10. März 2025, 14:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hundehalter gelten meist als gesellige Naturfreunde, Katzenliebhaber hingegen als introvertierte Individualisten. Doch was ist dran an diesen Klischees? Wissenschaftliche Studien legen nahe, dass es tatsächlich charakteristische Unterschiede zwischen Hunde- und Katzenmenschen gibt. Eine weitere Untersuchung hat zudem gezeigt, dass die emotionale Bindung zu Hunden zwar enger sein kann, aber Katzenbesitzer ihre Beziehung oft als angenehmer empfinden.
Wenn es um die Charaktereigenschaften von Tierbesitzern geht, haben die meisten von uns wohl ganz bestimmte Bilder im Kopf. Hundehalter gelten als gesellige, sportliche Naturliebhaber, die bei Wind und Wetter gerne mit Gummistiefeln im Matsch unterwegs sind. Katzenfans leben dagegen eher zurückgezogen und sind mindestens so eigenwillig wie ihre viel zitierte „Samtpfote“ – man denke nur an das Klischee von der „verrücken Katzenlady“. Doch ist da überhaupt etwas dran? Und was für Erkenntnisse kommen aus der Wissenschaft: Gibt es messbare Unterschiede zwischen Hunde- und Katzenmenschen?
Wie ticken Hunde- und Katzenmenschen?
Ob jemand Hunde oder Katzen bevorzugt, könnte tatsächlich mehr über seine Persönlichkeit verraten, als man denkt. Studien zeigen, dass Hundemenschen im Durchschnitt geselliger und gewissenhafter sind, während Katzenmenschen kreativer und unabhängiger agieren. Zudem gibt es Forschungsergebnisse zur Qualität der Mensch-Tier-Beziehung, die weitere spannende Einblicke liefern.
Die Frage, ob sich Hunde- und Katzenmenschen in ihrer Persönlichkeit unterscheiden, wurde bereits mehrfach wissenschaftlich untersucht. Besonders aufschlussreich war eine Studie aus dem Jahr 2010 von Psychologe Samuel Gosling von der University of Texas. 1
Gosling führte eine groß angelegte Online-Befragung mit 4500 Teilnehmern durch und analysierte deren Persönlichkeitsmerkmale anhand des etablierten Fünf-Faktoren-Modells, das folgende Eigenschaften bewertet:
- Aufgeschlossenheit – Offenheit für neue Erfahrungen
- Gewissenhaftigkeit – Pflichtbewusstsein und Perfektionismus
- Extraversion – Geselligkeit und Kommunikationsfreude
- Verträglichkeit – Empathie und Kooperationsbereitschaft
- Neurotizismus – emotionale Labilität und Verletzlichkeit
Das Ergebnis: Hundemenschen sind im Durchschnitt geselliger, zuverlässiger und gewissenhafter als Katzenmenschen. Letztere neigen stärker dazu, Normen zu hinterfragen und gelten als kreativer und experimentierfreudiger. Allerdings sind Katzenbesitzer auch anfälliger für negative Emotionen wie Unsicherheit oder Angst.
Eine andere Studie, durchgeführt von Denise Guastello und Kollegen am Carroll College in Wisconsin, kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Katzenmenschen sind demnach häufig kreativer, unkonventioneller und scheren sich weniger um soziale Normen. Zudem seien Katzenliebhaber tendenziell intelligenter, sensibler und manchmal tatsächlich Einzelgänger. Die Persönlichkeit der Hundemenschen tendierte eher in Richtung Geselligkeit, Warmherzigkeit und Lebhaftigkeit. Regeln befolgen sie eher als Katzenfans und verfügen über eine höhere soziale Anpassungsfähigkeit. 2
Auch interessant: Die beliebtesten Haustiere der Deutschen sind …
Die Qualität der Mensch-Tier-Beziehung
Eine neuere Studie aus Mexiko untersuchte den direkten Vergleich zwischen der Beziehung zu Hunden und zu Katzen. Hierfür wurden 132 Personen befragt, die sowohl Hunde als auch Katzen hielten. Die Ergebnisse zeigen ein interessantes Bild:
- Interaktion: Katzenbesitzer verbrachten mehr Zeit mit direkten Interaktionen, wie Streicheln oder Spielen mit ihren Tieren als Hundebesitzer.
- Emotionale Bindung: Die emotionale Nähe wurde jedoch bei Hunden stärker wahrgenommen.
- Wahrgenommene Kosten: Die Beziehung zu Hunden wurde als kostenintensiver und anspruchsvoller eingestuft als die zu Katzen.
Daraus ergibt sich eine spannende Erkenntnis: Obwohl die emotionale Bindung zu Hunden oft tiefer empfunden wird, bewerten Besitzer ihre Beziehung zu Katzen insgesamt als angenehmer. Dies könnte erklären, warum die Zahl der Katzenhalter in vielen Ländern – auch in Deutschland – in den letzten Jahren gestiegen ist. 3

Laut Studie Was die Hunderasse über die Persönlichkeit der Halter verrät

Finnische Studie Emotionale Bindung zwischen Mensch und Hund erstmals gemessen

PETBOOK klärt auf Was hinter dem Phänomen der „Crazy Cat Lady“ steckt
Wählen wir unser Haustier nach der Persönlichkeit?
Manche vermuten also, dass Menschen sich – ob bewusst, oder unterbewusst – für ein Haustier entscheiden, dass zu ihrem Charakter passt. Allerdings spielen natürlich auch immer individuelle Präferenzen eine Rolle. Manche Katzenbesitzer könnten es sich kaum vorstellen, bei Wind und Wetter mit einem Hund rauszugehen.
Manche Hundebesitzer hingegen sind erstaunt darüber, dass Katzen ihren Besitzern häufiger überallhin folgen, als Hunde dies tun würden. Und wiederum andere möchten sich zwischen den beliebtesten Haustieren einfach gar nicht entscheiden und sind sowohl Hunde- als auch Katzenmensch.
Allerdings haben einige Arbeiten auch generelle Tendenzen gezeigt. Introvertierte und unabhängige Persönlichkeiten fühlen sich demnach eher zu Katzen hingezogen, die als eigenständige Tiere gelten. Gesellige und pflichtbewusste Menschen bevorzugen hingegen Hunde, die sich stark an ihrem Besitzer orientieren.
Allerdings zeigt die Forschung, dass viele Tierbesitzer nicht strikt in eine Kategorie fallen. Gerade Menschen, die sowohl Hunde als auch Katzen halten, profitieren oft von den jeweiligen Stärken beider Tiere – von der tiefen Bindung zum Hund ebenso wie von der unkomplizierten und oft beruhigenden Interaktion mit einer Katze.