Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Strenge Regel

Warum Islandpferde nie mehr auf ihre Heimatinsel zurückdürfen

Islandpferde grasen in der Natur der Insel
Hat ein Islandpferd seine Heimat einmal verlassen, darf es wegen einer strengen Regel nie mehr zurückkehren Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

30. Mai 2024, 10:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Haben Islandpferde ihre Heimat einmal verlassen, dürfen sie nie wieder auf die raue Vulkaninsel zurückkehren. Warum das so ist, erklärt PETBOOK im Folgenden.

Artikel teilen

Stellen Sie sich einmal vor, Sie trainieren mit Ihrem Liebling mehrere Jahre für anstehende Weltmeisterschaften. Ihr Mensch-Pferd-Team tritt im Ausland an und gewinnt sogar einen Preis. Doch danach dürfen Sie zwar nach Hause zurück, Ihr Islandpferd aber nicht. Was im ersten Moment surreal klingt, ist gelebte Praxis der Isländer und beruht auf einer uralten, strengen Regel.

Alle zwei Jahre verlassen viele Islandpferde ihre Heimat für immer

Islandpferde sind unter Reitern besonders beliebt. Ihre robuste und in sich ruhende Art macht sie für viele zu guten Reittieren. Alle zwei Jahre werden sogar Weltmeisterschaften ausgetragen, bei denen nur Islandpferde antreten. Bei diesem Wettbewerb sollen die Kleinpferde und ihre Reiter ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Unter anderem gibt es Veranstaltungen, bei denen die Tiere ihre ganz eigenen Gangarten, den sogenannten Tölt und Pass, zeigen sollen. Diese angeborenen Trittweisen wirken insbesondere beim Tölt fast wie ein Tanz, bei dem die Pferde eine bestimmte Schrittfolge einhalten. Diese nutzen sie, um gleichzeitig in losem Sand in Fjorden, aber auch bergab und bergauf sicher und ohne Rutschen laufen zu können. Nicht nur wegen der besonderen Gangarten, auch wegen ihrer Gesundheit, ihrer Unempfindlichkeit gegen harsche Witterung und ihres bunten Fells zählen Islandpferde zu den beliebtesten für den Reitsport genutzten Rassen.

Allerdings bedeutet die weltweite Verbreitung der Isländer für sie auch permanentes Exil und ein Leben in Ländern, die für sie eigentlich zu warm sind. Denn die perfekt auf die rauen, klimatischen Bedingungen der Vulkaninsel angepassten Tiere dürfen dorthin niemals zurückkehren, wenn sie ihre Heimat einmal verlassen haben. Da bei den Weltmeisterschaften jedoch auch Pferde antreten dürfen, die dort nie lebten, findet die Veranstaltung auch nie auf isländischen Boden statt.1

Warum Islandpferde nicht auf die Insel zurückdürfen

Der Grund dafür ist althergebracht. Es existieren Berichte und archäologische Funde darüber, dass die Pferde bereits mit den ersten nordeuropäischen Siedlern nach Island kamen. Diese häufig auch als „Wikinger“ bekannten verschiedenen Völker nahmen ihre robusten Arbeitspferde mit auf Raubzüge und in ihre Siedlungen auf den britischen Inseln und auf Island.

Dort haben sie sich ohne Vermischung mit anderen Pferden nun sehr lange zu einer einzigartigen Rasse entwickelt. Noch heute, über 1000 Jahre nach der skandinavischen Expansion, darf sich ein Islandpferd nur so nennen, wenn sein Stammbaum sich komplett auf Tiere von der Insel zurückführen lässt.

Auf Island wurden die Tiere lange zur Fleischgewinnung gehalten, bis heute werden immer noch weniger als 40 Prozent der Islandpferde tatsächlich für den Reitsport eingesetzt. Der Rest der Population führte im Sommer ein halbwildes Leben frei von menschlichen Einflüssen im Hochland der Insel. Allerdings werden gerade diese Islandpferde mittlerweile leider auch im großen Stil dafür genutzt, ihnen das Schwangerschaftshormon PMSG abzuzapfen, um Schweinemast zu erleichtern. Wirklich frei und glücklich leben dort heute also nur noch wenige Pferde.

Mehr zum Thema

Beliebtheit der Tiere führt zu dauerhaftem Exil

Für die Isländer ist also die heimische Pferderasse ganz und gar Nutztier. Deswegen gibt es auch keine Exportverbote, sodass Massen der genügsamen Kleinpferde seit der Mitte des 20. Jahrhunderts vornehmlich nach Europa, aber auch in den Rest der Welt gelangten. Noch heute werden hierzulande sehr viele Islandpferde gezüchtet. Sie finden sich auch unter den Top Ten der beliebtesten Pferderassen Deutschlands (PETBOOK berichtete).

Importiert werden darf jedoch keines. Denn die Isländer sind stolz auf die lückenlose Ahnentafel ihrer Tiere und auf den reinen Zuchtstandard. Seit 1909 gibt es daher ein Gesetz des isländischen Parlaments (Althing), das die Einfuhr von anderen Pferden verbietet. Als Gründe werden mögliche genetische Vermischung der Tiere und Krankheiten genannt.2

Schon zuvor gab es ähnliche Regelungen, die mit dem aktuell gültigen Gesetz übereinstimmten. Teilweise wurde nur die Einfuhr von Wallachen erlaubt, die aufgrund ihrer Kastration mit der heimischen Population keine Nachkommen zeugen konnten.

Quellen

  1. „DeutschlandfunkKultur.de“, „Für die Tiere gibt es kein Zurück“ (aufgerufen am 30.5.2024) ↩︎
  2. „Pferde.de“, „Islandpferde: 7 Fakten zum „Wikingerpferd“ (aufgerufen am 30.5.2024) ↩︎
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.