5. März 2024, 12:07 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Versichern oder nicht versichern? Das ist eine große Frage, die sich viele Haustierhalter im Laufe des Lebens ihres Schützlings mindestens einmal stellen. Denn Tierarztkosten können regelrecht explodieren, sollte das Haustier mal ernsthaft erkranken oder einen Unfall haben. PETBOOK sprach mit Daniel Gadea, dem CEO des Tierversicherers Petolo.
Spätestens seit der Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte beschäftigt viele Tierhalter die Frage, ob sie ihr Haustier für den Fall der Fälle absichern sollen oder nicht. Denn eine Tierversicherung kostet monatlich Geld und ist mit Ausgaben verbunden. Aber auch Krankheitsfälle, chronische Erkrankungen, Operationen oder die Versorgung nach einem Unfall können im Zweifelsfall ein Vermögen kosten.
So gibt es Halter, die von Anfang an eine Versicherung für ihr Haustier abgeschlossen haben, andere legen regelmäßig Geld für den Ernstfall zurück und dann gibt es andere, deren Tiere einfach bei keiner Versicherung unterkommen. PETBOOK sprach mit Daniel Gadea, CEO des Tierversicherers Petolo, über Trends, Herausforderungen auf dem Versicherungsmarkt und darüber, welche Tiere nicht versichert werden und warum.
Auch interessant: Können Hunde und Katzen eigentlich einen Herzinfarkt bekommen?
»Bei unserer Versicherung legen wir einen besonderen Wert auf Vorsorge
PETBOOK: Tierversicherungen sind noch immer ein recht neues Feld. Viele Unternehmen kommen ursprünglich aus einer anderen Sparte und haben bis dato vielleicht Menschen oder Häuser versichert. Wie war das bei euch, bei Petolo?
Daniel Gadea: „Neben unserer Tierversicherung Petolo haben wir noch eine zweite Versicherungsmarke, und zwar Dentolo, eine Zahnzusatzversicherung. Mit dieser sind wir initial gestartet. Noch bevor Dentolo als Versicherung entstand, haben wir ein Ökosystem aufgebaut, für das wir Zahnärzte aus ganz Deutschland mit an Bord geholt haben. Ziel war es, Patientinnen und Patienten hochwertige Zahnbehandlungen noch zugänglicher zu machen. Darauf basierend haben wir dann kundenorientierte Versicherungsprodukte aufgebaut.
Genau den gleichen Ansatz verfolgen wir auch mit Petolo. Wir haben eine Marke aufgebaut, die neben den reinen Versicherungsleistungen einen zusätzlichen Mehrwert bietet. Beispielsweise haben wir zusammen mit unserem Partner Fressnapf die Online-Tierärzte-Plattform ‚Dr. Fressnapf‘ für unsere Tarife eingebunden. Hier haben Tierhalter die Möglichkeit, Online-Sprechstunden in Anspruch zu nehmen. Schlussendlich ist uns wichtig, dass wir auch ein Ökosystem rund um das Thema Tiere aufbauen, bei dem wir besonderen Wert auf Vorsorge legen. Das unterscheidet uns auch von anderen Versicherungsunternehmen.“
»Das Bedürfnis sein Tier gegen unvorhersehbare Unfälle und Krankheiten abzusichern, ist gestiegen
Was veranlasst denn Besitzer von Tieren in der Regel dazu, eine Tierkrankenversicherung abzuschließen?
„Die Kosten für Tierbehandlungen, aber auch die Möglichkeiten, Tiere lange und auch unter schwierigen Bedingungen gesund zu halten, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark gestiegen. Dementsprechend sind sie auch ein relevanter Kostenfaktor für Halterinnen und Halter geworden. Das Bedürfnis und die Nachfrage danach, sich und sein Tier gegen unvorhersehbare Unfälle und Krankheiten abzusichern, ist gestiegen.“
Während der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Haustiere in Deutschland stark an. Inwieweit hat sich das auf die Nachfrage bei Versicherungen ausgeübt?
„Allein in den Jahren 2020/2021 sind über eine Million zusätzliche Haustiere hinzugekommen. Das spüren wir tatsächlich auch bei der Nachfrage nach Versicherungen. Der Nebeneffekt dieses Booms ist, dass immer mehr Anbieter in diesen wachsenden Markt kommen – und ja, diese Nachfrage ist sicherlich auch auf den starken Anstieg der Zahl an Haustieren in der Coronazeit zurückzuführen.“
»Die GOT-Erhöhung hat zu einer stärkeren Nachfrage nach Tierversicherungen geführt
Hängt dieser Nachfrageschub denn nicht auch mit der Anpassung bei der Gebührenordnung der Tierärzte, kurz GOT, zusammen?
