7. Dezember 2024, 16:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ ist ein viel bemühtes Sprichwort. Kein Wunder, dass mancher von einem eigenen Pferd träumt. Doch sich den Traum zu erfüllen, kostet so einiges – und zwar jeden Monat. Ein Überblick.
Ein eigenes Pferd – für viele der ultimative Traum! Doch diese Leidenschaft verlangt nicht nur Hingabe, sondern auch eine sorgfältige Kalkulation der Kosten. Vom Anschaffungspreis über Unterbringung und Hufschmied bis hin zu Versicherungen: Pferdehaltung geht mit finanziellen Herausforderungen einher. „Wer Pferdesport mit einem eigenen Pferd betreiben möchte, muss sich bewusst sein, dass dies mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist“, betont Thomas Ungruhe, Leiter der Abteilung Pferdesportentwicklung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Was ein Pferd seine Halter konkret kostet, wird hier im Detail beleuchtet.
Denn bereits bei der Anschaffung können die Kosten je nach Tier erheblich variieren. Und dabei bleibt es nicht: Unterbringung, Reitunterricht, Tierarztbesuche und Versicherungen summieren sich schnell zu einem beträchtlichen Betrag. „Die meisten Reiter ermöglichen sich die Haltung ihrer Pferde erst durch Verzicht auf anderen Gebieten“, erklärt Thomas Ungruhe von der FN. Doch welche Posten sollten künftige Pferdebesitzer konkret einkalkulieren?
Anschaffung
Die Anschaffungskosten für das Tier selbst schlagen gerade am Anfang ordentlich zu Buche – auch wenn sie natürlich enorm variieren. Für Thomas Ungruhe gilt dabei der alte Spruch: „Ein Pferd ist immer so viel wert, wie ein Pferdenarr dafür bezahlt.“ Angebot und Nachfrage bestimmen also den Preis. Ein älteres, kleines Pony kostet natürlich weniger als ein bis Klasse A ausgebildetes junges Turnierpferd. Preise können zwischen 1000 und 20.000 Euro liegen und weit darüber hinaus reichen.
Außerdem braucht es zum Reiten die richtige Kleidung: Die Einsteiger-Grundausrüstung mit zertifiziertem und genormten Helm, Reithosen, Stiefeln und Handschuhen ist laut FN bereits für 150 bis 200 Euro zu bekommen.
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Unterbringung
Wer glaubt, eine kleine Weide und eine Box mit Stroh reichen und kosten nicht viel, könnte sich täuschen. Der Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht weist darauf hin, dass für die Unterbringung zwischen 200 und 1100 Euro anfallen – je nach Art der Pferdehaltung (Offenstall, eigene Box, eigene Koppel) und der Dienstleistungen der Reitstallbetreiber. Ob sie also die Pferde regelmäßig raus- und reinbringen und bewegen und die Ställe ausmisten, oder ob die Besitzer das selbst machen.
Auch die Futterkosten variieren: Zwar ist Heu oft in den Monatsbeiträgen enthalten, für Besitzer können dann aber noch die Ausgaben für Mineral- und Kraftfutter hinzukommen, die rund 50 Euro betragen. Klar ist natürlich: Ein Pony ist in der Regel im Unterhalt günstiger und kostet weniger als ein Pferd, weil es weniger Futter benötigt.
Reitunterricht
Eine qualifizierte Ausbildung ist das Fundament für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung – ganz gleich, auf welchem sportlichen Level oder in welcher Disziplin. Deshalb sollten Pferde- und Ponybesitzer regelmäßig eine Reitstunde nehmen. Für Vereinsmitglieder kostet sie im Schnitt etwa 15 Euro pro Pferd.
Hufschmied
Ein Beschlagsintervall dauert in der Regel sechs bis acht Wochen – dementsprechend häufig muss der Hufschmied kommen. Die Kosten variieren, je nachdem, ob das Tier Barhufer ist oder Hufeisen benötigt. Alleine alle vier Hufe auszuschneiden kostet je nach Schmied zwischen 80 und 100 Euro. Bei einem Beschlag auf zwei Hufe sollte man mit 120 Euro rechnen. Bei vier Hufen und einem Spezialbeschlag entsprechend mehr.
Tierarzt
Auch wenn das Pferd jung und gesund ist: Besitzer sollten immer Geld für regelmäßige und natürlich auch nicht planbare Tierarztbehandlungen einkalkulieren. „Leider ist es sehr schwierig, konkrete Angaben zu den Durchschnittswerten für die Behandlung zu machen“, sagt FN-Tierärztin Lauren Moore-Steinbach. Das ist abhängig von der Leistung des Tierarztes, Verbrauchsmaterial, Medikamenten und eventuell Nachbehandlungen. Dazu kommen Hausbesuchsgebühr und Anfahrt.
