18. Januar 2024, 16:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Vor allem Hunde- und Katzenbesitzer haben meist tausende Schnappschüsse ihrer Lieblinge auf dem Handy. Aber wie viele davon sind wirklich gelungen? Denn für ein gutes Foto muss einiges stimmen: Hintergrund, Perspektive, Motiv und Technik … und dann muss das tierische Model auch noch mitspielen. Wie das alles gelingt, erklären gleich zwei Profis in Fotografie.
Wir alle lieben es, uns auf sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook oder TikTok Haustierbilder anzuschauen. Aber wie schaffen es die ganzen Influencer bloß, dass die Tiere darauf so toll aussehen? Dagegen wirken die eigenen Schnappschüsse von Hund oder Katze oft langweilig, sind verwackelt oder die Tiere schauen gar nicht in die Kamera. Wie man sein Haustier beim Fotografieren richtig gut Szene setzt, wissen Fotografin Maresa Mader und Tierfotografin Laura Truszkowski. Sie erklären, wie man in fünf Schritten zum perfekten Motiv kommt.
Übersicht
Schritt 1: Motiv überlegen
Genau wie beim Zeichnen, sollte man beim Fotografieren des Haustiers zunächst überlegen, welches Motiv am Ende dabei herumkommen soll. Möchte man den Hund beim Spielen zeigen? Das Pferd auf der Koppel? Oder die Katze beim Dösen im Sonnenstrahl.
Zumindest sollte man eine grobe Idee haben, während des Shootings aber offen sein, denn immerhin arbeitet man mit lebenden Wesen, die nicht immer zu 100 Prozent berechenbar sind. Daher sollte man für den Anfang vor allem das festhalten, was das Tier von sich aus anbietet und besonders gut kann. „Wo strahlt es besonders schön?“, fragt sich Maresa Mader, die in der Nähe von Stuttgart als Fotografin arbeitet, vor jedem Shooting.
Vielleicht hat das Pferd einen tollen Galopp, der Hund liebt das Ballspielen und die Katze ihren Kratzbaum? Später auf den Fotos wird man genau sehen, dass sich das Tier während der Aufnahmen wohlgefühlt hat – sie sind dadurch besonders schön und ausdrucksvoll.
Schritt 2: Die richtige Perspektive wählen
Meistens sind die Größenverhältnisse zwischen uns und unseren Tieren ungleich. So schauen wir aus dem Stand auf die meisten Tiere herab. Es lohnt sich also, beim Fotografieren von Haustieren wie Hund und Katze runter auf die Knie oder ganz auf den Boden zu gehen. „Ich mache mich so klein, dass ich möglichst mit dem Tier auf Augenhöhe bin“, verrät Mader. Deshalb käme sie meist mit dreckigen Kleidern aus einem Shooting.
Bei Pferden sieht das anders aus. Diese fotografiert Marder etwa nie direkt von vorn. Leicht schräg von vorn sei die bessere Perspektive. Bei Hunden und Katzen spricht dagegen nichts gegen eine Frontalaufnahme. Wichtig ist zudem, bei Porträtaufnahmen auf die Augen der Tiere zu fokussieren.
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Schritt 3: Hintergrund und Licht checken
Damit das Haustier als Motiv im Fokus liegt, sollte der Hintergrund nicht zu unruhig sein. „Es sollte nichts zu sehen sein, das stark ablenkt, wie zum Beispiel Autos, Laternenpfeiler oder Straßenschilder“, rät Tierfotografin Laura Truszkowski.
Als ruhige Hintergründe eignen sich etwa Felder oder ein Strand. Denkbar wären auch ein langer Waldweg, ein hübscher Strauch oder Blüten. Bei Fotos im Wald schaut die Fachfrau, wo das Licht zwischen den Bäumen durchschimmert und setzt dort das Tier entsprechend in Szene.
