9. Mai 2024, 16:44 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Ein malerischer Fischerhafen mit Krabbenkuttern. Auf beiden Seiten Backsteinhäuser aus dem 18. Jahrhundert. Im Hintergrund zwei alte Windmühlen. Das ist der Anblick, den Greetsiel-Urlauber lieben. Seit Neuestem zieht der Küstenort viele Hundebesitzer an. PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender wollte wissen, warum. Und war zunächst schockiert.
Ich fasse zusammen: Greetsiel hat keinen eigenen Strand. Es liegt nicht direkt an der Nordsee. Die einzige Möglichkeit, das Meer zu sehen, ist vom Deich aus. Theoretisch, praktisch nicht. Es sei denn, man verzichtet darauf, seinen Hund mitzunehmen. Hunde sind auf dem Deich nicht erlaubt. „Schafzuchtgebiet“. Euer Ernst, Leute? Als ich das erfahre, bin ich entsetzt. Aber hey, es wird Gründe geben, warum trotzdem so viele Hundehalter nach Greetsiel fahren und genau diese möchte ich herausfinden.
Ein geselliger Ort
Also Hunde und Mann ins Auto gepackt und los ging es gen Norden. Kleinspitz-Opi Samy hat schon viele Reportage-Reisen mit mir gemacht. Für Australian Shepherd Jungrüde Elvis ist es die Zweite.
Mein erster Eindruck bei der Ankunft: Greetsiel besteht fast ausschließlich aus Ferienhäusern und Ferienwohnungen. In dieser Extremität kenne ich das nur von Sylt. Natürlich gibt es ein paar Hotels. Aber wer nach Greetsiel kommt, der ist oftmals so gesellig, dass er nicht nur mit Hund kommt, sondern sich mit Freunden oder Verwandten ein gemeinsames Haus sucht. Wir haben uns für H & P Ferienhäuser entschieden, das nur einen Steinwurf vom Zentrum entfernt liegen – wie übrigens alles in Greetsiel.
Hunde dürfen nicht auf den Deich
Das Herzstück von Greetsiel ist der Hafen mit den Krabbenkuttern und seitlich davon Backsteinhäuser aus dem 18. Jahrhundert. An diesem „Touristen-Hotspot“ führt kein Weg vorbei. So ziemlich jeder, der Greestsiel besucht, sitzt während seines Urlaubs irgendwann am Café oder Restaurant und schaut anderen Touristen bei einer Tasse Kaffee beim Flanieren zu.
Tagestouristen, die sich am Hafen satt gesehen haben, pilgern weiter zu den Zwillings-Windmühlen, die so heißen, weil es zwei Windmühlen hintereinander sind. Und anschließend geht es zum Pilsumer Leuchtturm. Das soll uns aber nicht weiter interessieren. Denn um zum Leuchtturm zu gelangen, muss man über den Deich und da dürfen die Hunde nicht hin, also verkneife ich mir den Besuch, denn Elvis und Samy wollen – genau, wie wir – auf Entdeckungstour gehen.
„Tausche Schirm gegen Hund“
Mit Elvis neue Bekanntschaften zu schließen, ist nicht schwer. „Tausche Schirm gegen Hund“, sagt ein Tourist zu mir und deutet auf unseren Australian Shepherd. Ich antworte: „Gute Idee. Hier haben Sie die Leine.“ Schon sind wir im Gespräch. Mir gefällt das, dass man bei seinen Gassirunden in diesem beschaulichen Küstenort eigentlich immer auf Touristen trifft, selbst wenn das Wetter schlecht ist. An unserem Ankunftstag haben wir deshalb nicht gerade viel gesehen.
Warum ausgerechnet Greetsiel?
Die Stimmung ist gut und trotzdem habe ich am Ende des Tages den Eindruck, dass ich noch nicht verstanden habe, warum so viele Hundereisende sich ausgerechnet für Greetsiel entscheiden. Ja, man kann hier im Ort schön durch die Gassen und am Hafen entlangspazieren gehen. Aber es muss mehr geben als das.
Am nächsten Tag steuere ich die Touristikinformation an und stelle genau diese Frage: „Warum sind hier so viele Urlauber mit Hund, wenn sie gar nicht auf den Deich dürfen? Was machen die den ganzen Tag?“ Ich erfahre, dass die meisten Urlauber aus NRW kommen, das flache Land hier schätzen und froh sind, weit weg von irgendwelchen Großstädten zu sein.
Über den Deich? Mit Hund? Das hört sich gut an.
Mir ist aufgefallen, dass mehrere Nordic Walking und Fitness-Wege durch den Ort führen, erkläre ich der Touristikerin. Ich möchte wissen, welche davon mit Hund begehbar sind, schließlich werden sie vermutlich über den Deich führen. „Die Wege eins bis vier sind mit Hunden begehbar“. Sie legt zwei Landkarten auf den Tresen und zeigt auf den Rundweg 1. „Der Weg führt ein Stück über den Deich, Richtung des Naturschutzgebiets Leyhörn, wo viele Wasservögel brüten.“ Über den Deich? Mit Hund? Das hört sich gut an.
