
6. März 2025, 14:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Pferde wechseln ihr Fell je nach Jahreszeit – ein dicker Winterpelz schützt vor Kälte, während im Sommer ein kürzeres Fell für Kühlung sorgt. Doch was, wenn der Fellwechsel ausbleibt? In manchen Fällen steckt eine ernsthafte Erkrankung dahinter: die Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID), besser bekannt als Equines Cushing-Syndrom.
Wenn ein Pferd sein Winterfell nicht verliert, könnte PPID, auch Equines Cushing-Syndrom genannt, die Ursache sein. Diese hormonelle Störung betrifft vor allem ältere Pferde und führt neben Fellveränderungen zu weiteren gesundheitlichen Problemen wie Muskelabbau und Hufrehe. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind daher entscheidend, um die Lebensqualität des Tieres zu erhalten.
PPID – hormonelle Störung mit weitreichenden Folgen
PPID ist eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse, bei der gutartige Tumore zu einem Überschuss von einigen Hormonen führen. „Die Tumore verursachen eine übermäßige Ausschüttung bestimmter Hormone, was eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen kann“, erklärt Dr. Yatta Boakari von der Texas A&M College of Veterinary Medicine & Biomedical Sciences in einer Pressemitteilung.
Die Auswirkungen dieser Störung sind vielfältig und nicht immer sofort offensichtlich. Viele verschiedene Hormone können von der Störung betroffen sein, darunter Cortisol, Dopamin, Insulin. Neben der vermehrten Ausschüttung von ACTH, was die Nebennierenrindenfunktion reguliert, werden auch verschiedene Peptide vermehrt ausgeschüttet.
Auch der Grund, aus dem Morbus Cushing bei Pferden auftritt, ist noch nicht abschließend geklärt. Schätzungen zufolge tritt PPID tritt vor allem bei älteren Pferden auf – rund 15 Prozent der Pferde über 15 Jahren sind betroffen.1 „Obwohl die Erkrankung häufiger bei älteren Tieren auftritt, sollte sie nicht automatisch ausgeschlossen werden, wenn ein Pferd jünger ist“, betont Boakari.
Symptome sind mehr als nur ein ausbleibender Fellwechsel
Ein charakteristisches Anzeichen von PPID ist ein ungewöhnlich langes, lockiges Fell, das nicht vollständig ausfällt. Doch nicht jedes betroffene Pferd zeigt dieses Symptom. „Es ist sehr wichtig, PPID nicht auszuschließen, nur weil das Pferd keinen langen Pelz hat“, warnt Dr. Sophia Marchio. „Es gibt viele andere Symptome, die für das Wohlbefinden des Pferdes weitaus gefährlicher sind.“
Die möglichen Anzeichen von PPID auf einen Blick:
- Verzögerter oder ausbleibender Fellwechsel
- Übermäßiges Fellwachstum (langes, lockiges Fell)
- Muskelabbau
- Hufrehe (entzündliche Huflederhaut, auch Laminitis genannt)
- Insulinresistenz
- Chronische Hautinfektionen
- Schwaches Immunsystem
- Müdigkeit und Leistungsabfall
- Vermehrtes Trink- und Urinverhalten
- Reproduktionsstörungen
- Fettumverteilung (zum Beispiel Hängebauch oder Fettpolster im Bereich der Augen)
„Warum genau verschiedene Pferde unterschiedliche Symptome entwickeln, ist noch nicht vollständig geklärt“, so Boakari weiter. „Deshalb ist es wichtig, die gesamte Krankengeschichte eines Pferdes zu betrachten, um eine fundierte Diagnose zu stellen.“
Der durch Morbus Cushing entstehende Hormonüberschuss kann schwerwiegende Folgen haben: Der normale Tagesrhythmus der Cortisolproduktion ist gestört, was das Immunsystem schwächt. Dadurch steigt die Anfälligkeit für Infektionen und Hufrehe, eine oft sehr schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut, die man dann ebenfalls behandeln muss. Zudem kann der wachsende Tumor Gehirnstrukturen beeinträchtigen und Symptome wie Blindheit verursachen.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch Blutuntersuchungen, bei der der ACTH-Wert gemessen wird. Doch Achtung: Eine mögliche Diagnose sollte nicht ausgeschlossen werden, wenn der ACTH-Wert im Blut in einer bestimmten Jahreszeit niedrig ist. Stattdessen sollten weitere Tests durchgeführt werden. „In frühen Stadien reicht eine einmalige Bestimmung oft nicht aus“, erklärt Marchio. „Daher setzen wir zusätzlich Stimulations- oder Suppressionstests ein.“
PPID ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Die wichtigste Maßnahme ist eine lebenslange medikamentöse Therapie mit Pergolid, einem Dopamin-Agonisten. Dieses Medikament gleicht das Dopamin-Defizit aus und hilft, die Symptome zu kontrollieren. Ergänzend sind regelmäßige tierärztliche Kontrollen sowie eine angepasste Fütterung und Pflege essenziell.

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Equines Cushing-Syndrom sollte früh erkannt werden
Ein früher Behandlungsbeginn kann das Fortschreiten der Krankheit erheblich verlangsamen. „Patienten mit PPID haben die besten Chancen, wenn die Erkrankung früh erkannt wird“, betont Marchio. „So kann man die Symptome effektiv managen und die Lebensqualität des Pferdes verbessern.“
Auch wenn sich am Ende herausstellt, dass die Symptome nicht durch PPID verursacht werden, ist eine tierärztliche Abklärung wichtig. „Viele der typischen Symptome sind bereits für sich genommen problematisch, insbesondere Hufrehe, die zu dauerhafter Lahmheit führen kann“, warnt Boakari. „Deshalb sollte jede Veränderung im Gesundheitszustand eines Pferdes ernst genommen werden.“