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Nach temporärem Stopp

Walfang auf Island geht weiter! Tierschützer vermuten politische Gründe

Walfänger auf dem Walfangboot Hrafnreydur KO-100 in Island bei den Vorbereitungen für das Häuten
Nach einem temporären Stopp geht der Walfang in Island weiter. Tierschützer vermuten, dass bis Ende der Saison 2023 noch bis zu 30 Finnwale getötet werden Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

1. September 2023, 16:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der Walfang auf Island geht weiter. Das verkündete Ernährungsministerin Svandís Svavarsdóttir am 31. August in einem Livestream. Zuletzt gab es wegen Tierschutzbedenken einen temporären Stopp. Jetzt soll der Walfang weitergehen – aus politischen Gründen, wie Tierschützer vermuten.

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Am ersten September wird der Walfang auf Island fortgesetzt. Das gab Ernährungsministerin Svandís Svavarsdóttir am 31. August in einem Livestream bekannt. Allerdings solle es strengere Auflagen geben als bisher, damit die Tiere nicht lange leiden. Tierschützer hatten dies scharf kritisiert, weshalb Ministerin Svavarsdóttir kurz vor Beginn der Saison im Juni ein befristetes Verbot für den Fang erlassen hatte.

Nun dürfen die Walfangboote wieder ausrücken – obwohl sich der Walfang weder wirtschaftlich lohnt, noch die Bevölkerung diese „Tradition“ gutheißt, wie Umfragen zeigen. Was das für die Tiere bedeutet und welchen Grund Tierschützer hinter der Entscheidung der zuständigen Ministerin vermuten, erklärt PETBOOK.

Bis Ende September könnten noch 30 Finnwale getötet werden

Ab Juni stehen die Walfänger in den Startlöchern. Die Crews, die dafür angeheuert wurden, waren nicht entlassen worden, sondern hatten sich bis jetzt mit der Pflege der Schiffe beschäftigt, wie der isländische Nachrichtensender RÚV berichtete. Die beiden Walfangschiffe Hvalur 8 und Hvalur 9 seien startklar. Bis zum 30. September dürfen sie nun Jagd auf die Tiere machen.

„Wie viele Finnwale dieses Jahr noch getötet werden, ist schwer zu sagen“, sagt Astrid Fuchs von der „Whale and Dolphin Conservation“ auf Nachfrage von PETBOOK. Die Wetterlage vor Ort sei schlecht, somit werden die Walfangschiffe nicht direkt am 1. September auslaufen können. Wahrscheinlicher sei eine Wiederaufnahme der Jagd im Laufe der nächsten Woche. „Schätzungsweise könnten bis Ende September noch 5 bis 25 oder maximal 30 Finnwale getötet werden.“

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Regierung Islands beim Thema Walfang gespalten

In Island regiert derzeit eine Koalition. Die Linksgrünen – die Partei, der die Premierministerin und Fischereiministerin angehören – sind gegen den Walfang. Der stärkere Koalitionspartner, der aus den beiden Parteien Unabhängigkeits- und Fortschrittspartei besteht, ist für eine Fortsetzung.

Bei der Entscheidung gehe es somit weniger um Wählerstimmen, sondern um den „Zusammenhalt“ der Regierungsparteien, erklärt Astrid Fuchs. Es sei außerdem anzunehmen, dass die Ministerin Svandís Svavarsdóttir die Vorschriften einhalten wolle. Das bedeute, dass sie die bereits erteilten Genehmigungen nicht zurückziehe, sondern auf ein Ende des Walfangs ab 2024 poche.

Politische Entscheidung und persönliche Interessen

Ein Bericht legte kürzlich dar, dass der Walfang keinen wirtschaftlichen Nutzen für Island hat. Auch die Zustimmung der Bevölkerung zum Walfang sinkt, wie jüngste Umfragen dazu im Auftrag der isländischen Naturschutzorganisation zeigen. So sind nur noch 29 Prozent für den Walfang, 42 Prozent sind dagegen. Warum halten die Unabhängigkeits- und Fortschrittspartei also noch daran fest?

„Diese beiden Koalitions-Parteien werden von dem Walfänger Kristján Loftsson finanziell unterstützt“, erklärt Astrid Fuchs gegenüber PETBOOK. Loftsson leitet das einzige Walfangunternehmen in Island, das die Tiere momentan aktiv jagt. „Er hat ein großes persönliches Interesse am Fortgang des Walfangs und verspricht sich in Zukunft wieder Geld mit dem Verkauf des Walfleisches zu machen.“

Derzeit sei der Walfang aber auch für ihn mit hohen Kosten verbunden und er hänge vor allem an veralteten „Traditionen“ fest, führt Fuchs weiter aus. Allerdings würden seine knapp 100 Mitarbeiter gut bezahlt.

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Tierschützer enttäuscht über Entscheidung

Die isländische Naturschutzorganisation „Náttúruverndarsamtök Íslands“ hatte bereits Ende Mai eine Petition zum Stopp des Walfangs gestartet, da dieser unmenschlich sei und gegen die Tierschutzgesetze verstoße. Auch die Mitarbeiter der „Whale and Dolphin Conservation“ hatte sich mit der Regierung und den Partnern vor Ort zusammengetan, um die Grausamkeit aufzudecken und zu zeigen, dass die Jagd auf Wale niemals human sein kann, wie Astrid Fuchs berichtet.

„Wir ist zutiefst enttäuscht über die Entscheidung der isländischen Regierung, den Walfang nach dem temporären Stopp wieder zuzulassen“, sagt Fuchs. „Wir werden weiterkämpfen, bis das grausame Töten ein Ende hat. Die Mehrheit der Isländer:innen ist für ein Ende des Walfangs und wir stehen an ihrer Seite.“

Themen Meerestiere Wale
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