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Probe

So seltsam ist der Sex bei Giraffen

Eine Giraffe streckt die Zunge aus.
„Flehmen“ nennen Wissenschaftler das Verhalten der Giraffen – aber was steckt dahinter? Foto: Getty Images
Alexandra Beste

15. Februar 2023, 13:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Will sie mich, oder will sie mich nicht? Diese Frage zerbricht wohl nicht nur vielen Menschen, sondern auch einigen Tieren den Kopf. Männliche Giraffen haben dafür einen speziellen Trick entwickelt, wie die Ergebnisse einer neuen Studie zeigen: Sie riechen am Urin der Weibchen, ob diese zur Paarung bereit sind. 

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Giraffen haben es bei der Paarung nicht leicht. Sie haben keine festgelegten Paarungszeiten, noch betreiben sie Partnerwerbung. Wie stellen die Tiere also fest, ob es losgehen kann? Ganz einfach: Die Männchen schnüffeln am Urin der Weibchen.

Ja, richtig gelesen. Die Paarhufer öffnen ihr Maul leicht und strecken die Zungenspitze heraus, um spezifische Gerüche zu wittern. „Flehmen“ nennen Wissenschaftler dieses Verhalten – und nicht nur Giraffen sind dafür bekannt. Auch andere Säugetiere, darunter Pferde, Hunde, Katzen und Elefanten, versuchen auf diese Weise, Geruchsstoffe wahrzunehmen. Wie etwa Pheromone im Urin ihrer Artgenossen.

Im Gegensatz zu anderen Tieren, die einfach an Urinpfützen schnüffeln können, haben es Giraffen aber etwas schwieriger. „Aufgrund der extremen Entwicklung ihres Kopfes und Halses riskieren sie es nicht, sich ganz nach unten zu bücken“, erklärt die Professorin Lynette Hart in einer Pressemitteilung. Gemeinsam mit ihrem Kollegen und Ehemann Benjamin L. Hart fand sie heraus, wie die Giraffenmänner stattdessen an die Sache herangehen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Animals“.

„Bitte uriniere jetzt“

Um festzustellen, ob ein Giraffen-Weibchen sexuell empfänglich und zur Paarung bereit ist, stupst das Giraffen-Männchen die Kuh mit dem Kopf an und schnüffelt an ihren Genitalien. „Bitte uriniere jetzt“, drücke die Geste laut Lynette Hart aus. Nimmt die Kuh die Einladung an, weitet sie die Hinterbeine und uriniert etwa fünf Sekunden lang. Der Bulle kräuselt die Lippe und nimmt den Harn im Mund auf.

Lynette und Benjamin Hart beobachteten dieses Verhalten auf mehreren Forschungsreisen im Etosha-Nationalpark in Namibia. Die Wissenschaftler von der US-amerikanischen University of California, Davis untersuchten Giraffen, die sich in der Nähe von Wasserlöchern im Westen des Parks aufhielten.

Bei dem Urin-Test geht es um Riechen und Schmecken

Bei dem der Urinverkostung schmecken und riechen die Giraffen zugleich. Im Mund des Giraffen-Bullen streifen die Geruchsstoffe des Harns am Gaumen vorbei – und somit am Zugang zum sogenannten Jacobson-Organ. Der Körperteil besteht aus zwei Einbuchtungen auf beiden Seiten der Nasenscheidewand und dient zur Wahrnehmung von Gerüchen.

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Für die Giraffen sei der Urin-Test „ein Teil ihres Fortpflanzungsverhaltens“, erklärte Benjamin Hart. Das Männchen müsse das Weibchen zur Mitarbeit bewegen, ergänzt seine Ehefrau. „Wenn nicht, weiß er, dass es keine Zukunft mit ihr gibt.“

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Seit 2016 steht die Giraffe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten

Giraffen gelten als die höchsten landlebenden Tiere der Welt. Zwischen den Geschlechtern gibt es jedoch gewaltige Höhenunterschiede: Bullen sind in der Regel wesentlich größer als Kühe.

Die Paarhufer sind jedoch vom Aussterben bedroht. In den vergangenen 30 Jahren ist der Bestand dramatisch gesunken. Im Jahr 2016 setzte die Weltnaturschutzunion die Giraffa camelopardalis auf die Rote Liste der gefährdeten Arten.

„Die Menschen lieben es, Giraffen zu beobachten“, sagte Benjamin Hart. Durch Studien wie diese hofft er, mehr Aufmerksamkeit auf die Tiere zu lenken. „Ich denke, je mehr die Öffentlichkeit über die Giraffen erfährt, desto mehr Interesse wird sie an ihrem Schutz haben.“ 

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