Einberechnen muss man laut Moore-Steinbach auf jeden Fall die regelmäßige Entwurmung (zwei bis vier Mal pro Jahr), regelmäßige Impfungen (Tetanus, Influenza und Herpes) und bei einem gesunden Pferd eine jährliche Zahnkontrolle und eine eventuelle Zahnbehandlung. Die Kosten im Jahr betragen grob überschlagen etwa 300 bis 500 Euro im Jahr. Das sei aber vom Wohnort und vielen anderen Faktoren abhängig, es ist also nur ein Richtwert, wie viel dies pro Pferd kostet.
Eine kleine Verletzung kann sich oft zu einer langwierigen Behandlung hinziehen, die teuer werden kann. Und bei chronischen Erkrankungen kann auch eine regelmäßige manuelle Behandlung, wie Chiropraktik, Osteopathie oder Physiotherapie erforderlich werden: Je nach Aufwand schlägt diese beginnend mit 75 Euro für eine Folgebehandlung pro Monat zu Buche. Eine Erstbehandlung dauert in der Regel länger und kostet entsprechend auch mehr.
Krankenversicherung
Pferdebesitzer können eine Krankenversicherung für Pferde abschließen. „Der Neuabschluss ist für gesunde Pferde problemlos möglich“, sagt Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten. Das Höchsteintrittsalter liegt teilweise bei 20 Jahren, oder aber es gibt keine Begrenzung.
Einen Vertrag für erkrankte Pferde zu erhalten, sei jedoch schwer. „Es kommt vor allem auf die Vorerkrankungen an.“ Die Versicherer behalten sich dann vor, eine höhere Prämie zu verlangen, die Krankheit vom Vertrag auszuschließen oder den Antrag abzulehnen. Die monatlichen Kosten für die Versicherung variieren deutlich und können von etwa 120 bis zu 350 Euro monatlich reichen – je nach Alter des Pferdes, Vorerkrankungen und Leistungen.
Aufwendige Operationen können schnell mehrere Tausend Euro kosten. Manche entscheiden sich daher auch für eine spezielle OP-Kostenversicherung. Man sollte hier darauf achten, ob man sich an den OP-Kosten beteiligen muss und auch der Blick in das Leistungsangebot ist wichtig – denn das variiert je nach Anbieter und Tarif. Der Kostenrahmen der OP-Versicherung liegt bei etwa zwischen 85 Euro für Basis-Tarife bis 300 Euro für eine unbegrenzte Deckung im Jahr.
Haftpflichtversicherung
Nach Ansicht des Bundes der Versicherten und auch der Reiterlichen Vereinigung sollte keinesfalls auf eine Tierhalterhaftpflicht verzichtet werden. Ein Unfall ist schnell passiert. „Der Haftpflichtschutz hat absoluten Vorrang vor Krankenversicherungen“, sagt Julia Alice Böhne. Selbst eine OP-Behandlung ließe sich wohl eher aus Erspartem begleichen, „als beispielsweise ein schwerer Personenschaden, der entsteht, weil das Pferd von der Koppel ausreißt, auf eine Straße rennt und so einen Unfall verursacht.“ Der Pferdehalter haftet mit dem gesamten Vermögen und Einkünften bis hin zur Pfändungsgrenze für Schäden, die das eigene Tier verursacht.
Laut FN sollten etwa 15 Millionen Euro pauschal für Personen-, Sach- und Vermögensschäden einberechnet werden. Die Kosten einer Pferdehaftpflichtversicherung liegen in der Regel zwischen 50 und 150 Euro pro Jahr. Der genaue Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab – neben der Deckungssumme auch von einer Selbstbeteiligung oder erweiterten Leistungen.
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Fazit
Nicht jeder Pferdefan kann sich den Traum vom eigenen Pferd erfüllen, weil die Haltung sehr viel kostet. Aber: Wer bereit ist, die finanzielle Herausforderung anzunehmen und die Leidenschaft, Ausdauer und große Verantwortung für dieses Lebewesen aufzubringen, erfährt auf der anderen Seite viel Positives.
Der enge Kontakt mit dem Tier erfordert ein hohes Maß an Sensibilität für die feine Körpersprache der Pferde. Diese Fähigkeiten kommt Reitern im Umgang mit anderen Menschen zugute. „Davon profitieren vor allem junge Leute“, sagt Thomas Ungruhe. „Sie finden im Pferd nicht nur einen Freund, dem sie ihre Sorgen und Nöte erzählen können, sondern lernen von ihm ‚fürs Leben‘“. Und das ist allen Kosten zum Trotz wohl unbezahlbar.
Mit Material der dpa