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Lungenkranke Pferde

Equines Asthma – Symptome, Ursachen, Behandlung

Pferde grasen auf einer Weide
Ein Auslöser von Asthma bei Pferden tritt bei saisonaler Weidehaltung auf Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

9. April 2025, 18:16 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Plötzliche Leistungsschwäche, hartnäckiger Husten oder ein ausgeprägter „Heubauch“ – was harmlos beginnt, kann bei Pferden eine ernste Atemwegserkrankung bedeuten. Doch was steckt wirklich hinter der Diagnose Equines Asthma? Die Antwort überrascht selbst erfahrene Halter.

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Im Gegensatz zum Lungenvolumen beim Menschen, dass etwa sieben Liter fassen kann, haben Pferde ein riesiges Atmungsorgan. Etwa 50 Liter Luftvolumen fasst das Organ der Tiere, was ihnen ermöglicht mehrere zehntausend Liter Luft im Laufe eines Tages zu atmen. Allerdings sind die Tiere gerade wegen der Anatomie und relativen Größe des Organs anfällig für Atemwegserkrankungen. Denn ihre Bronchien und Lungenbläschen befinden sich ebenfalls in der Lunge. In den unteren Atemwegen kann Equines Asthma also schnell Auswirkungen auf den gesamten Atmungsapparat der Tiere haben. Aber was versteht man eigentlich unter einer Asthmaerkrankung beim Pferd? Nur eine Ausprägungsform hat diese Krankheit nämlich nicht.

Chronische Atemwegserkrankung mit vielen Gesichtern

Equines Asthma ist eine chronische, nicht-infektiöse Entzündung der unteren Atemwege erwachsener Pferde. Allerdings ist das der neueste Forschungsstand. Denn viele weitere Erkrankungen der Lunge von Pferden finden sich auch immer noch unter diesem Begriff. Frühere Bezeichnungen wie Dämpfigkeit, rezidivierende Atemwegserkrankung (RAO) oder sogar COPD für chronisch obstruktive pulmonale Erkrankung sind bekannt. Allerdings weiß man in der Veterinärmedizin heute, dass die Symptome, die Pferde mit Equinem Asthma zeigen, eher weniger den Symptomen von Menschen mit einer COPD entsprechen. 1

Wird die Diagnose Equines Asthma gestellt, umfasst dies drei verschiedene Erkrankungen der Atemwege. Darunter:

  • mild-moderates Asthma als entzündliche Atemwegserkrankung (IAD)
  • schweres Asthma, früher RAO oder Dämpfigkeit genannt
  • weide-assoziierte Form von Equinem Asthma (SPRAO, auf Englisch „summer pasture recurrent airway obstruction“) 2

Teils trifft man auch noch auf den Begrff COB für chronisch obstruktive Bronchitis bzw. Bronchiolitis.

Symptome von Equinem Asthma

Dr. Amanda Trimble von der Texas A&M School of Veterinary Medicine & Biomedical Sciences klärt in einer Pressemitteilung über die verschiedenen Symptome der Erkrankungen auf. Im Allgemeinen handele es sich dabei um eine Überempfindlichkeit gegen eingeatmete Antigene. Darunter Staub, Schimmel und Endotoxine, also bakterielle Toxine, die in Heu und Stroh enthalten sein können. Aber auch Allergene, die sich in Gräsern oder Bäumen befinden, können bei Pferden das allergische Asthma auslösen.

Bei den Tieren, die an der Sommerform leiden, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass diese Überempfindlichkeit im Winter oder in geschlossenen Räumen auftritt, so Trimble. Alle Formen von Asthma weisen jedoch die gleichen klinischen Anzeichen auf, auch wenn sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten auftreten.

