6. Dezember 2022, 13:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Fledermäuse stoßen spezielle Laute aus, die für Menschen teilweise nicht hörbar sind, da sie sich im Ultraschallbereich bewegen. Doch haben die Tiere auch ein bestimmtes Merkmal in der Kehle, dass sie tatsächlich zu guten Death-Metal-Sängern machen würde, wie ein Team aus Wissenschaftlern belegen konnte.
Dass Fledermäuse eine wahre Stimmgewalt haben, die für den Menschen teilweise nicht hörbar ist, ist wohl vielen bekannt. Ein dänisches Forscherteam von der Universität in Odense um Coen Elemans hat nun jedoch herausgefunden, dass die Tiere nicht ausschließlich sehr hohe Frequenzen von Tönen nutzen. Denn Fledermäuse besitzen auch bestimmte anatomische Besonderheiten, die sie zu guten Death-Metal-Sängern machen würden! Eine bestimmte Membran in ihrer Kehle erlaubt den Fledermäusen nämlich die Erzeugung von Geräuschen im niedrigen Frequenzbereich. Die Erkenntnisse der Forscher belegen die unglaubliche Stimmgewalt der Tiere, die bis zu sieben Oktaven umfasst.
Fledermäuse haben größere Stimmbreite als Death-Metal-Sänger
Für ihre Studie untersuchten die Forscher die Kehlköpfe von 8 Wasserfledermäusen (Myotis daubentonii). Mithilfe von Luftzufuhr konnten sie die Lautbildung bei den Tieren anhand der Organe nachbilden. Diese Versuche zeichneten sie mit einer Kamera auf, die Zeitlupenaufnahmen anfertigte, welche dann von einer künstlichen Intelligenz ausgewertet wurden.
Zunächst beschrieben die Forscher das Echolot der Tiere. Denn Fledermäuse dieses Echolot aus Tönen im Hochfrequenzbereich, um sich in der Dunkelheit gut orientieren zu können. Diese Technik erlaubt es ihnen auch, fliegende Beute bei schlechten Sichtverhältnissen aufzuspüren. Diese Rufe erreichen bei den meisten Fledermausarten eine Frequenz von bis zu 120 kHz. Die Wissenschaftler stellten die These auf, dass dies den Tieren einen evolutionären Vorteil gebracht hat und deswegen der Kehlkopf auf schnelle Ortungsrufe angepasst wurde.
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Bei dieser Untersuchung zeigte sich, dass sich in der Kehle der Fledermäuse Membranen und Häutchen befinden, die bei niedrigen Frequenzen mitschwingen. Zusätzlich zu den Stimmbändern sahen die Forscher weitere Stimmlippen (ventrikuläre Falten). Diese bewegten sich auch dann, wenn die Stimmbänder nicht genutzt wurden. „Beim Menschen spielen ventrikuläre Falten eine Rolle bei verschiedenen tieffrequenten Gesangsformen wie dem Death-Metal-Grunzen und dem mongolischem Kehlkopfgesang, wo sie die Stimmlippen berühren und die Masse der schwingenden Strukturen erhöhen können“, so die Forscher in ihrer Studie.
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Fledermäuse treffen mehr Töne als Mariah Carey
Die genaue Ursache für die tiefen Töne konnten die Forscher rund um Elemans jedoch nicht zweifelsfrei erläutern. Sie vermuten, dass die Fledermäuse diese speziellen Stimmlippen für „die Produktion agonistischer sozialer Rufe“ nutzen, d. h. für kämpferisch ausgestoßene Warnschreie gegenüber Artgenossen, die sie in ihre Schranken weisen wollen. Diese Töne rangieren laut den Ergebnissen der Studie eher im niedrigeren Frequenzbereich und beginnen bei 1 kHz. „Der enorme Stimmumfang von Fledermäusen ist beispiellos in der Lautproduktion von Säugetieren, aber wie Fledermäuse dies erreichen, ist nach wie vor unbekannt“, ordnen die Wissenschaftler ihre Ergebnisse ein.
Dementsprechend konnten die Wissenschaftler eine tonale Bandbreite von Lauten bei der Wasserfledermaus nachweisen, die von 1 kHz bis 120 kHz reicht. Das entspricht umgerechnet sieben Oktaven. Zum Vergleich: die übliche stimmliche Reichweite von trainierten Sängern sind drei Oktaven. Somit schlagen die Fledermäuse alle menschlichen Ausnahmetalent. Mariah Carey schaffte in den 90er Jahren noch fünf Oktaven. Aber auch Axl Rose von Guns n‘ Roses, der zu seinen besten Zeiten über eine Stimmbandbreite von sechs Oktaven verfügte, schlagen die Tiere mit Leichtigkeit. Doch ob Fledermäuse wirklich mit Musikern wie Ozzy Osbourne auf der Bühne eine Death-Metal-Einlage trällern würden, ist wohl aus mehreren Gründen fragwürdig.
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Quellen
- Håkansson, J., Mikkelsen, C., Jakobsen, L., & Elemans, C. P. (2022). Bats expand their vocal range by recruiting different laryngeal structures for echolocation and social communication. Plos Biology, 20(11), e3001881.