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Interview

Psychotherapeutin: »Pferde sind ein Weg, um wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen

Collage aus Frau mit Pferd und Psychotherapeutin Michaela Huber (Kreis)
Psychotherapeutin Michaela Huber erklärt, warum Pferde uns guttun und wie der Start ohne Frust gelingt Foto: Getty Images/Bacshi Bender (Kreis)
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

18. Februar 2025, 6:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Raus aus der Krise, rauf aufs Pferd! Für viele Frauen ist der Umgang mit Tieren der Schlüssel zu mehr Selbstbewusstsein und innerer Stärke. Doch warum tut das so gut – und wie gelingt der Start ohne Frust? Psychotherapeutin Michaela Huber klärt auf.

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Wer den Wiedereinstieg in den Reitsport wagt, tut dies aus unterschiedlichen Gründen. Entweder, weil man früher „Pferdemädchen“ war und sich jetzt endlich den Traum vom eigenen Pferd erfüllen möchte, oder als Kind schon immer den Wunsch hatte zu reiten, aber nie die Gelegenheit dazu hatte. Der Kontakt mit den Tieren geht aber weit über den Sport hinaus. So können Pferde Menschen auch helfen, Ängste zu bewältigen und wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen. Wie das geht, erklärt Stress-Expertin und Psychologische Psychotherapeutin Michaela Huber im Gespräch mit PETBOOK.

»Pferde spiegeln sowohl unsere Stärken als auch unsere Schwächen

PETBOOK: Warum suchen viele Menschen in Lebenskrisen die Nähe zu Tieren, Frau Huber?
Michaela Huber: „Tiere sind aufrichtig. Sie begegnen uns ohne Vorurteile und schaffen einen sicheren Raum, in dem wir uns selbst neu entdecken können. Gerade Frauen in der Lebensmitte spüren oft das Bedürfnis, sich wieder mit der Natur und alten Leidenschaften zu verbinden. Pferde sind dabei besonders faszinierend, weil sie sensibel auf unsere Körpersprache reagieren und uns spiegeln – sowohl unsere Stärken als auch unsere Schwächen.“

Was macht die Rückkehr zu einem alten Hobby wie Reiten manchmal so schwierig?
„Viele Frauen knüpfen gern an die Pferde-Romantik ihrer Mädchenzeit an: Sie erinnern sich daran, wie sie als Kinder frei durch den Wald galoppierten und beim Striegeln die Wärme und Sanftheit des Pferdes spürten. Doch als Erwachsene ist das oft weniger romantisch. Der Umgang mit Pferden ist zeitaufwendig, kostspielig und erfordert Geduld. Außerdem treten alte Unsicherheiten wieder hervor: ‚Wie sitze ich im Sattel? Sehe ich peinlich aus? Bin ich zu unsportlich?‘ Das können nagende Selbstzweifel sein.“

Lieber klein anfangen

Wie kann man diese Zweifel überwinden?
„Zuerst könnte man die Situation ‚Ich gehe wieder reiten‘ gedanklich durchspielen. Ich nenne das Trockenübung. Stellen Sie sich genau vor, wie Sie den Stall betreten, andere Menschen treffen und Ihr Pferd versorgen. Dabei werden oft Befürchtungen und alte Wunden sichtbar: Vielleicht eine frühere negative Erfahrung mit einem Trainer oder ein Sturz. Wie kann und sollte das diesmal anders sein? Sich innerlich vorbereiten und Altlasten bewusst angehen hilft, bevor man tatsächlich aktiv wird.“

Was, wenn diese Vorbereitung fehlt?
„Dann verausgaben sich viele. Sie verpflichten sich vielleicht zu oft für Stallbesuche, übernehmen ein Pferd oder eine Reitbeteiligung und wollen mehr, als sie leisten können. Das führt schnell zu Überforderung – nicht nur im Stall, sondern auch im Privat- und Berufsleben. Wichtig ist, klare Grenzen zu setzen und realistisch einzuschätzen, was man sich zumuten kann. Lieber klein anfangen und schrittweise steigern.“

Michaela Huber: „Der Umgang mit Pferden ist ein wunderbarer Weg, um wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen“

Warum hilft der Kontakt mit Pferden oder anderen Tieren in einer Lebenskrise so gut?
„Tiere haben eine beruhigende Wirkung auf unser Nervensystem. Sie nehmen uns so, wie wir sind, und verlangen nichts weiter als dass wir jetzt in diesem Augenblick ‚da‘ sind. Das kann uns ablenken und Blockaden lösen, die in zwischenmenschlichen Beziehungen sonst oft bestehen bleiben. Ich erinnere mich an eine schwer traumatisierte Patientin, die permanent zitterte – außer, wenn sie mit Tieren zusammen war. Dieser Kontakt gab ihr Sicherheit und schuf die Basis, auch mit Menschen wieder Vertrauen aufzubauen.“

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Ihr wichtigster Tipp für Frauen, die sich neu orientieren möchten?
„Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Fragen Sie sich: Was hat mir als Kind Freude gemacht, und wie kann ich das in meinen Alltag integrieren? Der Umgang mit Pferden oder anderen Tieren ist ein wunderbarer Weg, um wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen – aber es braucht Geduld. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen und versprechen Sie nur, was Sie halten können. Vor allem: Seien Sie nachsichtig mit sich selbst.“

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Quick-Tipps von Michaela Huber: So gelingt der Wiedereinstieg in den Stall

  • Visualisieren Sie den Ablauf: Stellen Sie sich Ihren ersten Besuch am Stall vor. Was könnte Sie nervös machen? Wie könnte es gut gelingen?
  • Klein anfangen: Beobachten Sie erst, bevor Sie sich festlegen. Vielleicht reicht anfangs eine Stallführung oder eine Probestunde.
  • Setzen Sie klare Grenzen: Nehmen Sie nur so viele Verpflichtungen auf sich, wie Sie wirklich leisten können.
  • Sprechen Sie über Zweifel: Teilen Sie Ängste und Unsicherheiten mit Gleichgesinnten oder einem Trainer, dem Sie vertrauen.
  • Bleiben Sie dran: Rückschläge sind normal – wichtig ist, nicht sofort aufzugeben.








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