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Panikreaktion

Wie Sie Ihrem Hund bei Angst vor Silvesterlärm helfen

In der Silvesternacht haben viele Hunde Angst vor Lärm und verstecken sich oder ziehen sich zurück.
In der Silvesternacht haben viele Hunde Angst vor dem Lärm, verstecken oder ziehen sich zurück Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

16. Dezember 2024, 15:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Wir Menschen freuen uns auf den Jahreswechsel. Für unsere Hunde ist der 31.12. aber meist ein Albtraum. Der Lärm zu Silvester macht vielen Vierbeinern Angst. Deswegen muss man als Hundehalter den Jahreswechsel aber nicht in einer verlassenen Hütte verbringen. PETBOOK gibt Tipps, wie Sie die Silvesternacht für Ihren Vierbeiner erträglicher machen.

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Lautes Knallen, grelle Blitze und Schwefelgeruch – aus dem Kontext gerissen klingt das eher bedrohlich, als nach Spaß. Und genauso empfinden das auch unsere Hunde. Sie verstehen nicht, was Silvester ist und dass der ohrenbetäubende Lärm keine Gefahr bedeutet. Nicht selten reagieren sie panisch – und das kann richtig gefährlich werden. Doch mit einigen Tipps kann man seinem Hund helfen, Silvester trotz Angst gut zu überstehen.

Wichtigste Regel: Zu Silvester für den Hund da sein

„Für viele Hunde ist die Zeit rund um den Jahreswechsel die schlimmste im ganzen Jahr“, weiß die Hundetrainerin Chris Maron. Weil auch schon in den Stunden – in manchen Städten sogar Tagen – vor und nach dem Jahreswechsel immer mal wieder einzelne Raketen oder Böller angezündet werden. Viele verstecken sich dann im fensterlosen Bad oder gleich unter der Couch. Wie sollten Besitzer damit umgehen? 

„Am allerwichtigsten ist es, für seinen Hund da zu sein“, stellt Maron fest. Kein Hund sollte an Silvester alleine zu Hause gelassen werden. Selbst dann nicht, wenn er das Feuerwerk in der Regel gelassen über sich ergehen lässt. Vielleicht geht ausgerechnet dieses Jahr ein Böller direkt vor der Haustür los? Dann erschreckt sich selbst der entspannteste Hund.

Den Hund nicht aus seinem Versteck locken

Ist der Hund an Silvester ohnehin ängstlich, sollten sich Herrchen oder Frauchen mit ihm in einen ruhigen Raum zurückziehen, der nicht zur Straße zeigt. Häufig legen sich Tiere, die an eine Box gewöhnt sind, gerne in diese sichere Höhle. Zudem sollten die Rollläden oder Vorhänge schon Stunden vor dem Jahreswechsel geschlossen werden.

Wichtig: Hunde, die sich verstecken, nicht aus ihrem Versteck locken. Hunde, die Aufmerksamkeit suchen, sollte man nicht ignorieren, sondern kraulen, wenn sie dies möchten. „Man sollte ihn aber nicht bedauern“, rät die Expertin. „Denn so würde man ihm zeigen, dass die Situation ungewöhnlich und man selbst besorgt ist.“ Der Mensch muss Ruhe ausstrahlen. 

Eine Aussage, die auch TV-Hundetrainer André Vogt so bestätigen kann, wie er im Gespräch mit PETBOOK erklärt. „Man kann dem Hund Sicherheit geben, indem man körperlichen Kontakt und Nähe bietet. Ignorieren ist nicht hilfreich. Man kann ihm auch einen sicheren Platz mit einer Ruhedecke einrichten, Musik abspielen und die Fenster sowie Jalousien schließen, um den Geräuschpegel zu minimieren.“

Auch interessant: Wie ein Gehörschutz Angsthunden zu Silvester helfen kann

Enge Kleidung und körperliche Nähe gibt Hunden zu Silvester Sicherheit

Ängstlichen Hunden kann es helfen, sie an sich zu drücken – das gibt ihnen im wahrsten Wortsinn Halt, vermittelt also Sicherheit. „Ähnlich soll auch das sogenannte Thundershirt wirken“, sagt Maron. Dies ist ein speziell für ängstliche Hunde hergestellter, eng anliegender Body. Es ist auch einen Versuch wert, die Silvestergeräusche durch laute Musik zu übertönen – vorausgesetzt natürlich, der Hund hat vor der Musik keine Angst.

Auch werden im Handel spezielle Entspannungsgeräte für Hunde angeboten, die hochfrequente Klangwellen abspielen. „Auf diese Geräusche muss der Hund aber erst mal konditioniert werden“, erklärt die Hundetrainerin. Er sollte also schon in den Wochen vor Silvester immer wieder diese Klangwellen zu hören bekommen, wenn er gerade richtig schön entspannt ist. 

