Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Lästlinge

Darum fliegen Wespen im Sommer verstärkt auf Fleisch und Wurst 

Deutsche Wespen (Vespula germanica), die sich über gebratenen Speck hermachen
Im Sommer machen sich Wespen gerne über Wurst und Fleisch her und können dabei ziemlich lästig sein Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

12. August 2023, 16:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Ob die Wurst auf dem Brot, das Würstchen vom Grill oder der Schinken auf der Melone. Im Sommer fliegen Wespen geradezu auf Fleisch. Oft nagen sie kleine Stücke heraus und tragen diese davon. Warum Wespen dies tun und warum die Tiere mit fortschreitendem Sommer vom Wurstbrötchen zur Marmeladenstulle wechseln, erklärt Biologin und PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider.

Artikel teilen

Wer nicht gerade Angst vor Wespen hat, konnte bestimmt schon einmal beobachten, wie sich die schwarz-gelben Insekten über Fleisch wie Schinken oder Wurst hergemacht haben. Lässt man die Tiere gewähren, schneiden diese emsig kleine Stücke aus der Beute und tragen sie fort. Manchmal sind die Stücke dabei so groß wie die Tiere selbst und sie können kaum abheben. Ziemlich gierig, denkt sich mancher vielleicht. Tatsächlich sind das Fleisch und die Wurst, die die Wespen sammeln, aber gar nicht für sie selbst bestimmt. Welcher Zweck dahintersteht und warum die Tiere mit fortschreitendem Sommer immer mehr das Interesse an der Wurst verlieren und stattdessen lieber Marmelade naschen, erfahren Sie hier.

Warum Wespen Fleisch „sammeln“

Wespen gehören, wie Bienen und Hummeln, zu den sogenannten holometabolen Insekten. Das bedeutet, sie entwickeln sich von einer Larve über eine Puppe zum ausgewachsenen Insekt. Letztere wachsen nicht mehr. Wenn Sie also eine kleine Wespe sehen, bedeutet dies nicht, dass es sich um ein Jungtier handelt, sondern dass die Wespe in ihrer Entwicklung nicht so gut versorgt wurde.

Das kann man vor allem am Anfang des Sommers beobachten. Denn dann beginnen die Königinnen aus dem letzten Jahr, einen neuen Staat zu gründen. Zu Beginn müssen sie sich dabei noch um alles selbst kümmern, auch um die Versorgung der ersten Brut. Später übernehmen die schlüpfenden Kinder, welche als Arbeitskräfte fungieren und unfruchtbar bleiben, alle anstehenden Aufgaben und die Majestät kann sich um die wichtigen Dinge des Lebens kümmern: Eier legen.

Zur Arbeit der Wespen gehört vor allem die Versorgung ihrer Larven. Da diese viel wachsen müssen, benötigen sie neben zuckerreicher Nahrung auch Eiweiß. Während Bienen und Hummeln dafür eiweißreichen Blütenstaub, auch Pollen genannt, sammeln, sind Wespen Jäger. Sie fangen vornehmlich Insekten wie Raupen, Fliegen oder andere Wespen, um diese sauber zerlegt, zerkaut und eingespeichelt als eiweißhaltigen Nahrungsbrei an ihren Nachwuchs zu verfüttern. Wer Wespen oder auch Hornissen im Garten hat, kann sich also eigentlich freuen, denn sie fangen eine Menge Insekten weg, die Gärtnern oft ein Dorn im Auge sind. Es gibt allerdings zwei Arten, die nicht nur Jagd auf Insekten machen.

Auch interessant: Warum Wespen und Bienen am Fenster auf und ab schwirren

Fliegen alle Wespen auf Fleisch und Wurst?

