
22. April 2025, 13:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Online-Inserat weckt die Aufmerksamkeit von PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender – und Angst zugleich. Denn seit 20 Jahren saß sie nicht mehr regelmäßig auf dem Sattel. Was als neugieriger Klick beginnt, wird zur Mutprobe im Stall. Ein Erfahrungsbericht über Zweifel, Vertrauen und die Frage: Ist das vielleicht mein Pferd?
Das ist schon wie eine Besessenheit: Seit Monaten gebe ich bei Kleinanzeigen abwechselnd „Pferd“ und „Reitbeteiligung“ ein. Das mache ich geschätzt zehnmal am Tag. Plötzlich wird’s richtig crazy. Als „Rohdiamant zum Selbstschleifen“ wird eine junge Traberstute in der Verkaufsanzeige beschrieben. Knapp vier Jahre alt und angeritten. Die Bilder in dem Inserat zeigen eine braune Stute mit schwarzen Fesseln und einem unfassbar glänzenden Fell. Der Rücken ist gerade, der Körperbau wirkt insgesamt harmonisch. Dieses Tier ist top – doch ich habe noch nie ein Pferd gekauft.
„Ist das mein Ernst?“, denke ich. Gerade erst habe ich eine Pflegebeteiligung an einem jungen Isländer verloren, weil ich zu wenig Jungpferde-Erfahrung habe. Trotzdem antworte ich auf die Verkaufsanzeige. Der „Senden“-Button ist gedrückt.
Ich fühle mich wie bei einem Bewerbungsgespräch
Zwei Tage später stehe ich als Kaufinteressentin in einem Pensionsstall, zehn Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Ich habe bewusst ein Pferd in Wohnortnähe ausgewählt. So kann ich durch mein Netzwerk schnell herausfinden, ob die Verkäufer seriös sind und wie die Vorgeschichte des Tieres ist. Ich kenne einfach zu viele Leute, die ein Pferd gekauft haben und dabei übers Ohr gehauen worden sind.
Ziemlich schnell merke ich: Ich fühle mich wie bei einem Bewerbungsgespräch und kann mich gar nicht auf das Pferd konzentrieren. Alle sind da: Die Pferdebesitzer, die gleichzeitig die Züchter der Stute sind, die Bereiterin und die Tochter der Pferdebesitzer. Vier Menschen. Allesamt Pferdeerfahren. Und ich, das „Greenhorn“, das sich zum ersten Mal ein Verkaufspferd anschaut – noch dazu alleine.
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„Setz dich mal drauf“
Ich versuche selbstsicher zu wirken, doch in mir tobt die Unsicherheit: Was zur Hölle mache ich hier eigentlich gerade? Ein Traber ist ein Warmblut und denen sagt man nach, dass sie Temperament haben. Ich brauche ein Pferd, das eher einer Schlaftablette gleicht. Dann ausgerechnet eine Stute. Ich wollte doch immer einen Wallach. Ist es jetzt so weit, bin ich komplett unzurechnungsfähig?
Heidi ist seit Dezember in Beritt und war seitdem dreimal unter dem Sattel. Weil die Bereiterin gesundheitlich nicht fit ist, reitet mir die 14-jährige Tochter der Besitzerin das Pferd auf der Straße vor dem Stall vor. Wie verhält man sich eigentlich als Interessent? Ich gehe langsam hinter Pferd und Reiter her. Dann merke ich, dass alle anderen am Straßenrand stehen geblieben sind. Ups. Ich komme mir blöd vor, will etwas Schlaues sagen, aber mehr als ein „Joah, sieht gut aus“ fällt mir nicht ein. Dummerweise hatte ich nicht auf dem Schirm, was im nächsten Moment passiert: „Setz dich mal drauf“, sagt die Bereiterin plötzlich.
Die Stute merkt sofort, wie unsicher ich bin
„Ich?“, frage ich entsetzt. „Ich habe doch gar keine Klamotten zum Reiten dabei.“ „Das macht nichts. Wer dafür Klamotten braucht, ist ohnehin kein guter Reiter.“ Ich bin Angstreiter. Aber das sage ich natürlich nicht.
Wenig später sitze ich auf dem Pferd. Die Stute schnorchelt. Sie merkt sofort, wie unsicher ich bin. „Oh, shit“, denke ich. Ich versuche sie zu lenken. Sie stellt sich quer. Zum Glück ist die Bereiterin cool, geht neben dem Pferd und macht mir Mut. Es gelingt mir sogar, Heidi zu lenken. Krass. Ein paar Mal gehen wir die Straße rauf und runter. Irgendwie funktioniert es und ich bin heilfroh, diese Mutprobe überstanden zu haben. Ich bin sogar richtig stolz. Ja, es war toll, im Sattel zu sitzen, und das, obwohl Heidi im Vergleich zu dem Isländer ziemlich groß ist.

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Was man unbedingt vor dem Pferdekauf beachten sollte
In diesem Moment wusste ich noch nicht, dass ich eine Lawine losgetreten habe
Was ist denn nun, kommt das Pferd infrage? Auf diese Frage möchten alle Beteiligten eine Antwort. Ich auch. Alles, was mir über das Pferd erzählt wird, klingt bombastisch. Tolle Abstammung. Nie krank gewesen. Braves Tier, mit dem man direkt mit ins Gelände gehen kann. „Ich muss erst mal ein Gefühl dafür entwickeln, ob Heidi und ich zusammenpassen“, sage ich. In diesem Moment wusste ich noch nicht, dass ich eine Lawine losgetreten habe.
Fortsetzung folgt …
Manuela Lieflaender teilt ihre Erfahrungen und Tipps rund zum Wiedereinstieg für Reiter auf ihrer Homepage. Ob sie das Pferd tatsächlich gekauft hat und welche folgenschweren Konsequenzen diese Entscheidung für sie und Lebensgefährte Volker bedeutet, erfahren Sie demnächst auf PETBOOK.