An Silvester entlaufen besonders viele Haustiere

Hilfreich ist es zudem, wenn der Hund in der Silvesternacht sehr müde ist – im besten Fall verschläft er dann den Jahreswechsel in einem ruhigen Raum. Er sollte daher tagsüber am 31. Dezember viel beschäftigt werden, etwa mit einer langen Wanderung oder intensivem Training, bei dem er viel nachdenken muss. Hunde sollten an diesem Tag beim Gassigang sicherheitshalber an der Leine gehalten werden, damit sie nicht in Panik davon rennen, wenn in ihrer Nähe plötzlich geknallt wird.

Ein spezielles Sicherheitsgeschirr verhindert, dass sich der Hund bei Panik losreißt. Zwar sind solche Geschirre recht teuer, für ängstliche Hunde lohnt sich diese Investition aber. Denn wie Lisa Frankenberger, Pressesprecherin bei der Tierschutzorganisation Tasso e.V., im Gespräch mit PETBOOK verrät, komme es in der Zeit um Silvester zu besonders vielen Zwischenfällen, bei denen Hunde entlaufen. So registrierte das Tiermelderegister alleine beim Jahreswechsel 2023/2024 mehr als 800 entlaufene und verirrte Hunde und Katzen.

Gehörschutz für Hunde kann helfen

Eine weitere Möglichkeit, die ängstlichen Hunden helfen kann, besser mit Böllergeräuschen klarzukommen, ist ein besonderer Gehörschutz für Vierbeiner, wie Lisa Frankenberger empfiehlt. Dieser kann laute Geräusche dämpfen und somit helfen, den Stress für die Tiere zu reduzieren. „Wie viel der Gehörschutz dämpft, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Hundetyp, Gehörschutz-Modell, Sitz des Schutzes und Nähe zum Geräusch.“

Sie habe selbst damit durchaus gute Erfahrungen mit ihrer Hündin Dottie gemacht. Allerdings sei es wichtig, den Hund langsam und geduldig an die Kopfhörer zu gewöhnen. Wie bei den meisten Maßnahmen auch sollten Halter diese schon mehrere Wochen vor Silvester mit dem Vierbeiner erarbeiten, damit dieser nicht noch zusätzlichen Stress erleiden muss. Wie Sie Ihren Hund an den Hörschutz gewöhnen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Schlecken und Kauen baut Stress ab und sorgt für Ablenkung

Beim Jahreswechsel lohnt es sich auch, das Tier abzulenken. So kann ihm etwas Leckeres zum Knabbern gegeben oder ein Leckerli zugeworfen werden. Damit sollte man in den Minuten vor Mitternacht beginnen, wenn noch nicht geböllert wird. Denn hat der Hund erst einmal Angst, nützt auch sein Lieblingsfutter als Ablenkung nichts mehr.

Noch besser als Leckerlis funktionieren Kauknochen oder spezielle Leckmatten, die man zum Beispiel mit Leberwurst oder Malzpaste präparieren kann. Lecken und Kauen bauen bei Hunden Stress ab und können sie von der Knallerei ablenken. Aber auch hier gilt: Ist der Hund zu sehr gestresst, wird er keine Nahrung mehr annehmen, selbst wenn man ihm die Lieblingsspeise vor die Nase stellt.

Absolute Notlösung – Medikamente und Beruhigungsmittel

Laut Auskunft des Tierarztes Ralph Rückert aus Ulm können Hunden, die an Silvester ein bisschen Angst haben, zum Beispiel Zylkene, Sedarom oder Adaptil-Tabletten helfen. Diese sind frei im Handel erhältlich. Doch was ist mit Hunden, die vor Angst schier verrückt werden? „Angstzustände von solcher Intensität sollten nicht zuletzt aus tierschutzrelevanten Gründen pharmakologisch gedämpft werden“, sagt er.

Dabei warnt der Fachmann allerdings ausdrücklich vor Acepromazin, das unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben wird. Diese Mittel sorgen zwar dafür, dass die Hunde äußerlich ruhig wirken, doch innerlich beben sie vor Angst. „Eine ganz fiese Sache, Finger weg“, so der Veterinär.

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Diese Dinge gilt es bei der Medikamentengabe zu berücksichtigen

Empfehlenswert seien dagegen, in Absprache mit dem Tierarzt, die Medikamente Sileo und Pexion. Helfen diese nicht, können vom Veterinär Benzodiazepine wie Diazepam oder Alprazolam verschrieben werden. Diese wirkten tatsächlich angstlösend, sagt Rückert. Zwar gebe es theoretisch ein Suchtpotenzial, das sei bei einer so kurzen Anwendung aber laut der Aussage des Tierarztes kein Thema.

„Beruhigungsmittel können besonders für Tiere sinnvoll sein, die unkontrolliert und panisch
reagieren. Sie können sich selbst oder andere verletzen und sind oft kaum ansprechbar“, erklärt Tierarzt und Fressnapf-Experte Matthias Lebens. „Wenn keine Möglichkeit besteht, sich zu Silvester in die Abgeschiedenheit zurückzuziehen, können tierärztlich verordnete Medikamente helfen. Aber Achtung: Diese müssen rechtzeitig, oft schon Tage vorher, verabreicht werden, um wirksam zu sein.“

Mit Material der dpa

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