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Dramatische Rettung

Verwahrloster Windhund aus Messie-Wohnung gerettet! So geht es ihm heute 

Dass es sich bei dem verwahrlosten Hund um einen afghanischen Windhund handelt, war bei der Rettung nur schwer zu erkennen.
Dass es sich bei dem verwahrlosten Hund um einen afghanischen Windhund handelt, war bei der Rettung nur schwer zu erkennen. Foto: Tierschutzverein München
Dennis Agyemang
Redakteur

2. Januar 2024, 18:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es grenzt beinahe an ein Wunder, was ein Afghanischer Windhund in München erleben durfte. So konnte der langhaarige Rüde dank aufmerksamer Nachbarn aus einer zugemüllten Wohnung, in der er wohl seit vielen Monaten vor sich hin vegetierte, gerettet werden.

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Müll, Unrat und gefüllte Kotbeutel – wohin das Auge reicht. Dazwischen ein extrem verwahrloster Windhund mit verfilztem Fell und enormen Übergewicht. Das war der Anblick, der sich der Polizei und den Tierschutzinspektoren vom Münchner Tierheim bot, als diese eine Wohnung im Münchner Stadtteil Giesing öffneten. Es habe sehr viel Fantasie gebraucht, um sich vorstellen zu können, dass es sich bei dem verängstigten Tier um einen Afghanischen Windhund handelt, heißt es dazu von Kristina Berchtold vom Tierschutzverein München. Doch alles der Reihe nach.

Tragisch! Dieser verwahrloste Windhund hauste über Jahre zwischen all dem Unrat.
Tragisch! Dieser verwahrloste Windhund hauste über Jahre zwischen all dem Unrat. Foto: Tierschutzverein München

Hundehalterin reagierte nicht auf die Schreiben der Tierschützer

Bereits im April 2023 hatten sich besorgte Nachbarn an den Münchner Tierschutzverein gewandt und berichtet, dass eine 75-jährige Frau mit einem Windhund zusammenlebe, den sie aber noch nie außerhalb der Wohnung gesehen hätten. Zudem dringe starker Geruch aus dem im vierten Stock liegenden Apartment. Und auch ein Handwerker habe nach Reparaturarbeiten gemeldet, dass er eine Messie-Wohnung mit einem stark verwahrlosten Hund vorgefunden habe. Kurzum: Die Seniorin sei mit dem Tier überfordert und könne es womöglich nicht mehr halten. Daher hätten die Tierschützer versucht, mit der Halterin in Kontakt zu treten, erklärt Andrea Bachmann vom Münchner Tierheim auf PETBOOK-Anfrage.

„Wir haben daraufhin eine Art Meldung aufgenommen und haben die Dame viermal aufgesucht. Leider Gottes hat sie nie die Tür geöffnet. Das heißt, wir haben dadurch weder Kontakt noch ein Vertrauensverhältnis zur Frau aufbauen können.“ Nach all den vergeblichen Bemühungen habe man das Veterinäramt eingeschaltet, so Andrea Bachmann weiter. „Die haben ja mehr Handhabung, da das ja Beamten sind und wir ja nur Vereinsmitarbeiter. Allerdings hatten auch sie kein Glück.“ So blieben auch hier alle Anschreiben und persönliche Besuche ohne jede Reaktion. Selbst Hilfsangebote durch die Nachbarn sollen abgelehnt worden sein, heißt es.

Seinem verfilzten Fell verdankt der Windhund nun seinen Namen Bob Marley.
Seinem verfilzten Fell verdankt der Windhund nun seinen Namen Bob Marley. Foto: Tierschutzverein München

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Plötzliche Wendung mit großem Schock

Dann kurz vor Weihnachten die überraschende Wendung: Nachbarn meldeten der Polizei und Tierschutzverein, dass die Dame ihre Wohnung schon mehrere Tage nicht mehr verlassen habe und der Hund seither gegen die Tür scharre. „Außerdem soll es plötzlich auch ganz anders aus der Wohnung gerochen haben“, sagt Andrea Bachmann. Daher schrillten bei allen die Alarmglocken und die Feuerwehr öffnete die Wohnungstür der älteren Dame. Dann die traurige Gewissheit: Die Mieterin ist gestorben.

Doch das war nicht der einzige Schock: So fanden die Helfer eine komplett vermüllte Wohnung vor, in der ein extrem verwahrloster Hund hauste. Das Fell des übergewichtigen Vierbeiners war stark verfilzt und die Beine mit Haarknoten und getrocknetem Kot verklumpt. Ein Anblick, der für die Helfer und das verständigte Veterinäramt kein leichter gewesen sein dürfte. Es sei kein leichtes Unterfangen gewesen, das verängstige Tier aus der Wohnung zu bekommen, da es selbst das Treppenhaus nicht kannte, heißt es.

„Die Kotbeutel wurden häufig aus dem Fenster geworfen“

Ob die Halterin tatsächlich nie mit dem Hund draußen war, lässt sich nun nicht mehr klären. „Aber wenn, dann wirklich sehr, sehr selten.“ Es sei aber nicht nur offensichtlich gewesen, dass der Hund kaum bis keine Bewegung hatte, sondern auch, „dass er seine Notdurft häufig in der Wohnung verrichtet hat“, verrät die Tierschützerin. „Die Kotbeutel wurden auch häufig aus dem Fenster geworfen – aus dem vierten Stock! Das wissen wir von den unteren Nachbarn.“

Jetzt ist Bob Marley, wie die Tierschützer den Hund wegen seiner verfilzten Haare nannten, in Sicherheit und sein langes Martyrium damit beendet. Allerdings war sein Fell dermaßen verfilzt, dass es unter Narkose geschoren werden musste. Allerdings gehe es hier nicht ausschließlich um Schmerzen, erklärt die gelernte Tierpflegerin und Hundetrainerin im Gespräch mit PETBOOK. „Es geht darum, dass man das Fell in einem Rutsch komplett herunterscheren kann. Das dauert natürlich ein bisschen, bis alles abgeschoren hat.“

Bye Bye, verfilzte Zotteln! Nachdem dem sein ungepflegtes Fell heruntergeschoren wurde, ist Windhund Bob kaum noch wiederzuerkennen.
Bye Bye, verfilzte Zotteln! Nachdem dem sein ungepflegtes Fell heruntergeschoren wurde, ist Windhund Bob kaum noch wiederzuerkennen. Foto: Tierschutzverein München
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So geht es Windhund Bob heute

Gerade für Hunde wie Bob, die diese Art der Fellpflege nicht kennen und auch keine Bezugsperson bei sich haben, könne so eine lange Prozedur beim ersten Mal psychisch und körperlich extrem anstrengend sein. So sei es für den Hund einfach stressfreier, erklärt Bachmann. Und wie geht es mit dem frisch geschorenen Bob jetzt weiter? „Jetzt warten wir erst mal die komplette Freigabe ab. Das muss natürlich über das Nachlassgericht und übers Amt gehen. Wenn wir eine Freigabe haben, suchen wir ein neues Zuhause für den Hund.“

Laut den Pflegern habe sich Windhund Bob gut erholt und blühe förmlich auf. „Er hat sich schon gut mit der neuen Situation arrangiert.“ Nachdem die offizielle Freigabe erfolgt ist, können Interessenten Windhund Bob über das Münchner Tierheim kennenlernen und ihm ein neues Zuhause geben. Denn mit seinen erst zwei Jahren hat er noch genug Zeit, um ein langes glückliches Hundeleben mit seiner neuen Familie zu leben.

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