
29. April 2025, 5:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Schon lange träumt PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender vom eigenen Pferd. Nun steht der zweite Probetermin mit der jungen Traber-Stute Heidi an. Doch Angst und Zweifel überschatten die Freude, bald stolze Besitzerin eines Pferdes zu sein – und bringen sie in der Reithalle an ihre Grenzen.
Die Erfahrungen des ersten Aufeinandertreffens mit Stute Heidi sind einigermaßen verdaut. Nun steht ein zweiter Termin an, der mich an meine Grenzen bringt – und darüber hinaus. Ich will mir eigentlich beweisen, dass ich noch nicht bereit für ein Pferd bin. Doch Heidi – und eine überraschend coole Bereiterin – zeigen mir etwas ganz anderes.
Kein Plan, nur Kopfschmerzen – und ein riesiges Pferd
Ich weiß nicht warum, aber ich habe keinerlei Gefühl dafür, ob Heidi zu mir passt. Beim ersten Termin war ich komplett überfordert mit der Situation, ein Verkaufsgespräch zu führen. Ich ließ mich sogar überreden, auf das Pferd zu steigen, obwohl ich echt Schiss hatte – ich bin schließlich eine ungeübte Reiterin.
Und dann steht da plötzlich so ein riesiges Vollblut, das deutlich größer wirkt als in der Verkaufsanzeige. Dreimal unterm Sattel in ihrem Leben, und ich soll da jetzt drauf? Herzlichen Glückwunsch. Aber ich hab’s getan. Weil Sarah, die Bereiterin, mir ein gutes Gefühl gegeben hat. Und am Ende war ich stolz wie Oskar, weil es toll war, auf diesem Pferd zu sitzen. Ich bin definitiv angefixt.
Vor dem zweiten Termin habe ich schlimme Kopfschmerzen. Kein Wunder, seit dem Verkaufsgespräch vor ein paar Tagen habe ich kein Auge mehr zugemacht. Dieses Gefühlschaos macht mich fertig. Eigentlich müsste ich absagen. Ich fühle mich gegenüber der Pferdebesitzerin wie eine Hochstaplerin – obwohl das gar nicht stimmt. Ich stehe ja dazu, dass ich Wiedereinsteigerin bin. Und genau deshalb mache ich diesen Termin trotzdem.
„Zeig ihr, was du willst“
Heidi ist erst vier, aber sie ist cool, menschenbezogen, völlig unverdorben. Kein schlimmes Vorleben, keine Traumata. Nur weil ein Pferd jung ist, heißt das nicht automatisch, dass es nicht zu einer Wiedereinsteigerin passen kann. Das habe ich mittlerweile verstanden.
Was mir auch bewusst ist: Ohne Unterstützung geht in meinem Fall gar nichts.
Wir treffen uns wieder am Stall der Bereiterin. Heidis Besitzerin Nele ist genauso überpünktlich wie ich. „Magst du Heidi vom Paddock holen?“ Ich bekomme den Führstrick in die Hand – und schon geht’s los. Heidi ist irritiert, schnorchelt, drängt mich ab. „Zeig ihr, was du willst!“ Und ich denke nur: Puh, das kann ja heiter werden. Aber irgendwie schaffe ich es.
Heidi merkt, dass ich planlos bin
In der Halle führe ich Heidi herum. Das klappt am Anfang gut. Ich drehe meine Kreise durch den Sand und denke irgendwann: „Hm, und was jetzt?“ Mit dem Gedanken bin ich nicht allein. Heidi merkt, dass ich planlos bin und unsicher werde. Sie gibt mir von hinten einen sanften Schubs, dann noch einen, als wollte sie sagen: „Hey, wach auf.“ Bereiterin Sarah sieht das, greift ein: „Du musst Präsenz zeigen. Dann läuft sie wie ein Hund hinter dir her.“
Sarah ist wie ein Bollwerk für Pferde. Mit sieben Jahren ritt sie die ersten Ponys ein. Je schwieriger ein Pferd ist, desto mehr Spaß hat sie daran, mit dem Tier zu arbeiten. Ich schätze sie auf höchstens 30. Als ich den Führstrick wieder übernehme, straffe ich meine Schultern, spanne die Bauchmuskeln an und mache mich gefühlt zwei Meter breit.
Es funktioniert: Heidi läuft tatsächlich wie ein Hund hinter mir her. Sarah holt unterdessen eine Stange und lässt sie auf den Boden knallen. Bam! Die Stute zuckt nicht mal, obwohl sie noch nie in ihrem Leben eine Stange gesehen hat. Gemeinsam nehmen wir das Hindernis – einfach so. Als hätte sie es schon hundertmal gemacht.
Ich tue so, als hätte ich keine Angst
Dann wird aus der Stange eine kleine Hürde. Ich glaube nicht daran, dass Heidi da drüber geht, gehe aber voran. Und sie? Geht einfach hinter mir her. Ich bin baff. Und plötzlich will ich wissen: Was geht sonst noch?
Wir gehen spazieren – nur wir, Sarah, Heidi und ich. Und ich tue so, als hätte ich keine Angst. Als ein Lkw angerast kommt, gebe ich die Zügel an Sarah ab. Sie hält einfach ihre Hand hoch, als wäre sie Gandalf vor dem Balrog. Der Lkw bremst. Heidi bleibt. Ich übernehme wieder. Gefahr gebannt. „Pass bei den Pferden da hinten auf“, sagt Sarah. „Die fangen gleich an zu rennen. Darauf wird Heidi reagieren.“ Ich bleibe genauso cool wie die Trainerin – das überträgt sich auf Heidi, die entspannt neben mir weitergeht.
Ist dieses Pferd mein Weg – oder mein Fehler?
Zurück im Stall erzähle ich Sarah von meinen Erfahrungen mit Pflegepferden, Pferdebesitzern und Trainerin, dass ich unsicher bin, ob ich bereit für ein Pferd bin, dass mir alle abraten und ich glaube, nicht erfahren genug zu sein. Ich rechne fest mit einem „Lass es lieber.“ Aber das kommt nicht. Stattdessen sagt sie: „Wenn du ein Problem hast, holst du dir Hilfe. Das ist doch völlig okay.“

„Setz dich mal drauf!“ Wie ich fast ein Pferd gekauft hätte

„Hundeschule? Das Thema ist für mich gestorben!“

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Zwischen Traum und Realität – wie soll ich mich entscheiden?
Ich bin eigentlich hergekommen, um mir zu beweisen, dass ich nicht bereit für ein eigenes Pferd bin. Und jetzt will ich Heidi nicht mehr gehen lassen.
Doch bevor ich überhaupt eine Entscheidung treffen kann, platzt zu Hause die nächste Bombe: Ich spreche mit Volker über Heidi – und was das für unsere Beziehung bedeutet. Und ich fahre mit einer befreundeten Pferdeexpertin zu „meiner“ Stute: Wird sie das Pferd genauso sehen wie ich?
Fortsetzung folgt …
Manuela Lieflaender teilt ihre Erfahrungen und Tipps rund zum Wiedereinstieg für Reiter auf ihrer Homepage. Ob sie das Pferd tatsächlich gekauft hat und welche folgenschweren Konsequenzen diese Entscheidung für sie und Lebensgefährte Volker bedeutet, erfahren Sie demnächst auf PETBOOK.