Wir machen uns gleich auf den Weg und sind in ungefähr 25 Minuten zu Fuß auf dem Deich. Der Weg dorthin führt an Feldern vorbei, auf denen Hunderte von Gänsen sitzen. Ich bin ein großer Vogel- und Naturfan und vom ersten Moment an hellauf begeistert. Das steigert sich, als wir den Deich erreicht haben und von dort aus auf die Seenlandschaft und ihre gefiederten Bewohner blicken. Die Atmosphäre ist großartig. Natur pur. Jetzt verstehe ich, warum hier so viele Hundebesitzer Urlaub machen. Wenn ich Zeit hätte, würde ich mich auf eine der Bänke, direkt am Gewässer setzen und die Tierwelt beobachten.
Hundespielplatz mit Blick aufs Wasser
Doch wir müssen weiter. Denn weil Hunde nur auf einen kleinen Abschnitt des Deichs dürfen, bietet Greetsiel seit letztem Jahr einen großen Hundespielplatz mit Blick aufs Wasser. Elvis ist sofort begeistert. Kein Wunder, denn endlich darf das „Pubertier“ wieder frei laufen. Auf dem Hundespielplatz ist ein Geräte-Parcours mit Tunnel, Wippe, Brücke und Co aufgebaut. Zum Toben wäre ebenfalls genug Platz, doch zu dem Zeitpunkt, als wir dort sind, mangelt es an Hundekumpels.
Hundespielplätze sind in der Region angesagt. Denn als uns am nächsten Tag nach Meer und weißen Sandstrand ist, fahren wir nach Norddeich, das ungefähr 30 Minuten von Greetsiel entfernt an der Nordsee liegt. Direkt am Strand bietet Norddeich ebenfalls einen großen Hundeplatz mit Agility-Geräten. Der wird gut angenommen. Ungefähr 10 Hunde tummeln sich gleichzeitig auf dem Areal. Was ich zunächst nicht verstehe: An diesem Strandabschnitt gibt es keinen nahtlosen Übergang vom Strand zum Wasser. Stattdessen wurde der Teil so betoniert, dass ein Weg entlangführt und man sich auf eine Mauer setzen kann.
Zeit, darüber nachzudenken, bleibt mir aber nicht, denn es ist selbst für April viel zu kalt. Kleinspitz-Opi Samy zittert sogar unter meinem Wintermantel. Wir fahren zurück zu unserem Ferienhaus in Greetsiel, um uns dort erst einmal aufzuwärmen. Als ich mir dabei die Fotos ansehe, die wir am Strand gemacht haben, fällt mir erst auf, dass die Betonmauer dort eine Sicherheitsmaßnahme war, weil sich dahinter Steine befinden.
Ausflugsorte Campen & Upleward
Ich statte der Touristikinformation noch mal einen Besuch ab. Denn 30 Minuten bis zur Nordsee sind mir zu viel. Ich will wissen, ob es andere Möglichkeiten gibt. Wenig später sind wir auf dem Weg nach Campen. Gerade mal 15 Minuten von Greetsiel entfernt befindet sich der Campener Leuchtturm, der zweitälteste Leuchtturm Deutschlands. Der ist 65 Meter hoch, begehbar und liegt an der Nordsee. Letzteres ist das, was mich interessiert. Denn von hier aus kann man auf den Deich nach Upleward spazieren gehen.
Upleward ist bekannt für seinen Trockenstrand, der sich hinter dem Deich befindet und künstlich angelegt ist. Da der Ort von Greetsiel aus vor Campen liegt, kann man das Auto auf dem öffentlichen Parkplatz am Strandkiosk „Watt ´n Blick“ stehen lassen und zu Fuß zum Leuchtturm gehen. Wir haben das aufgrund von Sturm und Regen nicht gemacht, sondern sind beide Stationen angefahren. Bei schönem Wetter lohnt es sich aber auf jeden Fall, dort spazieren zu gehen und den Blick auf die Nordsee zu genießen.
Fazit: Ein Besuch für Hundebesitzer lohnt sich
Obwohl mir der Hafen von Greetsiel sofort gefallen hat, konnte ich mir anfangs nicht vorstellen, wie Greetsiel für mehr als einen Tagesausflug interessant sein kann. Am Ende unseres knapp viertägigen Aufenthalts jedoch habe ich es verstanden und wäre gerne noch geblieben. Denn vor allem der „Nordic Walking & Fitnessweg 1“ in Greetsiel hat mich begeistert, weil man dort mit dem Hund über den Deich laufen und die Wasservögel beobachten kann. Auch die Möglichkeit, in Upleward und Campen an der Nordsee spazieren gehen zu können, ist reizvoll.
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Alle Reiseinfos im Überblick:
- Ort: Greetsiel
- Unterkunft: H & P Ferienhäuser
- Hundespielplatz Greetsiel
- Hundestrand Norddeich, Dörper Weg 22, 26506 Norden
- Campener Leuchtturm, Leuchtturmstraße 5, 26736 Krummhörn