10. Dezember 2022, 16:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Lautes Knallen und Lichtblitze am Himmel versetzen viele Haustiere in Angst und Schrecken. Trotzdem unterschätzen Besitzer noch immer, welch dramatische Auswirkungen Böller und Co. auf die Vierbeiner haben können. So gehen in einer einzigen Nacht zum Jahreswechsel Hunderte Hunde und Katzen verloren. PETBOOK erklärt, welche Auswirkungen Silvester für Haustiere und auch Wildtiere hat.
Das Ende des Jahres feiern wir Menschen gerne laut. Angeblich soll der Krach böse Geister vertreiben. In Wahrheit vertreiben wir damit vor allem unsere Haustiere. Für diese wird die Silvesternacht in schöner Regelmäßigkeit zum Alptraum. Im Gegensatz zu uns Menschen können sie das plötzliche Knallen nicht einordnen. Lärm und Lichtblitze machen ihnen Angst. Oft kommt es dabei zu Panikreaktionen, die Tiere rennen weg und kommen im schlimmsten Fall bei einem Unfall ums Leben. So gehen jede Nacht zu Silvester Hunderte Haustiere verloren. Aber nicht nur für Hund und Katze ist der Jahreswechsel eine Tortur. Auch Wildtiere erschrecken vor der Knallerei und fürchten sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode.
Übersicht
Das bedeutet Silvester für Haustiere
Haustiere wie Hunde und Katzen haben viel empfindlichere Sinnesorgane als wir Menschen. So nehmen Katzen auch noch das kleinste Geräusch wahr. Schon das Herunterfallen eines Topfes in der Küche wirkt auf das Gehör der Katze wie ein Heavy-Metal-Konzert ohne Hörschutz auf uns. Auch Hunde haben einen ähnlich sensiblen Gehörsinn. Wie muss auf sie da das Knallen von Böllern wirken? In der Natur bedeuten laute Geräusche fast immer Gefahr, wie Gewitter oder Erdbeben. Tiere suchen dann natürlicherweise Schutz und warten ab, bis sich der Krach bzw. die Gefahr gelegt hat.
Zudem können Hunde und auch Katzen über ihre Pfoten Vibrationen im Boden wahrnehmen. Diese können auch bei größeren Böllern, die ja vornehmlich im Wegschmeißen gezündet werden, auftreten. Tiere können dies nicht einordnen und reagieren mit Panik.
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Jedes Jahr werden Hunderte Tiere als vermisst gemeldet
Gerade beim Gassigehen passiert es, dass Hunde sich aus Panik losreißen und weglaufen. Daher sollte man den Spaziergang auf den frühen Nachmittag verlegen und abends nur noch kurze Runden mit dem Hund gehen – am besten mit einem Sicherheitsgeschirr. Katzen, die Freigang genießen, können durch die Knallerei so in Panik geraten, dass sie aus Angst so weit laufen, dass sie nicht mehr den Weg zurück finden. Leider unterschätzen viele Hunde- und Katzenbesitzer noch immer die Auswirkungen, die Silvester auf unsere Haustiere hat.
So werden laut den Zahlen der Datenbank von Tasso e. V. jedes Jahr Hunderte Haustiere zu Silvester als vermisst gemeldet. Vor allem Hunde führen die Statistik an. Waren es zum Jahreswechsel von 2020 zu 2021 noch 540 entlaufene Tiere (darunter 331 Hunde und 208 Katzen) wurden in der Nacht vom 31.12.2021 zum 1.1.2022 729 Haustiere als vermisst gemeldet (darunter 454 Hunde und 275 Katzen). Diese Zahlen beziehen sich allerdings nur auf die Tiere, die bei Tasso registriert bzw. gemeldet wurden. Somit dürften die Zahlen vermisster Tiere in Wahrheit weitaus höher liegen.
Dazu kommt, dass es sich bei den Jahreswechseln von 2020/2021 und 2021/2022 um Jahre mit Verkaufsverbot handelte. Dieses gilt für 2022 nicht. Auch ein Böllerverbot wurde nicht beschlossen. So gibt es in manchen Städten lediglich Verbotszonen, die aber wohl kaum Einfluss auf die Haustiere zu Silvester haben werden.
Todesgefahr für Wildtiere
Nicht nur für unsere Haustiere ist Silvester Furcht einflößend. Auch viele Wildtiere leiden unter dem Krach zum Jahreswechsel. Manche sterben sogar an den Folgen des Stresses. So weist die Tierschutzorganisation Peta darauf hin, dass ein hoher Energieverlust durch Störungen oder panisches Flüchten lebensbedrohliche Folgen haben könne.
Vor allem für Vögel kann Silvester tödliche Folgen haben. So würden die Tiere vom Feuerwerk aufgeschreckt werden, bis zu 1000 Meter hoch fliegen, während sie sonst nur selten Höhen über 100 Meter erreichen. Dabei verlieren die Vögel Energie, die sie im Winter dringend benötigen und die sie im Winter nur schwer wieder auffüllen können, heißt es beim Naturschutzbund NABU. Tatsächlich waren in Rom an Neujahr 2022 Straßen und Bürgersteige mit zahlreichen toten und unter Schock stehenden Vögeln bedeckt, wie der „Corriere della Sera“ berichtete. Es wird vermutet, dass die Tiere an Herzinfarkten starben.
Aber auch in Deutschland, genauer gesagt in Leipziger Rosental, sowie im Clara-Zetkin- und im Johannapark werden laut NABU jedes Jahr tote und verletzte Tiere gefunden. Im Winter befinden sich dort große Schlafgemeinschaften von Vögeln, die durch den Lärm an Silvester aufgeschreckt werden. Zudem werden bei vielen Wild- und Haustieren Verbrennungen, Schockzustände, geschädigte Hörorgane und andere Verletzungen nach Silvester festgestellt.
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Tierschützer fordern ein Böllerverbot
Weil Tiere zu Silvester erheblich leiden und zahlreiche Haustiere in einer einzigen Nacht zum Jahreswechsel verloren gehen, fordert Tasso ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. Für überzeugte Feuerwerkfans wären zentral veranstaltete Feuerwerke eine denkbare Alternative, teilt der Verein in seinem Artikel mit. Um der Forderung noch einmal Nachdruck zu verleihen, hat Tasso gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe und dem Jane Goodall Institut einen offenen Brief an Ministerin Faeser auf den Weg gebracht.
Des Weiteren appellieren Tierschützer wie das Deutsche Tierschutzbüro e. V. mit Aktionen wie „Spenden statt Böllern“ in den sozialen Netzwerken an die Bevölkerung.