daten angeben, solange man eine gültige Telefonnummer besitzt.

Für die Anzeige selbst orientieren wir uns an einem Text aus den unzähligen anderen Angeboten zu Zwergspitz-Welpen. Als Alter geben wir vier Monate an. Sofort erscheint ein Feld mit der Auswahl „behördliche Erlaubnis“. Wir setzen den Haken bei „Ja“, obwohl wir keine Erlaubnis haben. Damit die Anzeige auch etwas Aufmerksamkeit erhält, unterbieten wir unsere Konkurrenten im Preis und verlangen 1500 Euro für den Welpen. Zur Bebilderung stellen wir noch alte Aufnahmen von Redaktionshündin Yumi ein. Dann heißt es warten.

Kontrollen? Fehlanzeige

Nach 20 Minuten ist unsere Anzeige online. Nach der behördlichen Erlaubnis fragt niemand. Noch am selben Tag erhalten wir die ersten Anfragen – darunter eher kryptische („das ist verfügbar noch?“), aber auch sehr ernst gemeinte, in denen wir sofort eine Telefonnummer und sogar Adresse zur Kontaktaufnahme erhalten.

Nach einem Tag hat unsere Fake-Anzeige bereits 400 Aufrufe. Viele Interessenten fragen, ob beim Preis „noch was geht“, ein paar möchten den genannten Betrag aber gerne schon direkt zahlen und fragen nach einem persönlichen Treffen. Theoretisch wären wir unseren Welpen in nur wenigen Tagen locker losgeworden – ganz ohne behördliche Erlaubnis und Angaben unserer Daten.

Anzeige für Welpenverkauf auf Ebay Kleinanzeigen
Ohne Angabe von persönlichen Daten oder dem Nachweis einer behördlichen Erlaubnis, geht unsere Anzeige innerhalb von nur 20 Minuten online Foto: PETBOOK

Theoretisch ist auch mehr als eine Anzeige als Privatperson möglich

Da dubiose Händler auf Ebay Kleinanzeigen beim Welpenverkauf meist mehr als einen Hund bzw. mehr als eine Hunderasse anbieten, wollen wir wissen, wie schwer es ist, gleich noch eine zweite Anzeige zu schalten und stoßen das erste Mal auf Grenzen. Nur als Gewerbetreibende dürfen wir mehrere Anzeigen aufgeben. Dafür sind erheblich mehr Daten und auch rechtliche Angaben, wie eine Umsatzsteueridentifikationsnummer oder der Name des Handelsregisters, erforderlich.  

Trotzdem wäre es theoretisch kein Problem, einen weiteren privaten Account mit falschen Daten zu erstellen, um eine weitere Anzeige zu schalten. Dies ist zwar etwas umständlich, aber bei Verkaufspreisen von 1000 Euro und mehr pro Tier für die meisten Welpenhändler wahrscheinlich lohnend.

Die wirklich unseriösen Angebote erreichen uns bei den Gesuchen

Laut der Pressemitteilung sollten in der Kategorie „Haustiere“ ab sofort keine Gesuche mehr aufgegeben werden können. Tatsache ist: Im Zeitraum unserer Recherchen im Januar ist dies noch ohne Weiteres möglich. Zunächst wird ein erstes Gesuch für einen Hund (Zwergspitz) jünger als zwölf Monate und ohne Impfung, Chip oder behördliche Erlaubnis zwar abgelehnt, die zweite Anzeige, mit den erforderlichen Voraussetzungen wie Impfung und Erlaubnis, geht aber durch.

Binnen weniger Stunden erreichen uns diverse Nachrichten. Ein Nutzer mit dem nicht gerade seriös klingenden Namen „XXX“ bietet uns einen sechs Wochen alten Welpen für 2300 Euro an. Als wir nicht gleich reagieren, fragt er nach, weshalb wir wieder Abstand nähmen. Offenbar sollte der Handel auch direkt abgeschlossen werden.

