
27. Januar 2023, 13:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine verhornte Struktur an den Beinen von Pferden verunsichert manche Reiter beim Putzen. Ist diese normal und sollte sie ab einer bestimmten Länge gekürzt werden? PETBOOK erklärt, was es mit der sogenannten Pferde-Kastanie auf sich hat und wie man mit ihr umgehen sollte.
Besonders Reitanfänger entdecken manchmal mit Verwunderung Hornreste auf den Innenseiten der Pferdebeine. Diese werden anfangs oft für Dreck oder eine Hautkrankheit gehalten. Tatsächlich handelt es sich dabei um die sogenannte Pferde-Kastanie. Diese ist ein Überbleibsel aus der Urzeit. Das Ur-Pferd war noch deutlich kleiner und lebte im Wald, es trug darüber hinaus anstelle von Hufen Füße mit Zehen. Im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Pferdes wurde dieses immer größer und aus den Füßen und Zehen entwickelten sich Hufe, die für den Lebensraum des neuzeitlicheren Pferdes besser geeignet waren. Aber nicht alle Teile der Füße wurden zu Hufen. Die Pferde-Kastanie ist also ein verkümmerter Handwurzel- bzw. Fußwurzelballen.
Übersicht
Bei diesen Arten und Rassen tritt die Pferde-Kastanie auf
Sowohl beim Hauspferd als auch beim Przewalski-Pferd treten Kastanien an den Beinen auf, meist an allen vier. Einige Pferderassen tragen diese aber auch nur an zwei Beinen (zum Beispiel Isländer oder Banker Horse). Bei Esel, Zebra sowie die Artengruppe um Onager und Kulan befindet sich die Kastanie nur an den Vorderläufen.
Jede Kastanie ist bei jedem einzelnen Pferd übrigens ganz unterschiedlich ausgeprägt. Dies ist vergleichbar mit dem menschlichen Fingerabdruck. Genau wie jeder Mensch einen individuellen Fingerabdruck hat, trägt also auch jedes Pferd einzigartige Kastanien. Statt diese als störend anzusehen, kann man sie also durchaus auch als besonderes Erkennungsmerkmal betrachten. Im Pferdepass wird die genaue Lage und Form der Kastanien deshalb auch erfasst.
Pferde-Kastanien kürzen
Bei manchen Pferden fallen die Kastanien kaum auf. Das ist besonders dann der Fall, wenn diese flach und klein sind. Manche Tiere haben aber sehr ausgeprägte Kastanien, die dick und mehrere Zentimeter lang sein können. Viele Pferdefans sind gerade bei immer weiter wachsenden Verhornungen an den Beinen von mehr als drei Zentimetern des Tieres beunruhigt. Gerade ältere Pferde weisen oft größere und dickere Kastanien auf.
In der Regel stellen die Kastanien aber keinerlei Einschränkung für die Pferde dar. Sie können also einfach belassen werden, wie sie sind. Auch kommt es nur extrem selten vor, dass ein Pferd mit einer Kastanie irgendwo hängenbleibt und sich so verletzt. Kastanien, die durch ihre Form quasi einen Widerstand oder hakenähnliche Strukturen ausbilden, können allerdings zur Falle für den Schweif der Tiere werden. Hat sich dieser in der Kastanie verhakt, kann sie durchaus einmal verletzt werden. Und wer sich aus ästhetischen Gründen an den Kastanien sehr stört, besonders wenn diese stark ausgeprägt sind, kann diese auch kürzen.
Hierbei sollte man nur verhorntes und stark überstehendes Gewebe entfernen. Im Zweifel ist es ratsam, den Hufschmied des Vertrauens beim nächsten Besuch darum zu bitten, den korrekten Schnitt zu demonstrieren oder selbst durchzuführen. Viele schmieren die Kastanie vor dem Beschneiden mit Melkfett oder Huföl ein, um sie weich zu machen. Dies ist jedoch wirkungslos, da einmal vollständig verhornte Gewebe kaum wieder weich gemacht werden können. Das Einfetten ist allerdings für die um die Kastanien liegende Haut sinnvoll, die bei sehr trockener Haut oder stark ausgetrocknetem Horn einreißen und sich anschließend entzünden kann. Hier reicht in der Regel gelegentliches Einfetten aus.

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Lose Teile der Pferde-Kastanien nicht abziehen
Manchmal lösen sich bei Kastanien am Bein des Pferdes die oberen Schichten oder ein gleich ein ganzes Stück. Einige Reiter oder Halter neigen dann dazu, diese abzuziehen. Auch hier ist allerdings kein Eingreifen nötig. Die losen Teile der Kastanie fallen in der Regel von allein ab. Werden die sich lösenden Schichten manuell abgezogen, kann dies tatsächlich auch Verletzungen des lebenden Gewebes nach sich ziehen. Auch hier sollte der Natur also freie Hand gelassen werden.