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Schimmelmelanom

Warum weiße Pferde häufig an Hautkrebs erkranken

Pferde mit weißem Fell erkranken häufig am sogenannten Schimmelmelanom
Pferde mit weißem Fell erkranken häufig am sogenannten Schimmelmelanom Foto: Getty Images
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

26. April 2023, 17:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Schimmel erkranken besonders häufig am sogenannten Schimmelmelanom. Dabei handelt es sich um eine Hautkrebsart. Aber warum sind vor allem weiße Pferde so oft betroffen? PETBOOK erklärt, was Halter beachten sollten und wie die Erkrankung behandelt werden kann.

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Kleine Knubbel unter der Haut oder gar größere Geschwülste rund um die Schwanzwurzel und im Afterbereich: Bei diesen Gewebeveränderungen handelt es sich bei Pferden häufig um ein Melanom. Diese Art von Hautkrebs tritt besonders häufig bei Schimmeln auf und wird daher auch als Schimmelmelanom bezeichnet. Verantwortlich ist dafür nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Genmutation, die nur bei weißen Pferden auftritt und auf den gemeinsamen, weißen Vorfahr aller weißen Pferde zurückgeht. Dabei verhalten sich die Zellen in der Haut, die sogenannten Melanozyten, plötzlich abnormal. Sie produzieren zum Beispiel vermehrt Pigmente oder vermehren sie sich stärker, weshalb es zu Geschwülsten kommt.

Auch wenn Schimmel besonders häufig von Melanomen, also entarteten Melanozyten, betroffen sind, zeigen sich diese bei genauerer Untersuchung meist als gutartig. Sie sollten zwar tierärztlich beobachtet werden, akuter Handlungsbedarf besteht in den meisten Fällen aber nicht. Anders sieht das bei andersfarbigen Pferden aus. Diese erkranken zwar im Vergleich zu Schimmeln sehr viel seltener an Melanomen, aber wenn sie erkranken, sind diese Krebszellen meist bösartig und können schnell metastasieren, sich also im Körper ausbreiten und andere Körperstellen und Organe befallen.

So äußert sich das Schimmelmelanom

Schimmelmelanome sind anfangs oft nur erbsengroße Knötchen, die eher unauffällig sind. Ist ein Schimmelmelanom vorhanden, sind weitere meist nicht weit. Bei weißen Pferden wachsen diese entarteten Zellen oft sehr langsam oder befinden sich teilweise jahrelang in einem Ruhestadium. Außerdem sind sie häufig von einer dicken Kollagenschicht umgeben, das heißt, sie treten verkapselt auf. Diese Verkapselung erschwert das Streuen in umliegendes Gewebe.

Tierärzte können oft mit einem Blick feststellen, ob es sich bei den Knubbeln und Knötchen um ein Schimmelmelanom oder eine andere Erkrankung handelt. Eine Biopsie gibt Haltern letztendlich Sicherheit. Hierbei wird mit einer feinen Nadel eine Probe aus dem veränderten Gewebe entnommen und im Labor untersucht. Verändern sich Melanozyten krankhaft, produzieren sie übermäßig viel Melanin und sorgen so für die schwarze Färbung des Melanomgewebes. Ist das entnommene Gewebe also schwarz gefärbt, steckt mit hoher Wahrscheinlichkeit Schimmelmelanom dahinter. Allerdings ist hierbei nicht erkennbar, ob es sich um ein gutartiges oder bösartiges Melanom handelt.

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Behandlungsmethoden bei Schimmelkrebs

In Tierarztkreisen und in der Forschung ist man sich bislang nicht ganz einig, wie mit Schimmelmelanomen umgegangen werden sollte. Einige Tierärzte plädieren für eine komplette Entfernung aller Melanome, da diese auch unbemerkt entarten und dann streuen können. Sind die Melanome erst einmal in Organe gewandert, können sie zu Koliken oder auch immer wieder auftretendem Fieber führen. Andere Tierärzte setzen entgegen, dass besonders Schimmelmelanome im Afterbereich erstens schwierig zu entfernen und zweitens schwer sauber zu halten sind. Kot und Urin können Operationswunden mit Bakterien verunreinigen und zu schwerwiegenden Infektionen führen. Andererseits können größere Melanome die Pferde auch beeinträchtigen.

Behandelt werden Schimmelmelanome also je nach Tierarzt, Alter, Fellfarbe und Ausbreitungsgrad des Melanoms – sowohl mit Immuntherapien als auch Operationen. In den USA werden seit einiger Zeit auch Impfungen eingesetzt, die in Deutschland seit 2015 in der Testphase sind. Auch Chemotherapien mit dem Medikament Cimetidin sind möglich, sowie der Einsatz des Pflanzenstoffes Betulinsäure. Letztere wurde in Tests sowohl in das Melanom selbst gespritzt oder als Creme äußerlich aufgetragen. Welche Behandlungsmethode letztendlich für welches Pferd am besten geeignet ist, entscheiden Tierarzt und Halter in der Regel gemeinsam. Weiße, schon ältere Pferde, die sehr viele Melanome in sich tragen und starke Begleiterscheinungen wie Appetitverlust oder Fieber zeigen, können zwar meist nicht mehr operiert, aber mithilfe einer Kortisonbehandlung gut eingestellt werden. Hierbei werden die Begleiterscheinungen gemindert und das Pferd kann trotz stärkerem Befall mit Melanomen noch einige schöne Jahre in Pferderente genießen.

Worauf Halter von Schimmeln besonders achten sollten

Auch Melanome, die durch das Scheuern von Trense oder Sattel oder durch Chemikalien bzw. Medikamente gereizt werden, können plötzlich zu bösartigen Melanomen mutieren. Grundsätzlich geht man auch davon aus, dass viele große Schimmelmelanome bei jüngeren, sehr weißen Pferden eher bösartig werden können als bei älteren Apfelschimmeln, die nur kleine Knötchen tragen.

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Quellen

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