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PETBOOK fragt nach

Tierische Rekorde – Guinnessbuch gibt Blick hinter die Kulissen

Im Guinnessbuch der Rekorde tummeln sich auch einige tierische Rekorde.
Im Guinnessbuch der Rekorde tummeln sich auch einige tierische Rekorde. Darunter beispielsweise auch 2015 Charlie, das kleinste, männliche Pferd der Welt. Dogge Ramses wiederum könnte der nächste größte Hund der Welt werden. Foto: picture alliance / dpa | Horst Galuschka & PETBOOK
Dennis Agyemang
Redakteur

30. Juli 2024, 17:29 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Höher, schneller, weiter. Der Mensch hat sich schon immer für das Ungewöhnliche begeistert. Da wundert es nicht, dass die Macher des Guinnessbuchs der Rekorde bereits seit Mitte der 50er Jahre Höchstleistungen und Extremwerte sammeln und jedes Jahr in einem Buch veröffentlichen. Dabei spielen oft auch tierische Rekorde eine wichtige Rolle. PETBOOK sprach mit den Machern über Rekord-Tiere und deren Halter.

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Bis vor kurzem stammte der größte Hund – eine Deutsche Dogge – aus den USA. Doch vor wenigen Wochen starb der 97 Zentimeter-Vierbeiner überraschend kurz nach Verkündung seines Titels (PETBOOK berichtete). Nun könnte der nächste größte Hund der Welt aus Deutschland kommen – genau genommen aus dem beschaulichen Zossen. Dogge Ramses misst laut seinem Halter 98 Zentimeter Widerristhöhe. „Wir wollen den Titel“, erklärte sein Besitzer Patrick Hein im Rahmen der Anmeldung für den Guinnessbuch-Eintrag gegenüber PETBOOK.

Monatlich gehen knapp 50 tierische Rekordanträge beim Guinnessbuch ein

Damit befindet sich Patrick Hein in guter Gesellschaft, denn wie eine Guinnessbuch-Sprecherin auf PETBOOK-Anfrage verrät, gingen im Schnitt monatlich etwa 50 tierische Rekordanträge bei ihnen ein. „Dies umfasst eine Vielzahl von Kategorien von Einträgen im Zusammenhang mit Tieren.“ Daher müssten Interessenten laut Guinness-World-Records-Website (GWR) im Schnitt etwa drei Monate für eine Bearbeitung des Antrags warten.

Ungeduldige können allerdings gegen eine Zahlung von etwa 700 Euro diesen Prozess beschleunigen. „Wenn Sie sich für die vorrangige Prüfung der Nachweise entscheiden, werden diese nach Eingang aller Nachweise innerhalb von fünf Arbeitstagen (statt der üblichen 12 Wochen) geprüft“, erklärt die GWR-Sprecherin. Doch wie sich diese hohe Summe genau zusammensetzt, wollte sie nicht sagen.

Auch interessant: Ist Ramses aus dem kleinen Zossen der größte Hund der Welt?

Warum es die schwerste oder leichteste Haustier-Kategorie im Guinnessbuch nicht gibt

Da Rekorde aber schnell auch ins Extreme abdriften können, nehme man keine Rekordanträge an, die für Tiere schädlich sein könnten, betont die Sprecherin. „Aus Gründen des Tierschutzes nehmen wir auch keine Bewerbungen für das schwerste oder leichteste Haustier an.“

Man gehe zwar davon aus, dass das Wohlergehen des Tieres in den meisten Fällen im Vordergrund der Besitzer stehe, dennoch bestünde die Gefahr, dass in einigen Fällen die Besitzer ihre Tiere in einem fehlgeleiteten Streben nach Anerkennung über- oder unterfüttern könnten. Allgemein arbeite man mit vielen verschiedenen Experten mit verschiedenster Expertise zusammen, um im Falle tierischer Rekorde sicherstellen zu können, dass das Tierwohl über allem stehe.

Der Skandal um den angeblich ältesten Hund der Welt

Möglicherweise könnte fehlgeleitetes Streben auch die Erklärung dafür sein, dass erst im letzten Jahr Bobi – dem vermeintlich ältesten Hund der Welt – postum der Titel entzogen wurde (PETBOOK berichtete). So konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, ob der Vierbeiner tatsächlich stattliche 31 Jahre alt wurde.1 Damit wäre er in etwa doppelt so alt gewesen wie andere Hütehunde seiner Art.