„Zu den häufigen klinischen Anzeichen gehört eine erhöhte Atemanstrengung, die sich durch geblähte Nüstern, eine Atemfrequenz von mehr als 40 Atemzügen pro Minute, Keuchen, Husten oder ein besonders starkes Pressen der Flanken und des Bauches bei jedem Atemzug äußert“, erklärt Trimble. „In leichteren Fällen können Sie eine verminderte Leistungsfähigkeit, Husten bei Beginn des Trainings oder Husten in einer staubigen Umgebung wie einem Stall oder einer Arena feststellen.“

Anzeichen einer fortschreitenden Erkrankung

Chronisches Equines Asthma bleibt definitionsgemäß über mindestens sechs Wochen bestehen. Die feinen Partikel dringen tief in die Lunge ein und führen zu einer Immunreaktion. Die Bronchien verengen sich durch die Entzündung, im späteren Verlauf können auch unspezifische Abwehrmechanismen beteiligt sein.

Das Pferd zeigt zudem eine gesteigerte und veränderte Schleimproduktion, die die Luftzirkulation einschränkt. Gleichzeitig ziehen sich die Muskeln um die Atemwege krampfartig zusammen – es kommt zu einer Verengung, wodurch weniger Luft in die Lungenbläschen gelangt. Besonders das Ausatmen wird durch diese Atemwegsverengung erschwert. Die Tiere müssen gegen Widerstand ausatmen, was zur Überblähung der Lunge führen kann.

Mit fortschreitender Erkrankung wird das Lungengewebe umgebaut: Es verliert an Elastizität, was das Atmen zusätzlich erschwert. Entzündungszellen verursachen eine Verdickung des Gewebes um die Bronchien, wodurch der Sauerstofftransport ins Blut weiter behindert wird. Infolgedessen sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut, und die Tiere sind weniger belastbar. Hierzulande sind ungefähr die Hälfte aller Pferde ab einem Alter von 12 bis 14 Jahren unterschiedlich stark von einer Form von Equinem Asthma betroffen. Auch bei äußerlich gesunden Tieren kann die Erkrankung nicht ausgeschlossen werden.

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Diagnose von Equinem Asthma

Mittelschweres bis schweres Equines Asthma lässt sich gut anhand der typischen Symptome wie Husten, Atemnot, Sekret und Leistungsabfall erkennen. Besonders auffällig ist die Ausbildung der Dampfrinne, einer Einkerbung der Bauchdecke, die entsteht, wenn die Bauchmuskeln beim Atmen dauerhaft übermäßig beansprucht werden.

Bei milden Verlaufsformen kann es hilfreich sein, das Pferd vor der Untersuchung zu longieren, um die Symptome sichtbarer zu machen. Für eine endgültige Diagnose jeder Form von Asthma muss ein Tierarzt eine bronchoalveoläre Lavage durchführen. Bei diesem Verfahren wird eine Lungenprobe für eine zytologische Untersuchung entnommen, bei der die Zellen und Körperflüssigkeiten genau untersucht werden. Die Schleimhäute und das Sekret in den Atemwegen werden beurteilt.

Zusätzlich können während der Endoskopie Proben entnommen werden. Auf diese Weise lässt sich die Erkrankung von infektiösen Atemwegserkrankungen abgrenzen. Eine ergänzende Blutgasanalyse zeigt, ob der Sauerstoffaustausch im Körper beeinträchtigt ist. 3

Durch diese Verfahren kann der Schweregrad des Asthmas genau bestimmt werden, was Tierärzten laut Trimble helfen kann, angemessenere Empfehlungen für die Behandlung von Asthmasymptomen zu geben.

„Es ist wichtig zu erkennen, wann Ihr Pferd unter Atemnot leidet, aber Sie sollten eine gut funktionierende Beziehung zu Ihrem Tierarzt haben“, so Trimble. Dies gelte nicht nur für die Diagnose und die Medikation, sondern auch für den Fall einer Krise oder eines akuten Aufflackerns. Denn eine plötzliche Zunahme der Schmerzen erfordere sofortige medizinische Hilfe und die Verabreichung von Notfallmedikamenten.