Von den einigen hundert Wespenarten in Deutschland gibt es zwei, die sich am Frühstückstisch oder beim Grillen gerne mal an Wurst und Fleisch bedienen:

  • Deutsche Wespe (Vespa germanica)
  • Gemeine Wespe (Vespa vulgaris)

Beide gelten als sogenannte Lästlinge und sind von den anderen Wespenarten für Laien nur schwer zu unterscheiden. Klar ist aber: Finden Sie eine Wespe, die sich gerade über ihre Wurst oder ihr Fleisch hermacht, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine der beiden Arten. Wenn wir also über Wespen oder über eine Wespenplage sprechen, meinen wir in aller Regel die Deutsche oder die Gemeine Wespe. Daher ist es wichtig, die Arten zu unterscheiden. Denn obwohl es rechtlich erlaubt ist, Nester der Deutschen und Gemeinen Wespe selbst zu entfernen, werden dabei fälschlicherweise oft auch die Behausungen anderer Wespenarten zerstört.

Mal davon abgesehen, sollte es immer die allerletzte Option sein, ein Nest zu zerstören. Und nur, weil Wespen gern von der Marmelade oder Wurst naschen, rechtfertigt dies nicht, die Tiere zu erschlagen.

Warum Wespen auch ans Marmeladenbrötchen gehen

Ende August ist der Wespenstaat auf Hochtouren. Jetzt befinden sich bis zu 12.000 Tiere in den Nestern. Später, meist ab Ende September, schrumpfen die Völker und beginnen sich aufzulösen. Das Wespenjahr endet bald und nur die Geschlechtstiere, also die begatteten Jungköniginnen, überwintern. Der Rest ist sich selbst überlassen und stirbt langsam. Nun ist sich jeder selbst der Nächste. Die Wespen-Arbeiterinnen fliegen zwar noch aus, haben aber nur noch wenig Motivation, Nahrung für die Brut zu sammeln. Sie sind jetzt auf etwas ganz anderes aus: Zucker.

Denn im Gegensatz zu Honigbienen legen Wespen keine Vorräte an. Sie ziehen im Nest lediglich die Brut auf. Daher müssen die erwachsenen Tiere ihren Hunger auf ihren Sammelflügen stillen. Da Fliegen eine Menge Energie kostet, findet man Wespen daher nicht nur an Wurst und Fleisch, sondern auch an Obst, Marmelade und Kuchen – vor allem am Ende des Sommers, wenn es kaum noch Brut zu versorgen gibt.

Mehr zum Thema

Wie verhindere ich, dass Wespen an Wurst oder Fleisch gehen?

Auch wenn viele jetzt vielleicht mehr Verständnis für die fleischraubenden Insekten haben, können Wespen am Essenstisch extrem lästig werden. Vor allem in Jahren, in denen sie in großer Zahl auftreten. Zudem stellen sie eine gewisse Gefahr dar, wenn man sie aus Versehen verschluckt. Nicht nur für Allergiker kann dies schnell lebensbedrohlich werden, wenn plötzlich Mund oder Luftröhre durch einen Stich zuschwellen.

Das Sicherste ist: Nicht mehr draußen essen. Eine andere, besonders tierfreundliche Möglichkeit besteht darin, den Wespen einen eigenen Futterplatz einzurichten. Das lohnt sich vor allem, wenn man regelmäßig und zu denselben Zeiten seine Mahlzeiten draußen nimmt. Wichtig dabei: Der Futterplatz sollte sich ein paar Meter entfernt vom eigentlichen Essenstisch befinden und die Wespen dürfen dort nicht mehr erfolgreich sein.

Meist kann man schon nach wenigen Stunden beobachten, wie die Tiere gezielt den Essensplatz ansteuern, um dort Beute zu machen. Im Gegensatz zu tierfreundlichen Lebendfallen, aus denen man die Wespen am Ende des Tages wieder befreit, lernen die Insekten mit dieser Methode die Uhrzeiten, zu denen es sich lohnt vorbeizufliegen. So hat man zwischenzeitlich seine Ruhe. 

Für noch mehr Tipps, um Wespen zu vertreiben, schauen Sie auch bei MyHOMEBBOK vorbei!

Themen Insekten
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.