1. Oktober 2022, 6:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In Brevörde, einem Ort in Niedersachsen, wurde ein verirrter Wildschwein-Frischling von einer Kuhherde adoptiert. Der ungewöhnliche Zuwachs ist im Landkreis Holzminden zu einer tierischen Attraktion geworden – Kinder des Ortes haben dem Tier bereits einen Namen gegeben. Warum das Kleine sich den Rindern angeschlossen hat.
Kein kleines Kalb, sondern ein junges Wildschwein wurde in Brevörde vor drei Wochen von einem Landwirt in seiner Kuhherde entdeckt. Die Kühe haben den Wildschwein-Frischling offenbar adoptiert, denn er grast mit den großen Tieren zusammen auf der Weide. Landwirt Friedrich Stapel, dem die Kühe gehören, berichtet der „Mitteldeutschen Zeitung“ in Berufung auf die dpa von seinem morgendlichen Fund im Gras: „Mit einmal habe ich gesehen: Da hinten läuft doch etwas Kleines hinterher.“ Das neue Herdenmitglied ist nicht lange geheim geblieben.
Als sich herumspricht, dass ein Wildschwein-Frischling auf der Kuhweide lebt, entwickelt sich der Fund zur Attraktion im Landkreis Holzminden. Kinder des Ortes Brevörde haben dem jungen Wildschwein bereits einen Namen gegeben, es heißt Frida. Auch die Überraschung des Landwirts über seine ungewöhnliche Entdeckung auf der Weide ist schnell in Begeisterung umgeschlagen. Und das, obwohl der 66-Jährige weiß, dass Wildschweine großen Schaden anrichten können. Er hat sogar den Jäger des Ortes bereits informiert, das junge Wildschwein auf keinen Fall auf der Weide abzuschießen. Die Situation sei für den Landwirt etwas anderes, denn „wer da nicht weich wird, ist selber schuld“, sagt er in der „MZ“.
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Adoptierter Wildschwein-Frischling darf in der Herde bleiben
Friedrich Stapel vermutet, dass das junge Wildschwein Frida den Anschluss zu seinen Artgenossen beim Überqueren des nahen Flusses verloren hat. So habe sich das Tier wohl seinen Kühen auf der Weide nahe der Weser angeschlossen – und das mit Erfolg. Eine Kuh aus der Herde scheint sich besonders fürsorglich um den adoptierten Wildschwein-Frischling zu kümmern. Es könnte sogar sein, dass das junge Wildschwein den nahenden Winter mit den Mutterkühen im Stall verbringen darf. „Es jetzt alleine zu lassen, wäre ja auch unfair“, sagte der Landwirt in der „MZ“.
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Weitere Fälle adoptierter Wildschweine bekannt
Frida ist nicht das erste Wildschwein, das in einer Kuhherde lebt. Im Jahr 2015 berichtete der „Weser Kurier“ von einem ähnlichen Fall aus Meensen, im Landkreis Göttingen in Niedersachsen. Der damals 16-jährige Sohn des Landwirts hatte den Wildschwein-Frischling entdeckt. Er war verwundert, statt eines neugeborenen Kalbes ein Wildschwein vorzufinden. Dem Tier wurde der Name Johann gegeben.
Wildtierbiologen erklärten das Verhalten des Wildschweins laut „Weser Kurier“ folgendermaßen: Ein Wildschwein-Frischling sei wegen seiner verhältnismäßig großen Körperoberfläche sehr kälteempfindlich. Verwaiste Tiere suchen daher bei Kühen Anschluss, um nicht auszukühlen. Die Wildschweine scheinen in dieser Situation nach einer tierischen Wärmequelle zu suchen.
Ein weiterer Fall ist aus Waake bekannt, ebenfalls im Landkreis Göttingen. In diesem Ort wurde 2010 ebenfalls ein Wildschwein-Frischling von einer Kuh adoptiert. Wie die „HNA“ berichtete, sei das junge Wildschwein eines Tages zwischen den Galloway-Rindern entdeckt worden. Wie der Rinderhalter Bodo Bertschdamals berichtete, wurde das weibliche Wildschwein namens Freddy nach anfänglichem Zögern von der Herde akzeptiert.