26. Dezember 2023, 8:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wir Menschen freuen uns auf den Jahreswechsel. Für unsere Hunde ist der 31.12. aber meist ein Albtraum. Der Lärm zu Silvester macht vielen Vierbeinern Angst. Deswegen muss man als Hundehalter den Jahreswechsel aber nicht in einer verlassenen Hütte verbringen. PETBOOK gibt Tipps, wie Sie die Silvesternacht für Ihren Vierbeiner erträglicher machen.
Lautes Knallen, grelle Blitze und Schwefelgeruch – aus dem Kontext gerissen klingt das eher bedrohlich, als nach Spaß. Und genauso empfinden das auch unsere Hunde. Sie verstehen nicht, was Silvester ist und dass der ohrenbetäubende Lärm keine Gefahr bedeutet. Nicht selten reagieren sie panisch – und das kann richtig gefährlich werden. Doch mit einigen Tipps kann man seinem Hund helfen, Silvester trotz Angst gut zu überstehen.
Übersicht
- Wichtigste Regel: zu Silvester für den Hund da sein
- Den Hund nicht aus seinem Versteck locken
- Enge Kleidung und körperliche Nähe gibt Hunden zu Silvester Sicherheit
- Schlecken und Kauen baut Stress ab und sorgt für Ablenkung
- Absolute Notlösung – Medikamente und Beruhigungsmittel
- Wirkt das Hausmittel Eierlikör bei einem ängstlichen Hund?
Wichtigste Regel: zu Silvester für den Hund da sein
„Für viele Hunde ist die Zeit rund um den Jahreswechsel die schlimmste im ganzen Jahr“, weiß die Hundetrainerin Chris Maron. Weil auch schon in den Stunden – in manchen Städten sogar Tagen – vor dem Jahreswechsel immer mal wieder einzelne Raketen oder Böller angezündet werden, bekommen die Tiere bereits lange vor Mitternacht Angst. Viele verstecken sich dann im fensterlosen Bad oder gleich unter der Couch. Wie sollten Besitzer damit umgehen?
„Am allerwichtigsten ist es, für seinen Hund da zu sein“, stellt Maron fest. Kein Hund sollte an Silvester alleine zu Hause gelassen werden. Selbst dann nicht, wenn er das Feuerwerk in der Regel gelassen über sich ergehen lässt. Vielleicht geht ausgerechnet dieses Jahr ein Böller direkt vor der Haustür los? Dann erschreckt sich selbst der entspannteste Hund.
Den Hund nicht aus seinem Versteck locken
Ist der Hund an Silvester ohnehin ängstlich, sollten sich Herrchen oder Frauchen mit ihm in einen ruhigen Raum zurückziehen, der nicht zur Straße zeigt. Häufig legen sich Tiere, die an eine Box gewöhnt sind, gerne in diese sichere Höhle. Zudem sollten die Rollläden oder Vorhänge schon Stunden vor dem Jahreswechsel geschlossen werden.
Wichtig: Hunde, die sich verstecken, nicht aus ihrem Versteck locken. Hunde, die Aufmerksamkeit suchen, aber auch nicht ignorieren, sondern kraulen, wenn sie dies möchten. „Man sollte ihn aber nicht bedauern“, rät die Expertin. „Denn so würde man ihm zeigen, dass die Situation ungewöhnlich und man selbst besorgt ist.“ Der Mensch muss Ruhe ausstrahlen.
Enge Kleidung und körperliche Nähe gibt Hunden zu Silvester Sicherheit
Ängstlichen Hunden kann es helfen, sie an sich zu drücken – das gibt ihnen im wahrsten Wortsinn Halt, vermittelt also Sicherheit. „Ähnlich soll auch das sogenannte Thundershirt wirken“, sagt Maron. Dies ist ein speziell für ängstliche Hunde hergestellter, eng anliegender Body. Es ist auch einen Versuch wert, die Silvestergeräusche durch laute Musik zu übertönen – vorausgesetzt natürlich, der Hund hat vor der Musik keine Angst.
Auch werden im Handel spezielle Entspannungsgeräte für Hunde angeboten, die hochfrequente Klangwellen abspielen. „Auf diese Geräusche muss der Hund aber erst mal konditioniert werden“, erklärt die Hundetrainerin. Er sollte also schon in den Wochen vor Silvester immer wieder diese Klangwellen zu hören bekommen, wenn er gerade richtig schön entspannt ist.
