16. November 2024, 8:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
In Zeiten des Online-Shoppings werden auch Tiere immer häufiger über das Internet gekauft. Dabei ist jedoch größte Vorsicht geboten. Der Handel mit Haustieren wie Hunden und Katzen ist so lukrativ, dass auch viele Kriminelle ins Geschäft eingestiegen sind.
Wer nach Angeboten für einen Hund oder eine Katze sucht, wird schnell online fündig. Während e-Bay den Handel mit Haustieren mittlerweile stark eingeschränkt hat (PETBOOK berichtete), gibt es genügend andere Tiervermittlungsportale, auf denen man von Fotos von süßen Welpen und kuscheligen Kätzchen regelrecht überrollt wird. Das führt dazu, dass Käufer schnell zuschlagen.
Aber Vorsicht! Auch wenn das Foto noch so niedlich ist – wo das Tier herkommt oder wie sein Gesundheitszustand ist, erkennt man darauf nicht. Papiere wie etwa der Impfschein können zudem gefälscht sein. Die Stiftung Warentest („Finanztest“ 12/2024) rät daher zur Vorsicht. Doch worauf sollte man also achten, wenn man ein Tier über das Netz erwirbt?
Handel mit Tieren ist extrem lukrativ
Eine Tieradoption sollte grundsätzlich keine Impulsentscheidung sein, sondern sorgfältig geplant werden. Idealerweise bereitet man sich mehrere Monate darauf vor. Zum einen, um sich genügend Wissen anzueignen, zum anderen, um vorab zu klären: Wer kümmert sich um das Tier, wenn ich krank oder im Urlaub bin? Wo finde ich Hilfe bei der Erziehung (Hunderschule, Tierpsychologen). Wo ist der nächste Tierarzt?
Wer sich bewusst dafür entscheidet, ein Tier online zu kaufen, sollte sich nicht von den Fotos täuschen und die Gefühle aus dem Spiel lassen. Denn nicht immer handelt es sich um „echte“ Bilder. Unter den vielen Angeboten tummeln sich auch viele unseriöse Verkäufer, denn vor allem das Geschäft mit Welpen ist mittlerweile so lukrativ, dass es kriminelle Organisationen für sich entdeckt haben.
Ein seriöses Angebot erkennen
Während es vor zehn Jahren noch relativ einfach war, ein unseriöses Angebot zu erkennen, ist dies heute sogar für engagierte Tierschützer und Behörden nicht einfach. Trotzdem gibt es einige Dinge, die man als Interessent vorab prüfen kann. Das zeigt sich schon beim Anruf: Seriöse Züchter schwatzen Interessenten keine Tiere auf, sondern geben Ernährungs- und Verhaltenstipps. Sie erkundigen sich beim Käufer außerdem nach den Bedingungen, unter denen das Tier später gehalten werden soll.
Auch hilft ein kurzer Check über die Google Bildersuche. Kommt das Bild des süßen Kätzchens mehrfach im Netz auf, ist es wahrscheinlich von anderen Verkäufern Seite oder Fotoagentur „geklaut“ worden.
Verkäufer checken
Seriöse Züchter, aber auch Privatpersonen, bieten in der Regel nur Tiere einer Rasse oder auch nur einen Wurf zum Verkauf an. Hier lohnt sich ein kurzer Verkäufer-Check. Was hat dieser noch im Angebot? Stellt er Welpen von gleich mehreren Rassen zum Verkauf ein, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er nur als Zwischenhändler fungiert. Sind also mehrere Rassen oder mehrere Würfe im Angebot, ist dies ein klares Warnzeichen beim Welpenkauf und man sollte skeptisch werden.
Kaufvertrag abschließen
Den Kauf von Haustieren wie Hund und Katze sollte man immer vertraglich absichern lassen, auch wenn die Adoption eines tierischen Mitbewohners ein emotionaler Moment ist. Viele glauben, dass sie, wenn sie über Portale wie Tierwelt oder Quoka ein Tier online kaufen, automatisch abgesichert sind. Das ist aber nicht der Fall, denn diese Portale dienen lediglich als Vermittlungsplattformen und haften nicht für den Kauf.