Laut Medienberichten standen sogar Betrugsvorwürfe gegen die Halter im Raum.2 Für eine Institution wie dem Guinessbuch, dessen einzige Daseinsberechtigung es eigentlich ist, Rekorde zu sammeln sowie hieb- und stichfest zu verifizieren, eine große Blamage.

Tierärzte und andere Experten meldeten ihre Bedenken

Doch auf Seiten der GWR-Macher scheint man dies anders zu sehen und feiert die Aberkennung des Titels, anstatt die offensichtlichen Unregelmäßigkeiten bei der Anmeldungsprüfung zu kritisieren. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir die Genauigkeit und Integrität aller unserer Aufzeichnungen so gut wie möglich sicherstellen“, erklärte damals beispielsweise Director of Records Mark McKinley, der die Überprüfung durchführte.

„Nachdem Tierärzte und andere Experten sowohl privat als auch in öffentlichen Kommentaren Bedenken geäußert hatten und einige Medien Nachforschungen angestellt hatten, hielten wir es für wichtig, eine Überprüfung von Bobis Unterlagen einzuleiten.“

So wolle man nun künftig genauer hinsehen und stichhaltigere Beweise einfordern. Im Falle der Ermittlung nach dem neuen ältesten Hund der Welt würde es nun etwas dauern können, bis ein neuer Nachfolger gefunden sei. „Bis dahin werden wir Belege für alle Lebensjahre eines Tieres verlangen, wir werden weiterhin Tierarzt- und Zeugenaussagen einholen, und wir werden auch Mikrochip-Daten berücksichtigen, sofern sie verfügbar sind.“

Tierhalter stehen in der Beweispflicht

Man sei sich durchaus bewusst, dass es noch lange dauern könne, bis die weltweite Verbreitung von Mikrochips mit dem Besitz von Haustieren Schritt halte, insbesondere bei älteren Tieren, so Mark McKinley abschließend. Interessierte Halter, die ihr Haustier für einen Eintrag im Guinessbuch anmelden wollten, müssen also sicherstellen, wirklich alle Beweise vorlegen zu können.

„Wir benötigen natürlich Beweise für alle von uns überwachten Guinness-Weltrekorde, oft mindestens zwei Aussagen von Experten sowie Bilder, Videos und gegebenenfalls auch Daten, die von der für die Leistung relevanten Technologie bereitgestellt werden.“ Die könnten – je nach Fall – GPS-Daten für einen Fahrtenrekord, Zeitmessungsdaten für einen Geschwindigkeitsrekord oder, falls vorhanden, Mikrochip-Daten zum Nachweis des Alters eines Haustieres sein.

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So verändert sich das Leben von Haltern mit Guinnessbuch-Tieren

Doch angenommen, man ist einen Schritt weiter und das Haustier konnte sich nachweislich für einen Weltrekord qualifizieren. Wie verändert sich das Leben der Halter und ihrer Rekord-Tiere? Müssen Halter sich darauf einstellen, dass ihr Zuhause fortan von Fans und weltweiter Presse belagert wird?

„Die Besitzer von Tieren, die Rekorde aufstellen, haben alle unterschiedliche Geschichten zu erzählen“, erklärt die GWR-Sprecherin gegenüber PETBOOK. Während sich für die Besitzer von Pearl, der Rekordhalterin für den kleinsten lebenden Hund, die Möglichkeit ergab, im italienischen Fernsehen aufzutreten, sei für viele andere Halter das Leben danach wesentlich unbehelligter weitergegangen.3

„Für andere ändert sich außer der Anerkennung ihres Rekordstatus und einer Urkunde, die sie sich an die Wand hängen können, nicht viel. Die Besitzer von Bella, der Katze, die den Rekord für das lauteste Schnurren einer (lebenden) Hauskatze hält, sagen zum Beispiel, dass Bellas Alltag nach wie vor aus Fressen, Schlafen und Kuscheln besteht“, so die Sprecherin anschließend.

Quellen

  1. guinnessworldrecords.com, „Guinness World Records concludes oldest dog ever review launched after Bobi's death“, (aufgerufen am 30.07.2024) ↩︎
  2. „faz.net“, ‚'Ältester Hund aller Zeiten‘ verliert postum Weltrekord-Titel“, (aufgerufen am 30.07.2024) ↩︎
  3. br.de“, „Kleinster Hund der Welt - Dieser Chihuahua ist unter 10 cm groß“, (aufgerufen am 30.07.2024) ↩︎
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