Hilfreich ist es zudem, wenn der Hund in der Silvesternacht sehr müde ist – im besten Fall verschläft er dann den Jahreswechsel in einem ruhigen Raum. Er sollte daher tagsüber am 31. Dezember viel beschäftigt werden, etwa mit einer langen Wanderung oder intensivem Training, bei dem er viel nachdenken muss. Ängstliche Hunde sollten sicherheitshalber an diesem Tag beim Gassigang an der Leine gehalten werden, damit sie nicht in Panik davon rennen, wenn bereits geknallt wird. Ein spezielles Sicherheitsgeschirr verhindert, dass sich der Hund bei Panik losreißt. Zwar sind solche Geschirre recht teuer, für ängstliche Hunde lohnt sich diese Investition jedoch.
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Schlecken und Kauen baut Stress ab und sorgt für Ablenkung
Beim Jahreswechsel ist es zudem einen Versuch wert, das Tier abzulenken. So kann ihm etwas Leckeres zu knabbern gegeben, oder ein Leckerli geworfen werden. Damit sollte in den Minuten vor Mitternacht begonnen werden, wenn noch nicht geknallt wird. Denn wenn der Hund erst einmal Angst hat, nützt selbst sein Lieblingsfutter als Ablenkung nicht mehr.
Noch besser als Leckerlis funktionieren Kauknochen oder spezielle Leckmatten, die man zum Beispiel mit Leberwurst oder Malzpaste präparieren kann. Lecken und Kauen bauen bei Hunden Stress ab und können sie von der Knallerei ablenken. Aber auch hier gilt: Ist der Hund zu sehr gestresst, wird er keine Nahrung mehr annehmen, selbst wenn man ihm die Lieblingsspeise vor die Nase stellt.
Absolute Notlösung – Medikamente und Beruhigungsmittel
Laut Auskunft des Tierarztes Ralph Rückert aus Ulm können Hunden, die an Silvester ein bisschen Angst haben, zum Beispiel Zylkene, Sedarom oder Adaptil-Tabletten helfen. Diese sind frei im Handel erhältlich. Doch was ist mit Hunden, die vor Angst schier verrückt werden? „Angstzustände von solcher Intensität sollten nicht zuletzt aus tierschutzrelevanten Gründen pharmakologisch gedämpft werden“, sagt er.
Dabei warnt der Fachmann allerdings ausdrücklich vor Acepromazin, das unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben wird. Diese Mittel sorgen zwar dafür, dass die Hunde äußerlich ruhig wirken, doch innerlich beben sie vor Angst. „Eine ganz fiese Sache, Finger weg“, so der Veterinär.
Empfehlenswert seien dagegen, in Absprache mit dem Tierarzt, die Medikamente Sileo und Pexion. Helfen diese nicht, können vom Veterinär Benzodiazepine wie Diazepam oder Alprazolam verschrieben werden. Diese wirkten tatsächlich angstlösend, sagt Rückert. Zwar gebe es theoretisch ein Suchtpotenzial, das sei bei einer so kurzen Anwendung aber laut der Aussage des Tierarztes kein Thema.
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Wirkt das Hausmittel Eierlikör bei einem ängstlichen Hund?
Manche Tierärzte und Hundetrainer empfehlen, dem Hund zu Silvester einen kleinen Schluck Eierlikör zu verabreichen – und lösen damit jedes Jahr aufs Neue eine Kontroverse aus. Genau wie bei uns Menschen habe der Likör den Effekt, dass die Hunde etwas entspannter seien. Dies ist jedoch umstritten und sollte jedoch nur nach vorheriger Absprache mit dem Tierarzt erfolgen, denn Alkohol ist giftig für Hunde und kann – falsch dosiert – für mehr Schaden als Nutzen sorgen. Je nach Gewicht kann der Tierarzt die richtige Menge für den Hund empfehlen. Auf keinen Fall sollten Halter ihrem Hund vorsorglich einfach mal ein Gläschen verabreichen.
Wer es doch einmal probieren möchte, sollte sich zuvor gut informieren. Der Tierarzt Ralph Rückert hat hierzu ausführliche Informationen bereitgestellt.
Mit Material der dpa