6. April 2023, 5:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer eine Nahrungsmittelallergie hat, muss auf vieles verzichten, denn scheinbar harmlose Lebensmittel lösen plötzlich Reaktionen aus. Doch wer in der frühesten Kindheit schon Tiere gehabt hat, leidet laut einer japanischen Studie wohl weniger häufig darunter – mit einer Ausnahme.
Japanische Wissenschaftler haben sich in einer Studie der Frage gewidmet, ob Kinder, die während ihrer frühesten Entwicklungsphase mit Tieren aufwachsen, weniger Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel entwickeln. Zuvor war ein Zusammenhang dieser Art nur mit Hunden festgestellt worden. Die erstaunlichen Ergebnisse zeigen, dass einige Haustiere tatsächlich einen positiven Effekt haben. Doch ein bestimmtes Tier kann Nahrungsmittelallergien sogar befeuern!
Wer mit Tieren aufwächst, hat meist weniger Allergien
Schon lange wird vermutet, dass Allergien durch zu viel Hygiene entstehen. Diese sogenannte „Hygiene-Hypothese“ besagt, dass man potenziell allergenen Stoffen ausgesetzt werden muss, um eine Sensibilisierung dagegen zu verhindern. Überzogene Hygiene ist demnach eher förderlich für das Entwickeln von Allergien.
In Japan widmet man sich in einer groß angelegten Studie noch bis 2027 der allgemeinen Gesundheit von Kindern. Diese soll auch Aufschluss über Allergien geben. Erste Daten der „Japan Environment and Children’s Study“ aus dem Fukushima Research Center wurden nun durch das Forscherteam um Hisao Okabe ausgewertet.
In dieser ersten Studie geht es speziell um Nahrungsmittelallergien. Diese Form der Allergie entsteht in der Regel durch eine Kreuzreaktion. Das bedeutet, wer etwa auf Birkenpollen allergisch ist, kann auch eine Allergie auf Äpfel entwickeln. Eine Nahrungsmittelallergie kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten und im Laufe eines Lebens schlimmer werden. Meist hilft den Betroffenen dann nur eine Hyposensibilisierung, um schwere Symptome, wie einen allergischen Schock zu umgehen. Mehr zu dem Thema lesen Sie bei FITBOOK: Kreuzallergie – wer auf Pollen reagiert, tut es womöglich auch auf Lebensmittel.
Studie liefert erste Hinweise zu Nahrungsmittelallergien und der Haltung von Tieren
In der japanischen Kohortenstudie konnte man einen Effekt von Haustierhaltung während der Schwangerschaft und den ersten drei Lebensjahren bei den untersuchten Kinder feststellen. Insgesamt wurden die Daten von 97.413 Kinder und ihren Müttern zu regelmäßigen Zeitpunkten in der fetalen und frühkindlichen Entwicklung verwertet.
Dabei stellte sich heraus, dass Kinder, die schon von klein auf mit Hunden konfrontiert waren, weniger Allergien gegen Eier, Milch und Nüsse hatten. Jedoch zeigte sich auch ein Unterschied zwischen einem Haus- und einem Hofhund. Nur bei direktem Kontakt mit einem Haushund zeigte sich dieser Zusammenhang. Kinder, die stattdessen mit einer Katze aufwuchsen, hatten später weniger allergische Reaktionen auf Ei, Weizen und Soja. Diese Effekte ließen sich bereits während der Schwangerschaft der Mütter nachweisen, welche auch potenzielle Allergien auf Milch verringern konnten.
Allerdings scheinen sich nicht alle Haustiere positiv auf Nahrungsmittelallergien bei Kindern auszuwirken. Denn wer einen Hamster hielt, hatte laut der Datenlage ein signifikant höheres Risiko, eine Allergie auf Nüsse zu entwickeln. Weitere Allergene wie Fisch, Früchte, Krustentiere oder Buchweizen ließen sich in der Studie nicht feststellen. Auch die Haltung von Schildkröten oder Vögeln ließ sich nicht mit reduzierten Neigungen zu Allergien in Verbindung bringen.
Auch interessant: Das richtige Haustier für mein Kind
Zusammenhang zwischen Tieren und Nahrungsmittelallergien bislang unklar
Laut den Forschungsergebnissen von Okabe und seinen Kollegen seien alle Resultate dieser ersten Studie jedoch eher Hinweise. Es gebe zudem noch keine Untersuchungen darüber, wie genau Hunde und Katzen die positiven Effekte auf Allergien auslösten. Zum einen könnte die Mikrobiotik im Darm einen guten Einfluss auf Allergene haben. Dieser Austausch von Kleinstbakterien findet auch bereits im Mutterleib statt und könnte so den Effekt von Haustierhaltung auch vor der Geburt erklären.
Des Weiteren könnte die Haltung von Hunden und Katzen auch zu „unterdrückenden Effekten“ gegen bestimmte Allergene führen, welche die Tiere selbst mit sich bringen. Wenn sich die Ergebnisse im Verlauf der Langzeitstudie bestätigen ließen, könnte dies auch zu einer geringeren Sterblichkeitsrate durch anaphylaktische Schocks bei Kindern führen. Allerdings müssten die Ergebnisse darüber hinaus auch noch durch Haut-, Blut- sowie weitere Allergietests belegt werden.
Doch was sollte man nun tun, wenn man einen Hamster und ein Kleinkind hat? Die Wissenschaftler haben dazu folgende Gedanken: „Wir nehmen an, dass Nussallergene Säuglinge durch Körperkontakt oder Hausstaub perkutan sensibilisieren können.“ Das bedeute also, wenn Säuglinge Hamster berühren, können sie durch den Haut- und Speichelkontakt übermäßig hohen Konzentrationen von Nuss-Allergenen ausgesetzt sein. Jedoch könne das Händewaschen in der Familie und das Fernhalten von Hamstern von Säuglingen das Risiko einer Nussallergie minimieren.
Hamster sind als nachtaktive Tiere sowieso besser außerhalb des Kinderzimmers aufgehoben. Da Säuglinge die empfindlichen Kleintiere in aller Regel nicht ablutschen sollten, kann man so eine Sensibilisierung auf die Allergene leicht verhindern.
Soziale Kontakte Studie zeigt, dass Hunde mit Freunden im Alter gesünder sind
21.000 Hunde untersucht Weder Liebe noch Geld! Große Studie zeigt, welcher Faktor Hunde wirklich lange gesund hält
Studien zeigen Das taugen Allergietests für Hunde zum Selbsttesten
Quellen
- Okabe H, Hashimoto K, Yamada M, Ono T, Yaginuma K, Kume Y, et al. (2023) Associations between fetal or infancy pet exposure and food allergies: The Japan Environment and Children’s Study. PLoS ONE 18(3): e0282725. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0282725