Ein schöner Effekt entsteht, wenn die Sonne direkt hinter dem Tier scheint. „Das erzeugt ein verträumtes Glitzern“, erklärt Truszkowski. Hier kann der Fotograf ein wenig spielen, indem er etwa den Lichtstrahl hinter einem Ohr heraus blitzen lässt. Auch Sonne von der Seite eignet sich gut für Aufnahmen. Nicht empfehlenswert ist es dagegen, das Tier direkt in die Sonne schauen zu lassen – dann kneift es die Augen zu.
Für ihre Shootings bevorzugt Truszkowski Tage, an denen sich der Himmel nicht im einheitlichen Blau oder Grau, sondern abwechslungsreich präsentiert. „Wolken am Himmel machen ein Bild spannender“, erklärt sie. Am schönsten ist das Licht morgens direkt nach Sonnenaufgang und abends in der Zeit vor Sonnenuntergang. Bei Sonnenschein sollte mittags nicht fotografiert werden.
Haustiere mit dunkler Fellfarbe, die auch noch dunkle Augen und eine schwarze Nase haben, sind besonders schwer zu fotografieren. Bei ihnen ist es wichtig, dass sie nicht in die direkte Sonne gesetzt werden. Der Hintergrund sollte weder besonders dunkel noch ausgesprochen hell sein. Um die Augen hervorzubringen, sollte darauf geachtet werden, dass Licht in sie fällt und sich vielleicht sogar etwas in ihnen spiegelt.
Schritt 4: Aufmerksamkeit erhaschen
Haustiere wie Pferde, Hunde und Katzen haben nicht das geringste Interesse daran, beim Fotografieren vor der Kamera zu posieren. Deshalb braucht es manchmal Tricks, um die Vierbeiner richtig in Szene zu setzen und einen interessierten Gesichtsausdruck zu erwirken.
Das ist die größte Herausforderung. Denn, egal wo und wie das Tier in Szene gesetzt wurde – schaut es nicht in die Kamera oder zeigt keinen Ausdruck, gelingt das Foto nicht. Am besten werden Tiere deshalb mit einem Helfer fotografiert, der hinter der Kamera knistert, mit Leckerli lockt oder Geräusche macht. Dadurch werden die meisten Tiere aufmerksam.
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Schritt 5: Technik nutzen – Tiefenschärfe, Belichtung und Co.
Nach so viel Vorbereitung geht es zum eigentlichen Prozess des Fotografierens. Wer das Beste aus dem Motiv herausholen will, muss sich mit der Technik auskennen. Die meisten Kameras laufen in der Regel im Automatik-Modus. Diese Einstellung ist aber nicht immer die beste. Wer Faktoren wie Belichtungszeit, Tiefenschärfe oder Blendenzahl selbst einstellen will, muss auf Manuell schalten. Auch bei den meisten Smartphones-Kameras ist dies mittlerweile möglich.
Eine der wichtigsten Einstellungen ist laut Mader die Tiefenschärfe. Sie regelt, wie scharf der Hintergrund des Motivs abgebildet wird. Damit könne man viel steuern. Bei einem Porträt wird in der Regel eine geringe Tiefenschärfe gewählt, sodass der Hintergrund verschwimmt. Hierzu wird eine möglichst kleine Blendenzahl eingestellt. Wer mehr Tiefenschärfe möchte, wählt eine höhere Blendenzahl.
Die zweite Säule in der Fotografie ist die Belichtungszeit – also die Dauer während der das Licht auf den Sensor fällt. Je länger die Belichtungszeit, desto heller das Bild. „Unter 1/320 gehe ich ungern, sonst ist das Risiko einer Unschärfe zu groß“, erläutert Truszkowski.
Soll ein Tier in der Bewegung aufgenommen werden, stellt sie eine Belichtungszeit von mindestens 1/1000 ein. Auch der ISO-Wert hat einen Einfluss auf die Helligkeit des Bildes. Unter normalen Bedingungen reicht ein Wert von 100. Wird die Aufnahme damit zu dunkel, kann er vorsichtig erhöht werden.
Mit Material der dpa