17. September 2022, 15:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wer sein Leben schon einmal mit einem treuen vierbeinigen Begleiter geteilt hat, der weiß aus eigener Erfahrung: Hunde, Katzen, Kaninchen und Co. steigern das Wohlbefinden. PETBOOK erklärt, auf welch vielfältige Weise Haustiere unsere körperliche und seelische Gesundheit verbessern.
Viele Haustierbesitzer wissen es aus eigener Erfahrung: Tiere in unserer Nähe hellen die Stimmung auf. Schon deshalb sind Haustiere gut für die Gesundheit. Aber es gibt noch mehr Faktoren, wie Menschen von einem tierischen Gefährten profitieren.
Hundehalter bleiben nicht lange allein
Die positiven Auswirkungen, die Haustiere auf uns Menschen haben können, lassen sich bei Hundehaltern besonders gut beobachten. Schließlich muss man mit ihnen täglich Gassi gehen – dadurch erreichen Hundebesitzer das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Bewegungsziel von 150 Minuten pro Woche meist spielend.1 Die körperliche Aktivität an der frischen Luft senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und stärkt das Immunsystem. Bei chronisch Kranken kann die regelmäßige Bewegung dazu führen, dass sich Leiden wie Bluthochdruck oder Diabetes auf einem konstanten Niveau einpendeln und nicht mehr schlimmer werden.
Eine schwedische Studie fand heraus, dass allein lebende Hundebesitzer im Vergleich zu Singles ohne Hund ein um 33 Prozent reduziertes Risiko hatten, an einer Herzkreislauferkrankung vorzeitig zu sterben.2 Eine Meta-Analyse, bei der Studien von 1950 bis 2019 betrachtet wurden, zeigte, dass Hundebesitzer ein um 24 Prozent reduziertes Risiko eines vorzeitigen Todes hatten.3 Und es gibt zahlreiche weitere Untersuchungen, welche die Vorteile von Haustieren belegen:
- Reduziertes Risiko für Atemwegserkrankungen im ersten Lebensjahr4
- Verbesserung des Immunsystems5
- Höhere Anzahl der für die Gesundheit vorteilhaften Darmbakterien Ruminococcus und Oscillospira bei Kindern6
Weiterhin wirken die Vierbeiner häufig als soziale Eisbrecher. Ob auf der Hundewiese, in der Hundeschule, beim Tierarzt oder beim Spaziergang: Hundehalter kommen schnell mit anderen Hunde-Fans ins Gespräch, und dieser gemeinsame Austausch mit Gleichgesinnten tut gut und hebt die Laune.
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Haustiere und ihr Effekt auf die Gesundheit: Stress-Symptome werden gemildert
Das gemeinsame Kuscheln mit dem Haustier kann Stress-Symptome mildern: Die Herzfrequenz verringert sich, der Blutdruck sinkt – und das Risiko für Burn-out und andere stressbedingte Krankheiten nimmt ab. Das Streicheln des weichen Fells, der Hautkontakt und das damit verbundene Gefühl der Geborgenheit sind Balsam für unsere Seele: Unter anderem könnte das „Kuschelhormon“ Oxytocin ausgeschüttet werden, das unseren Körper mit Glücksgefühlen flutet, wobei die Studienlage hierzu teils widersprüchlich ist.7,8 Außerdem könnten Katzenhalter zusätzlich vom wohligen Schnurren ihrer Katze profitieren, dem heilsame Kräfte nachgesagt werden.
Insbesondere ältere, kranke und einsame Menschen bauen oftmals eine enge Bindung zu ihrem Haustier auf, und manchmal ist der Hund oder die Katze für sie der einzige Grund, morgens aufzustehen. Schließlich muss das Tier versorgt werden, ganz egal, wie schlecht es einem selbst gehen mag. Zudem scheinen es die Vierbeiner instinktiv zu spüren, wenn wir traurig, wütend oder verzweifelt sind. Dann schmiegen sie sich an unsere Seite und sind einfach da – als stumme Zuhörer, die uns Stress, Ängste und Ärger für einige Minuten vergessen lassen.
