
25. Februar 2025, 10:58 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
„Pferde zeigen dir, wer du wirklich bist!“ Klingt verrückt? Ist es aber nicht, sagt Ina Ruschinski. Die Buchautorin weiß, warum unsere Vierbeiner die beste Therapie gegen Lebenskrisen sind, wie sie Ängste aufdecken – und wie sie uns helfen, glücklich zu werden.
Wie sagt man so schön? „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Ina Ruschinski ist Autorin, Pädagogin und Coach für Menschen mit Pferden und bietet auch Seminare und auch Online-Coachings für Menschen mit Pferden an. Ihre Arbeit verbindet Bodenständigkeit und Spiritualität. „Andere haben Gurus – ich habe meine Pferde“, sagt sie. Im PETBOOK-Interview verrät die Expertin mehr über Ihre Arbeit mit Pferden und wie diese uns Menschen glücklich machen und sogar heilen können.
„Pferde haben ein Grundbedürfnis nach Sicherheit“
PETBOOK: Frau Ruschinski, was können wir durch den Umgang mit Pferden über uns selbst lernen?
Ina Ruschinski: „Ich sage immer: ‚Pferde sind Bewusstseinslehrer‘. Sie zeigen uns, wo wir stehen – und wo wir an uns arbeiten können. Sie reagieren auf unsere Körpersprache, unsere Energie und spiegeln uns so, wie wir wirklich sind. Das kann uns helfen, achtsamer mit uns selbst zu werden und Schwächen zu erkennen, aber auch Stärken. Besonders, wenn wir mit unserem Pferd nicht in Balance sind, fordert das oft Reflexion: Bin ich gestresst? Setze ich mich selbst unter Druck? Pferde reagieren darauf, indem sie uns keine Sicherheit geben können, wenn wir selbst unsicher sind. Denn Pferde haben das Grundbedürfnis nach Schutz, Sicherheit und Nähe.“
Haben Sie ein Beispiel, wie diese Spiegelung aussieht?
„Oft zeigt sich das in schwierigen Situationen: ein Unfall, eine Krankheit oder Verhaltensänderungen beim Pferd. Da fängt man an, sich zu hinterfragen: ‚Hat meine Energie die Situation beeinflusst?‘ Pferde sind sehr feinfühlig. Wenn wir mit uns selbst nicht im Reinen sind, spüren sie das. Manche Pferde weigern sich, mit uns ins Gelände zu gehen, weil wir ihnen durch unsere emotionale Ausstrahlung keine Sicherheit vermitteln können.“
Viele sagen, Pferde können uns in Krisen „heilen“. Stimmen Sie zu?
„Absolut. Pferde bringen uns zurück zu unserer Seele, zu dem, was uns im Kern ausmacht. Heilung geschieht oft, wenn wir mit einem Pferd einfach nur im Moment sind. Pferde leben immer im Hier und Jetzt, in Achtsamkeit. Sie schenken uns Ruhe und Sicherheit. Wenn wir uns darauf einlassen, kann das Blockaden lösen – seelisch wie körperlich.“
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Autorin Ina Ruschinski: „Pferde fordern uns heraus“
Wie sieht das in Ihrer Arbeit aus?
„Ich arbeite mit Herz-Kohärenz-Techniken, die das Nervensystem beruhigen und Ängste abbauen. Es gibt sogar wissenschaftliche Studien dazu, dass unser Herz heilen kann, wenn wir achtsam sind und in uns hineinhören. Das klappt besonders gut mit Pferden, weil sie uns in ihr Energiefeld aufnehmen.“
Je älter wir werden, desto größer wird oft die Angst vor Kontrollverlust. Wie können wir Vertrauen zu uns selbst und unserem Pferd aufbauen?
„Mit kleinen Schritten. Viele Menschen setzen sich zu sehr unter Druck. Dabei muss man nicht sofort aufs Pferd steigen. Ein Spaziergang mit dem Tier ist oft ein guter Anfang. Wichtig ist, sich auf seine Intuition zu verlassen und zu akzeptieren, dass wir nichts müssen. Wir dürfen das Tempo bestimmen. Wenn Unsicherheiten bestehen, rate ich, mit einem erfahrenen Trainer zu arbeiten.“
Was ist Ihre wichtigste Botschaft an Pferdemenschen?
„Pferde helfen uns, eine Reise zu uns selbst zu machen. Sie zeigen uns, wo wir stehen, und fordern uns heraus, zu wachsen. Dafür müssen wir uns öffnen und bereit sein, an uns zu arbeiten. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern ehrlich. Pferde bringen uns genau dorthin, wo wir sein sollen – wenn wir bereit sind, zu lernen.“