Reaktionen auf Gesuch auf Ebay Kleinanzeigen für einen Welpen
Auf unser Gesuch für einen Zwergspitzwelpen erreichen uns binnen weniger Tage viele – zum Teil unseriöse – Angebote Foto: PETBOOK

Nutzer geben sich als Züchter aus und bieten Qualzuchten an

Neben Welpen werden uns auch Junghunde angeboten. Fast stündlich erreichen uns Nachrichten von Nutzern. Besonders berührt uns das Foto eines Welpen mit eindeutiger Scheckung, der sogenannten Merle, der eindeutig schielt. Bei falscher Zucht kann der Gendefekt, der für das gescheckte Fell sorgt, zu Veränderungen der Augen und vielen anderen Schäden bei den Nachkommen führen, die damit als Qualzuchten gelten. Als wir die Anbieter darauf ansprechen, heißt es: „Der Welpe schielt nicht, es sieht auf dem Foto nur so aus.“

Viele der Nutzer, die uns anschrieben, geben außerdem an, lizenzierte Züchter beim Allgemeinen Rassehunde Club e. V. zu sein, um ihrem Angebot mehr Seriosität zu verleihen. PETBOOK fragte beim ARCD e. V. mit den bekannten Informationen nach, darunter Postleitzahlen, Namen von Zuchthunden und Geburtsdaten der angebotenen Welpen. Der Verein bestätigt uns schriftlich, dass keiner der sich als Züchter ausgebenden Nutzer bei ihnen Mitglied sei.

Was sagt Ebay Kleinanzeigen dazu?

Wir bitten Ebay Kleinanzeigen um Stellungnahme. Konkret möchten wir wissen, ob die in der Pressemitteilung angekündigten Einschränkungen bereits auf der Plattform umgesetzt worden seien und in welcher Weise diese eine Verbesserung darstellen würden. Pierre Du Bois, Unternehmenssprecher von Ebay Kleinanzeigen, erklärte dazu, die Maßnahmen, die man in der Pressemitteilung vom 29.11.2022 angekündigt habe, seien noch nicht vollständig umgesetzt. Leider sei damals in der Berichterstattung der zeitliche Horizont von einigen Medien falsch wiedergegeben worden. Man habe den Zeitpunkt der Umsetzung bei den meisten Maßnahmen extra nicht näher bestimmt, um Betroffenen ausreichend Zeit zu geben, sich auf die Änderungen einzustellen, um etwa entsprechende Nachweise einreichen zu können.

Nur im Fall der Gesuche habe man von „sofort“ gesprochen. Leider sei man bei der Umsetzung auf Probleme gestoßen, sodass diese zunächst ausgesetzt werden musste. Man befinde sich aber auf einem guten Weg, was die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen angeht.

Anfang Februar soll der Welpenverkauf auf Ebay Kleinanzeigen ohne Erlaubnis nicht mehr möglich sein

Das Attribut „behördliche Erlaubnis“ sei bereits integriert. Um den 1. Februar herum sollen schließlich auch die Grundsätze angepasst werden, versichert Pierre Du Bois. Ab diesem Tag würde man auf der Plattform die verschärften Grundsätze durchsetzen und insbesondere Anzeigen löschen, welche die Angaben „jünger als 12 Monate“ und „keine behördliche Erlaubnis“ haben.

Ein Umgehen dieser Maßnahme durch Falschangaben sei zwar weiterhin möglich, man werde durch die voraussichtlich weniger Anzeigen jedoch noch schneller auf Meldungen reagieren und auffällige Anzeigen zügiger sichten können. Zudem wolle man Nutzer, die vorsätzlich falsche Angaben machen, schneller sanktionieren als bislang.

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Fazit: PETBOOK bleibt dran!

Zum Stand unserer Recherche gab es nahezu keine nennenswerten Kontrollen auf der Plattform, was den Welpenverkauf auf Ebay Kleinanzeigen angeht. Dabei betonte die Online-Verkaufsplattform in der Pressemitteilung, der Handel mit Haustieren bei Ebay Kleinanzeigen unterliege bereits strengen Auflagen. Von diesen haben wir bei der Erstellung unserer Anzeige und unseres Gesuches nichts gemerkt. Unsere Anzeige befindet sich weiterhin auf der Plattform und hat mittlerweile mehr als 1600 Aufrufe (Stand 27.1.2023). Eine behördliche Erlaubnis mussten wir bis jetzt nicht vorlegen.

Insgesamt waren wir überrascht, wie viele Anfragen uns innerhalb kürzester Zeit auf unsere Anzeigen und Gesuche erreichten. Während die Tierheime überquellen, läuft der Welpenhandel auf Onlineportalen weiter. Vor allem bei den Gesuchen erreichten uns viele Angebote von Händlern, die offenbar schnell einen Deal abschließen wollten. Hier ist das Risiko für unseriöse Verkäufe besonders hoch, da man sich durch private Nachrichten zwischen Nutzern jeglicher Kontrolle von außen entziehen kann.

PETBOOK bleibt weiter dran. Im Februar wollen wir das Experiment wiederholen und berichten, ob Ebay Kleinanzeigen die zugesagten Einschränkungen und verschärften Kontrollen umgesetzt hat.

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