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Schlangen, Chamäleons, ...

Wird die Haltung von exotischen Tieren in Deutschland bald verboten?

Ein Chamäleon krabbelt im Terrarium über Zweige – das exotische Tier könnte in Deutschland bald verboten sein
Exotische Tiere, wie Chamäleons, könnten in Deutschland bald verboten sein Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

23. Januar 2023, 16:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Tierschützer fordern schon lange mehr Kontrolle über die Haltung von exotischen Tieren in privaten Haushalten. Nun scheint tatsächlich Bewegung in den Fall zu kommen. Wird Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir wirklich ein Verbot von Schlange, Chamäleon und weiteren exotischen Tieren in Deutschland durchsetzen können?

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Exotische Tiere wie Schlangen oder Chamäleons spalten schon seit einiger Zeit Halter, Züchter und Tierschützer in Deutschland. Nicht nur verbrauchen Terrarien viel Energie und verursachen hohe Kosten. Auch werden die Tiere ihren Haltern vermehrt unbequem, sodass sie abgegeben werden und im Tierschutz enden.

Exotische Tiere in Deutschland bald nicht mehr erlaubt?

Auch sind die Haltungsbedingungen vieler exotischer Tiere häufig nicht artgerecht. Zudem besteht häufig zu wenig Aufklärung über die Haltung von Boa, Waran und Co. Vorstöße der Länder, wie der als „Gifttiergesetz“ bekannte Erlass der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, zeigten bisher wenig Wirkung.

Daher fordern Tierschützer schon lange eine Liste von Tieren, die problemlos als Haustiere leben können. Eine sogenannte Positivliste, die beispielhaft bereits in Spanien eingeführt wurde (PETBOOK berichtete). Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betont immer wieder, dass Exoten nicht in private Haushalte gehören. Damit erntete er Kritik von Amphibienzüchtern und Vereinen – die Debatte schlägt täglich neue Wellen. Den „Stuttgarter Nachrichten“ sagte Özdemir: „Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? Das habe ich nie verstanden“. Özdemir setzt sich bereits seit einiger Zeit dafür ein, dass auf EU-Ebene eine allgemeine Regelung und eine Positivliste für Haustiere entsteht.

Verbände und Tierschützer geteilter Meinung über die Positivliste

Jörg Junhold, Präsident des Verbands der Zoologischen Gärten, kritisierte eine Positivliste im „ZDF“: „Man kann nicht unterscheiden zwischen Hund und Katze und exotischen Tieren“. Zudem kriminalisiere man mit einer Positivliste und Verboten 50 Prozent der Deutschen, die Heimtiere hielten. Ein Verbot würde zudem eher dazu führen, dass man sich Tiere illegal beschaffe. Mithilfe einer Positivliste werde erst mal alles kriminalisiert. Mit einigen, wenigen Ausnahmen.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, findet in einer Pressemitteilung deutliche Worte für den Auftritt von Junhold. „Der Bundesminister [Özdemir] will mit einer Positivliste den Tierschutz stärken, das ist der richtige Weg. Der Präsident des Verbandes der Zoodirektoren will weiter Tierqual zulassen, das ist der falsche Weg.“

Schröder kritisierte weiter, dass die geplante Positivliste klarstelle, welche Tierarten in privater Hand leben dürfen – weil gegen die Haltung keine Bedenken aus Tier-, Natur- oder Artenschutzsicht bestehe. „Wer eine solche Regelung für die Zukunft ablehnt, der ignoriert die Realität und toleriert, dass exotische Wildtiere massenhaft in Wohn- und Kinderzimmern dahinvegetieren“. Dies sei der Fall, weil nötiges Fachwissen fehle und die Ansprüche der Tiere nicht erfüllt werden könnten.

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Führerschein oder Sachkundenachweis für exotische Tiere in Deutschland?

Bereits zuvor hatten sich Kritiker der Positivliste zu Wort gemeldet. Den „Stuttgarter Nachrichten“ sagte Axel Kwet, der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, dass der Minister mit seiner Positivliste zwar den Tier- und Artenschutz wolle, aber damit das Gegenteil erreiche. Statt eines Verbotes forderte der Experte einen abgestuften Führerschein. „Wir sind nicht dagegen, die Haltung bestimmter Arten zu regeln“, sagte er. „Aber es muss vernünftig geregelt sein.“

Thomas Kölpin, Zoodirektor in Stuttgart, forderte dagegen einen verpflichtenden Sachkundenachweis bei Erwerb eines Tieres. Dies würde dann Hund und Katze mit einschließen und verhindere zudem Spontankäufe auf Tierbörsen oder Mode-Haltungen. „Wenn man erst ein Wochenendseminar besuchen muss, dann wird man sich auch schneller der Verantwortung bewusst“, sagte er den „Stuttgarter Nachrichten“.

Der Deutsche Tierschutzbund wiederum begrüßte den Vorstoß Özdemirs bereits zuvor. Die Tierschützer forderten den Bundesminister auch auf, nicht auf die europäischen Bündnisstaaten zu warten, sondern auf nationaler Ebene vorzugehen. „Den Vorschlag von Minister Özdemir, mit einer Positivliste auf EU-Ebene jene Tierarten zu definieren, die bedenkenlos gehalten werden können, unterstützen wir uneingeschränkt“, so Schröder.

Der Tierschutzbund führt weiter an, eine Positivliste nur mit den Tierarten, die tatsächlich gehalten werden dürfen, wäre viel kürzer und übersichtlicher als die existierenden Negativlisten. Bislang nicht gehandelte Tierarten könnten dann nicht mehr einfach auf den deutschen Markt kommen. Zudem könnten die Behörden schneller und effektiver einschreiten. So könnten sie sich Fachkenntnisse über die erlaubten Tierarten leichter aneignen und die Vorschriften einfacher nachvollziehen.

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