Behandlung mit Medikamenten

Sobald die Diagnose gestellt ist, können Tierärzte Medikamente verschreiben, die die Atemwege erweitern und die Entzündung verringern. Sie können die Symptome lindern, jedoch keine vollständige Heilung bewirken. Verschiedene Medikamente, einschließlich Clenbuterol und Kortison, können zwar zur Besserung des Krankheitsgeschehens beitragen, die Überempfindlichkeit der kleinen Atemwege aber nicht beheben.

Ziel der Therapie ist es vielmehr, die Entzündungsreaktionen zu mildern, die Bronchien zu erweitern und das Sekret zu verflüssigen. Die Verabreichung kann oral, über Injektionen oder per Inhalation mittels Vernebler erfolgen. So lässt sich die Atmung erleichtern und der Sauerstoffaustausch verbessern – was die Lebensqualität der Tiere deutlich steigert. 4

Unabhängig davon, ob Asthma medikamentös unter Kontrolle gebracht wird oder nicht, kann es aber jederzeit zu einem unerwarteten Aufflackern der Symptome kommen. Deshalb ist es wichtig, Verlaufskontrollen durch den Tierarzt durchführen zu lassen.

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Veränderung der Lebensumstände von Pferden mit Equinem Asthma

Zentrale Maßnahme bei erkrankten Pferden ist jedoch eine möglichst allergenarme Haltung. „Das Vermeiden der Auslöser kann helfen, Asthma bei Pferden zu kontrollieren, aber das ist nicht immer einfach“, sagt Dr. Trimble. Man könne nicht jeden Auslöser eindeutig bestimmen. Daher sei es nahezu unmöglich, ein Pferd dauerhaft in einer staubfreien Umgebung zu halten. „Wenn jedoch das Umfeld nicht zumindest richtig gemanagt wird, wird das Pferd trotz medikamentöser Behandlung weiterhin klinische Anzeichen von Asthma zeigen.“

Eine wirksame Möglichkeit, die Umgebung eines Pferdes zu kontrollieren, besteht darin, die Staub- und Schimmelbelastung so weit wie möglich zu reduzieren. Zum Beispiel, indem der Stall regelmäßig gereinigt wird. „Unabhängig von der Art des Asthmas sollten sich die Pferde nicht im Stall aufhalten, während dieser gereinigt wird, und die Gänge sollten nicht mit Laubbläsern gesäubert werden“, erklärt Trimble.

„Im Falle von IAD oder RAO kann es hilfreich sein, das Pferd so oft wie möglich aus dem Stall auf eine Weide oder ein Feld zu bringen, insbesondere bei der Reinigung des Stalls. Bei der weideassoziierten Form ist jedoch das Gegenteil der Fall.“

Je nach Verlaufsform des Equinen Asthmas kann auch das Anfeuchten oder Bedampfen von Heu und – je nach Empfindlichkeit – auch von Kraftfutter, eine Linderung bescheren. Wichtig sind regelmäßiger Wechsel der Einstreu und gute Belüftung im Stall. Bewegung trägt dazu bei, die Atemwege zu reinigen. Allerdings sollte jedoch vorsichtig dosiert werden, um Überbelastungen zu vermeiden, die zu irreversiblen Lungenschäden führen können. 5

Themen Pferdekrankheiten

Quellen

  1. pferdeklinik-kleintierpraxis.de, „Wenn das Atmen schwerfällt: Asthma beim Pferd (Equines Asthma)“ (aufgerufen am 9.4.2025) ↩︎
  2. MSDVetManual.com, „Asthma in Horses“ (aufgerufen am 9.4.2025) ↩︎
  3. Vet.Thieme.de, „Equines Asthma – Empfehlungen zu Therapie und Haltung“ (aufgerufen am 9.4.2025) ↩︎
  4. Couëtil, L. L., Cardwell, J. M., Gerber, V., Lavoie, J. P., Léguillette, R., & Richard, E. A. (2016). Inflammatory airway disease of horses—revised consensus statement. Journal of veterinary internal medicine, 30(2), 503-515. ↩︎
  5. Boehringer-ingelheim.com, „Every cough a warning signal“ (aufgerufen am 9.4.2025) ↩︎

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