6. Mai 2023, 16:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn Kröten, Frösche und Molche im Frühjahr los wandern, um zu ihren Laichgebieten zu gelangen, legen auch Hunderte ehrenamtliche Helfer los. Sie bauen Krötenzäune auf und tragen die Tiere über Straßen, damit sie nicht überfahren werden. Laut NABU war es trotz des kalten Frühjahrs ein normales Krötenjahr ohne größere Verluste. Doch die Bestände gehen zurück.
Jedes Jahr wandern Kröten, Frösche, Salamander und Lurche im Frühjahr und Herbst zu ihren Laichgründen, um dort ihre Eier abzulegen. Weil Erdkröten dabei wohl besonders auffällig sind, spricht man auch von Krötenwanderung. Diese ist für das Frühjahr in den meisten Teilen Deutschlands nun vorbei. Nur in den Mittelgebirgen sei wegen der kalten Nächte die Abwanderung der Amphibien noch nicht ganz abgeschlossen, teilte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit. Mehrere Hunderttausend Amphibien bewahrten ehrenamtliche Helfer seit Mitte Februar im ganzen Land vor dem Straßentod: Dabei werden vor allem Kröten, aber auch Grasfrösche und Molche an Zäunen abgefangen und über die Straße getragen. So können sie sicher zu ihren Laichgewässern gelangen und sich fortpflanzen, bevor sie den Rückweg, die sogenannte Abwanderung, antreten. Doch die Zahl der Amphibien gehe zurück, wie die erfassten Zahlen der diesjährigen Wanderung zeigen.
Kröten und Co. wird über die Straßen geholfen
Um die Bestände der wandernden Amphibien zu schützen, bauen Naturschützer immer mehr sogenannte Amphibienquerungen. An hunderten Stellen finden sich dennoch jährlich Naturschützer ein, die den Tieren im Frühjahr über die Verkehrsstraßen helfen. Leitzäune halten Kröten, Frösche und Molche vor dem Überqueren der gefährlichen Straßen auf. Dort werden die Tiere in Eimern gesammelt und von Helfern auf die andere Straßenseite getragen, damit sie nicht von Autos überfahren werden. Auch werden sie statistisch erfasst, um ihre Bestände zu kontrollieren.
„Es gibt Licht und Schatten und jedes Jahr Schwankungen“, sagte Monika Hachtel, die Fachfrau für Amphibien und Reptilien des NABU, in ihrer Bilanz der diesjährigen wochenlangen Aktion. An manchen Zäunen seien bis zu 4000 Tiere gezählt worden, an anderen deutlich weniger. Es gebe auch neue Stellen, an denen Helfer erstmals wandernde Tiere entdecken und retten.
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Bestand der Kröten gehe zurück
Insgesamt werden nach allgemeiner Beobachtung die Bestände der Amphibien geringer. Diesbezüglich sei die Bilanz der diesjährigen Wanderung ernüchternd. „Der Grasfrosch geht auf jeden Fall überregional deutlich zurück“, erklärt Monika Hachtel. Darauf weisen auch die Rückmeldungen der zahlreichen Helfer hin, die deutlich weniger Kröten, Frösche und Molche zählten. Dieser Rückgang könne vermutlich auch auf die sehr trockenen letzten drei Jahre zurückzuführen sein. Einerseits starben viele Amphibien aufgrund starker Hitze vergangener Sommer, andererseits pflanzen sie sich bei insgesamt zu trockener Luft und austrocknenden Gewässern weniger stark fort, so der NABU. Denn durch Hitze geschwächte Tiere legen auch mal eine Laichpause ein. So schlüpfen langfristig weniger Kaulquappen, was die Zahl der erwachsenen Tiere senkt.
Trotz der zurückgegangenen Zahlen sei das Jahr 2023 für die Kröten ein normales, ordnet Monika Hachtel die Situation ein. Die Aktionen der vielen hundert Helfer bremse die negative Entwicklung, es habe außerdem genügend Nächte mit guten Bedingungen gegeben. Vor allem in der Nähe von Städten beteiligten sich dieses Jahr freiwillige Helfer, so die Expertin weiter. „Entscheidend ist das ehrenamtliche Engagement der Leute vor Ort.“
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Wetter bestimmt den Startschuss der Wanderung
Die Saison der Krötenwanderung erstreckt sich hierzulande in der Regel über zwei bis drei Monate. Mit dem Höhepunkt der wandernden Amphibien rechnen Naturschützer meist Mitte März. Die ersten Tiere machten sich in diesem Jahr etwa Mitte Februar auf den Weg zu ihren Paarungsgewässern. Feuchtnasse Witterung und Nachttemperaturen im Plusbereich sind das Startsignal der Tiere. Daher ist der Beginn der Amphibienwanderung abhängig von regionalen Wetterbedingungen.
In diesem Jahr war das Wetter nicht gerade „krötenfreundlich“. Aufgrund eines Kälteeinbruchs kam es im März zu einer Pause der Wanderung. Denn wenn das Wetter kurzfristig umschlägt und kalt und trocken wird, suchen sich die Tiere zunächst feuchte und frostsichere Orte. Dort können sie erneut in Kältestarre verfallen und verbleiben, bis die Wetterbedingungen die Weiterwanderung erlauben. Sind die Tiere bei einem Wetterumbruch bereits im Laichgewässer angekommen, senken sie dort ihren Stoffwechsel und verbleiben unter Wasser.
Mit Material der dpa