25. Mai 2023, 10:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Dass bei Festivals viele Gäste vorab anreisen, um sich die besten Plätze zu sichern, ist normal. Aber dass ein paar Mufflon-Schafe schon Monate vor dem großen Heavy-Metal-Festival in Wacken die Gegend unsicher machen, ist doch eher ungewöhnlich.
In dem kleinen Ort Kaaks in Schleswig-Holstein leben ca. 460 Einwohner – und seit einigen Monaten auch zwei Mufflons. Zunächst schien es den Anwohnern, als seien die Mufflons nur auf der Durchreise. Wahrscheinlich waren die Tiere einem Wildtiergehege in der Nähe des Festivalgeländes in Wacken entlaufen. Doch die Mufflons scheinen sich in den Vorgärten der Menschen sehr wohlzufühlen und knabbern gern die Rosen der Anwohner ab.
Mufflons aus einem Wildpark bei Wacken entlaufen?
Zunächst berichtete die BILD-Zeitung darüber, dass die Tiere seit Ende Januar 2023 in Kaaks lebten. „Ich habe sie an dem Tag gesehen, wo sie angekommen sind. Wir dachten, die sind auf Durchreise, aber sie sind geblieben“ sagte Barbara Oechsle, die zusammen mit ihrem Partner Frank Brüdigam das Restaurant „Zum Wildwechsel“ in Kaaks betreibt, der BILD. Offensichtlich gefiel es den Tieren jedoch so gut, dass sie auf dem Weg zurück in das Gebiet um Wacken lieber im zehn Kilometer entfernten Kaaks Station machten.
Ob die Mufflons aber tatsächlich aus Wacken stammen und dorthin zurückkehren wollten, ließ sich bislang jedoch nicht feststellen. Der Bürgermeister des Ortes geht davon aus, dass die Wildschafe bei einem ehemaligen Wildpark in der Nähe des berühmten Festivals entlaufen sind. Mittlerweile sind sie seit einigen Monaten die absolute Attraktion der Gegend.
Wie Bürgermeister Klaus-Wilhelm Rohwedder, in der „Süddeutschen Zeitung“ mit Berufung auf die Nachrichtenagentur dpa weiter berichtete, seien alle bisherigen Versuche, die Tiere einzufangen, gescheitert. Deshalb spazierten die beiden nun weiter durch den Ort „und fressen uns in den Gärten die Rosen ab“, so Rohwedder gegenüber der dpa. Die meisten Einwohner – vor allem die ohne Mufflons oder Rosen im Garten – fänden es schön, dass sich die Wildschafe im Ort wohlfühlen und fahren deshalb sogar extra langsamer. „Das Schlimmste wäre, wenn sie umgefahren werden.“
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Pärchenbildung der Wacken-Mufflons ist untypisch für die Herdentiere
Es ist jedoch ungewöhnlich, dass die Tiere nur zu zweit unterwegs sind, denn normalerweise sind Mufflons Herdentiere. Sven Fraaß, Pressesprecher des Hamburger Tierschutzvereins, sagte gegenüber der BILD dazu: „Dass die so verwildert leben, ist neu. Eigentlich sind Mufflons im Mittelmeer-Raum daheim. Aber sie sind Vorfahren der Hausschafe, lassen sich gut an Menschen gewöhnen. Sie sind sehr stressresistent, ausdauernd und lassen sich nicht leicht greifen.“ Damit hätten die Tiere eigentlich gute Voraussetzungen an einem Heavy-Metal-Festival wie dem Wacken teilzunehmen. Auch die gebogenen Hörner könnten den Tieren im Mosh-Pit (spontan vom Publikum gebildeter Kreis, in dem die Zuschauer wild tanzen und dabei bewusst mit anderen Teilnehmern zusammenstoßen) zugutekommen.
Die Herkunft des Mufflons ist nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass es ein früh in der Menschheitsgeschichte verwildertes Schaf ist, das noch sehr urtümlich aussieht. Ein Mufflon wiegt zwischen 25 und 50 Kilo. Nur die Widder tragen Hörner, die ein Leben lang weiterwachsen. Ihr Fell verändert im Sommer die Farbe und reicht beim Männchen von rot bis braun, bei den Weibchen ist das Fell eher gelblich. Heute lebt Muffelwild vor allem im Mittelmeer-Raum in Freiheit, aber auch in Deutschland gibt es mehrere Herden.
Die nächste Auflage des Wacken-Festivals findet vom 2. bis zum 5. August statt. Ob die Mufflons vorhaben, mit ihrem bis dahin gebleichtem Sommerfell am Festival teilzunehmen oder das Gelände vorab abgrasen werden, ist nicht bekannt.
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Sonstige Quelle
- Wildhaltung-Nrw.de, „Muffelwild“ (aufgerufen am 24.05.2023)