„Natürlich ist seit gut einem Jahr das Thema der gestiegenen Kosten in der Tiermedizin durch die GOT-Anpassung ins Bewusstsein der Tierhalterinnen und -halter gerückt. Viele befürchten, dass Krankheit oder Unfall beim eigenen Hund oder der eigenen Katze ein empfindliches Loch in die Haushaltskasse reißt. Insofern hat die GOT-Erhöhung auch zu einer stärkeren Nachfrage nach Tierversicherungen geführt.“
Viele neue Versicherungsnehmer bedeutet, dass auch vermehrt Leistungen in Anspruch genommen werden. Sind infolgedessen Preisanpassungen geplant und müssen sich Versicherte auf erhöhte Beiträge einstellen?
„Die GOT-Anpassung hat leider dazu geführt, dass Versicherungsunternehmen die Beiträge anpassen mussten, weil natürlich die Kosten, die für Leistungen und für die Erstattung von Tierarztrechnungen entstehen, einfach signifikant gestiegen sind. Wir haben die Auswirkungen erst mal einige Monate beobachtet, mussten allerdings für Neukunden schlussendlich unsere Preise leicht nach oben korrigieren.
Für unsere Bestandskunden hat sich bisher nichts geändert. Zusätzlich sind wir natürlich mit der Inflation konfrontiert, die inzwischen seit mehr als einem Jahr anhält. Diese Umstände haben allerdings nicht dazu geführt, dass die Nachfrage einbricht – ganz im Gegenteil. Mein Eindruck ist eher, dass Tierhalter sich bewusster mit dem Thema beschäftigen und sich vor den hohen unvorhergesehenen Kosten schützen wollen.“
Darum finden ältere und chronisch kranke Tiere oft keine Krankenversicherung
Warum ist es für ältere, chronisch kranke Tiere und bestimmte Rassen schwerer, eine Versicherung zu bekommen? Wie könnte man dem entgegengewirkt? Gerade einkommensschwache Menschen leiden ja unter einer solchen Situation, wenn ihr Tier keine Versicherung mehr bekommt.
„Grundsätzlich steigen insbesondere mit steigendem Alter des Tieres auch die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten und die damit verbundenen Kosten. Auch bestimmte Rassen haben ein höheres Risiko für Krankheiten. Das ist erst mal ein rein statistischer Fakt und korreliert letzten Endes natürlich mit den Beitragssätzen.
Deswegen beschränken viele Versicherungen ihren Schutz auf ein gewisses Alter und schließen auch manche Katzen- oder Hunderassen aufgrund bestimmter Risikofaktoren komplett aus. Oder sie verlangen je nach Rasse und Alter höhere Preise. Wenn man beispielsweise für ein zwölf Jahre altes Tier eine Krankenversicherung neu abschließen wollte, wären die Beiträge so extrem hoch, dass es auch für die Halter unattraktiv wäre, diese überhaupt abzuschließen. Daher bieten einige Versicherungen es leider gar nicht mehr an, ältere Haustiere zu versichern.
„Man sollte das Haustier so früh wie möglich versichern“
Was empfehlt ihr solchen Kunden?
„Meine Empfehlung: Man sollte das Haustier so früh wie möglich versichern. Gleichzeitig lohnt es sich schon bei Anschaffung zu prüfen, wie anfällig die Rasse für bestimmte Krankheiten und mit welchen Versicherungsbeiträgen zu rechnen ist.“
Und wie sieht es bei Petolo mit einer Altersbeschränkung aus?
„Wir haben eine Altersbeschränkung für Neuabschlüsse und versichern für unsere Tierkrankenversicherung nur Hunde und Katzen, die bei Abschluss jünger als neun Jahre sind. Sobald das Tier einmal bei uns versichert ist, gilt der Schutz aber natürlich auf Lebenszeit. Wir haben keine Einschränkungen bei Rassen oder anderen Merkmalen. Bei uns werden auch Tiere aufgenommen, die Vorerkrankungen haben. Für unsere Hundehaftpflichtversicherung gibt es keine Altersbeschränkung.“
Man liest immer mal wieder in den Medien von Tieren, die ihren Krankenkassenschutz verloren haben, nachdem sie chronische Erkrankungen entwickelt oder größere Operationen hatten. Kann das Haltern bei euch auch blühen, wenn die Tiere gesundheitsbedingt zu große Kosten verursachen?
„Bei uns ist es noch nicht vorgekommen, dass wir Hunde oder Katzen aufgrund von zu hohen Rechnungen oder ähnlichem aus dem Versicherungsschutz gekündigt haben.“
Vollkrankenversicherungen für Hunde und Katzen sind ein recht neues Phänomen
Lass uns über die Vorerkrankungen sprechen. Angenommen, ich hätte eine Katze mit Epilepsie. Würdet ihr die bei Petolo aufnehmen?