Einsatz in der tiergestützten Therapie
Die positiven Effekte, die Tiere auf unsere Gesundheit haben können, werden immer besser erforscht. So konnten beispielsweise Wissenschaftler der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt nachweisen, dass die Lebenszufriedenheit Pflegebedürftiger steigt, wenn sie Vögel beobachten können.9 Viele Senioren blühen regelrecht auf, sobald sie den Wellensittichen und Kanarienvögeln in der Voliere im Gemeinschaftsraum zusehen. Sogar die kognitiven Fähigkeiten und die Mobilität der Heimbewohner verbessern sich spürbar.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die therapeutischen Fähigkeiten unserer Haustiere werden inzwischen gezielt eingesetzt – etwa bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen. Speziell ausgebildete Hunde, aber auch Ponys, Ziegen und Alpakas, erzielen in der sogenannten tiergestützten Therapie erstaunliche Erfolge: Die geduldigen, menschenfreundlichen Vierbeiner helfen dabei, Entwicklungsverzögerungen und Konzentrationsschwierigkeiten abzubauen, sie fördern die Motorik und schenken kleinen und großen Patienten Selbstvertrauen.
Allerdings haben die positiven Auswirkungen von Haustieren auf die Gesundheit auch ihre Grenzen. Kurz gesagt: Hunde, Katzen, Kleintiere und Ziervögel machen nur dann glücklicher, wenn wir uns die Haltung auch leisten können. Führen hohe Futterkosten und Tierarztrechnungen zu Geldsorgen, schlägt das auf die Stimmung – und auch das Tier leidet, wenn es nicht richtig versorgt werden kann. Deswegen unterstützen gemeinnützige Einrichtungen wie die Tiertafeln bedürftige Haustierhalter: Denn auch und gerade arme Menschen brauchen die Gesellschaft ihrer Tiere.
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Quellen
- 1. WHO, Global Recommendations on Physical Activity for Health, 2011
- 2. Mubanga M, Byberg L, Nowak C, Egenvall A, Magnusson PK, Ingelsson E, Fall T. Dog ownership and the risk of cardiovascular disease and death – a nationwide cohort study. Sci Rep. 2017 Nov 17;7(1):15821. doi: 10.1038/s41598-017-16118-6. PMID: 29150678; PMCID: PMC5693989.
- 3. Kramer CK, Mehmood S, Suen RS. Dog Ownership and Survival: A Systematic Review and Meta-Analysis. Circ Cardiovasc Qual Outcomes. 2019 Oct;12(10):e005554. doi: 10.1161/CIRCOUTCOMES.119.005554. Epub 2019 Oct 8. PMID: 31592726.
- 4. Eija Bergroth, Sami Remes, Juha Pekkanen, Timo Kauppila, Gisela Büchele, Leea Keski-Nisula; Respiratory Tract Illnesses During the First Year of Life: Effect of Dog and Cat Contacts. Pediatrics August 2012; 130 (2): 211–220. 10.1542/peds.2011-2825
- 5. Charnetski, Carl & Riggers, Sandra & Brennan, Francis. (2005). Effect of Petting a Dog on Immune System Function. Psychological reports. 95. 1087-91. 10.2466/PR0.95.7.1087-1091.
- 6. Tun, H.M., Konya, T., Takaro, T.K. et al. Exposure to household furry pets influences the gut microbiota of infants at 3–4 months following various birth scenarios. Microbiome 5, 40 (2017).
- 7. Marshall-Pescini S, Schaebs FS, Gaugg A, Meinert A, Deschner T, Range F. The Role of Oxytocin in the Dog-Owner Relationship. Animals (Basel). 2019;9(10):792. Published 2019 Oct 12. doi:10.3390/ani9100792
- 8. Petersson M, Uvnäs-Moberg K, Nilsson A, Gustafson LL, Hydbring-Sandberg E, Handlin L. Oxytocin and Cortisol Levels in Dog Owners and Their Dogs Are Associated with Behavioral Patterns: An Exploratory Study. Front Psychol. 2017;8:1796. Published 2017 Oct 13. doi:10.3389/fpsyg.2017.01796
- 9. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, „Vogelbeobachtung fördert Lebenszufriedenheit älterer Menschen“, 2020