Besonders bei teuren Tieren wie Pferden oder Rassehunden und auch Rassekatzen macht ein Kaufvertrag Sinn. Darin sollten folgende Punkte festgelegt sein:
- Ort und Datum des Kaufs
- Name und Adresse des Züchters bzw. Verkäufers
- Name und Adresse des Käufers
- Rasse, Name und Wurfdatum des Hundes
- Stammbaum des Hundes, falls vorhanden
- vorhandene Impfpapiere
- Bestätigungen der bereits erfolgten tierärztlichen Untersuchungen
- Identifikation des Hundes durch Chip oder Tätowierung
- Gesundheitszustand des Hundes
- Kaufpreis
Preis ist kein Anhaltspunkt mehr
Früher galt der Tipp, auf den Preis zu achten. Rassehunde von einem seriösen Züchter kosten hierzulande in der Regel mehr als 1500 Euro – bei Rassekatzen sind es mehr als 800 Euro. Mittlerweile verlangen aber auch unseriöse Verkäufer solche Preise, da die Nachfrage immer noch hoch ist – vor allem nach bestimmten „Moderassen“.
Tiere niemals ungesichtet kaufen
Nur weil man die Tiere online kauft, bedeutet dies nicht, dass man sie erst dann zu Gesicht bekommt, wenn der Deal bereits abgeschlossen ist. So sollte man niemals bereits den Kaufpreis überweisen, ohne sicherzugehen, dass es sich um eine seriöse Vermittlung handelt. Das ist vor allem beim Kauf von Hundewelpen wichtig. Dabei sollte man immer darauf bestehen, auch die Elterntiere zu besichtigen. Zumindest die Mutter sollte verfügbar sein, da der Vater vielleicht nur zum Deckungsakt vor Ort war.
Der Grund: In sogenannten Vermehrerstationen werden Hündinnen als reine Gebärmaschinen missbraucht, bekommen einen Wurf nach dem anderen und sehen mitunter nicht einmal Tageslicht. Die Verkäufer zeigen dann auf Bildern irgendeine Hündin der gleichen Rasse oder haben sogar ein falsches Muttertier vor Ort zur Ansicht bereitgestellt. Bei der Besichtigung der Hündin sollte man daher schauen, welchen Eindruck das Tier macht. Ist es gesund? Ist das Gesäuge entwickelt? Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel: Auf diese 7 Warnzeichen sollten Sie beim Welpenkauf achten.
Keine Vorauszahlung vereinbaren
Vor allem bei Angeboten auf Onlineportalen verlangen Händler oft eine Vorauszahlung, noch bevor man die Tiere überhaupt besichtigt hat. Meist wird es damit begründet, dass es so viele Interessenten für den Welpen gibt und man deshalb eine Reservierungsgebühr erhebt, um sicherzugehen, dass der Käufer es ernst meint. Davon sollte man sich auf keinen Fall unter Druck setzen lassen. Seriöse Züchter lernen ihre Käufer immer erst persönlich kennen. Eine Gebühr oder Anzahlung sollte erst fällig werden, wenn man sich ernsthaft für einen Welpen interessiert und diesen samt Muttertier und Welpenstube einmal kennenlernen durfte.
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Verkäufer sollte auch nach dem Verkauf erreichbar sein
Holt man einen Hund oder eine Katze von einem seriösen Züchter, steht dieser einem auch lange nach dem Kauf mit Rat und Tat zur Seite. Diesen Anspruch sollten Sie auch haben, wenn sie Tiere online kaufen. Es sollte sichergestellt sein, dass Sie den Verkäufer bei Problemen kontaktieren können. Etwa, wenn das Tier in den ersten sechs Monaten krank wird. Unter Umständen muss dieser dafür sorgen, dass das Tier behandelt wird bzw. die Kosten für die Behandlung übernehmen.
Das gilt allerdings nicht, wenn sich das Tier die Erkrankung wie zum Beispiel eine Erkältung, Durchfall oder eine Verletzung im neuen Zuhause zugezogen hat. Oder auch, wenn es von Privatleuten erworben wurde – sie dürfen die Haftung nämlich vertraglich ausschließen.
Mit Material der dpa