„Ja, wir versichern auch Tiere mit Vorerkrankungen wie etwa Epilepsie, wobei die bereits bekannten Vorerkrankungen in einem solchen Fall nicht mitversichert werden. Das heißt, dass Maßnahmen hier nicht erstattet werden können, die diese spezifische Erkrankung betreffen. Alles, was an Erkrankungen neu hinzukommt, versichern wir – es ist somit vernünftig, das Tier möglichst frühzeitig und in jungen Jahren zu versichern. Auch rassespezifische Fehlentwicklungen von Hunden, wie bspw. Hüftdysplasie sind bei uns in einem gewissen Rahmen mitversichert.“
Als Unternehmen macht ihr auch Marktanalysen. Wie würdest du die Konkurrenz so einschätzen?
„Tierkrankenversicherungen sind, wie bereits gesagt, noch ein recht neuer Markt, der dynamisch wächst. Die Tierhalterhaftpflicht war zwar schon immer ein größeres Thema, gerade mit Blick auf Hundehaftpflichtversicherungen. Hinzu kam das Thema der OP-Versicherungen. Die Vollkrankenversicherungen für Hunde und Katzen sind aber tatsächlich noch ein recht neues Phänomen. Es gab vereinzelt Versicherer, die das Thema angegangen sind, doch erst in den letzten fünf Jahren entstand hier langsam ein Markt.“
Ihr kommt ja mit Dentolo ursprünglich aus dem Dentalbereich. Zähne und Maulhygiene sind bei Hunden und Katzen ja auch große Themen und die Behandlungen teilweise für die Halter recht teuer. Unterscheidet ihr euch da bei den Leistungen im Dentalbereich von anderen Tierkrankenversicherern?
„Ein Punkt steckt da tatsächlich in unserer DNA: Uns ist wichtig, Vorsorge und Prävention zu belohnen, anstatt immer nur zu reagieren, wie man es ja leider oft im Gesundheitssystem sieht. Wir haben beispielsweise ein Gesundheitsbudget, bei dem unsere Kunden jährlich Erstattungen bei Gesundheits- und Vorsorgeleistungen bekommen. Hierzu zählen zum Beispiel auch Zahnreinigungen für Vierbeiner. Das haben wir beispielsweise auch in der Zahnzusatzversicherung.“
PETBOOK-Interview Versicherung erklärt, warum bestimmte Rassen bei der Tierkrankenversicherung mehr bezahlen
Schadensfälle Die Tierkrankenversicherung hat Ihnen gekündigt? Das können Sie tun
Umfrage zur neuen Gebührenordnung Wegen gestiegener Kosten – viele Hundehalter warten länger, bis sie zum Tierarzt gehen
Etwa die Hälfte aller Themen lässt sich schon mit einer Videosprechstunde lösen
Was wird bei euch am meisten gebucht: Vollversicherung oder OP-Versicherung?
„Wir bieten aktuell mit Petolo nur eine Vollversicherung an, weil wir davon überzeugt sind, dass ein vollumfänglicher Schutz für Halter:innen und Tiere das Beste ist. Hier haben wir unterschiedliche Tarife mit unterschiedlichen Erstattungshöhen. Wir sehen eine starke Nachfrage zur vollumfänglichen Absicherung, übrigens bei Hunden und bei Katzen gleichermaßen.“
Angenommen: Ich habe einen dreijährigen, gesunden Hund. Was würdest du ihm oder vielmehr mir im Hinblick auf eine Versicherung bei Petolo empfehlen?
„Grundsätzlich empfehle ich immer, die notwendige Vorsorge zu betreiben und sich frühzeitig abzusichern, indem man das Tier möglichst in jungen Jahren versichert. Das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet hier unser Premium-Tarif, den rund 50 Prozent unserer Kunden aus gutem Grund abschließen.
Bevor man zum Tierarzt geht, kann man in jedem Tarif unsere Videosprechstunde nutzen, um zu schauen, was das Problem ist und ob es etwas ist, das gar keines Tierarztbesuchs bedarf. Etwa die Hälfte aller Themen lässt sich nämlich schon mit einer Videosprechstunde lösen – was ja auch dem Tier zugutekommt, das nicht mit der ungewohnten Praxissituation konfrontiert wird. Und das Beste: Wenn du diese Videosprechstunde in Anspruch nimmst und dir dabei der Tierarzt oder die Tierärztin im Gespräch sagt ‚bitte geh in die Praxis deiner Wahl‘, dann bekommst du 20 Prozent mehr Erstattung.“