17. August 2024, 8:26 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bienen sind im Trend. Viele wissen heute um die Bedeutung der kleinen Bestäuber und möchten selbst etwas zum Erhalt der Biene beitragen. Doch viele unterschätzen, wie viel man bei Beginn des Hobbys falsch machen kann. Nicht selten verlieren Einsteiger im ersten Jahr ihre Völker. Was man vorab wissen sollte – und wie Nachwuchsimker Unterstützung finden.
Was früher noch als Altherren-Hobby galt, ist längst zum Trend geworden. Vor allem in der Stadt träumen viele vom eigenen Bienenvolk im Garten oder auch auf dem Balkon. Imker werden bedeutet heute auch Naturverbundenheit – und dann ist da ja auch noch der Honig.
Seit den letzten zehn Jahren verzeichnen die Imker in Deutschland laut Daten des Deutschen Imkerbundes e. V. einen enormen Zuwachs. Dabei gibt es ganz verschiedene Gründe, warum Leute sich als Imker versuchen und in dieses spannende Hobby einsteigen. Manche möchten sich mit der Bienenhaltung für die Umwelt einsetzen, andere haben vielleicht Lust auf eigenen Honig. Und dann gibt es noch diejenigen Imkerinnen und Imker, die einfach Bienen mögen – wie Rieke Staeck aus Weilrod in Hessen. „Mich macht es glücklich, wenn die Königin ein gesundes Volk aufzieht“, sagt die 27-Jährige. „Der Anblick der frischen Zellen ist schön, es duftet gut und ich nehme die Natur ganz anders wahr.“
Gerade das reizt viele, die einem Imker einmal über die Schulter geschaut haben, mit dem Imkern anzufangen. Leider führt dabei der erste Weg ins Internet, wo oft suggeriert wird, wie einfach es sei, Bienen im Garten zu halten. Das dieses Hobby aber tatsächlich sehr viel Know-how und Erfahrung braucht, wird den meisten erst bewusst, wenn die Bienenvölker das erste Jahr nicht überleben.
Imker werden jünger
Staeck ist unter den Imkern alles andere als Durchschnitt. Zwar werden Imker immer jünger und weiblicher, wie Torsten Ellmann zum Weltbienentag im vergangenen Frühjahr sagte. Ellmann ist Präsident des Deutschen Imkerbundes im nordrhein-westfälischen Wachtberg. Von den laut Imkerbund knapp 150.000 Imkern in Deutschland sind immer noch rund 78 Prozent männlich. Das Durchschnittsalter beträgt rund 55 Jahre. Das ist im Vergleich zu früher fast jung – laut Ellmann lag das Durchschnittsalter schon mal bei etwa 65 Jahren.
Dieses „junge“ Alter der Neu-Imker bringt dem Hobby aber auch Nachteile. Denn junge Leute haben weniger Interesse daran in Verbänden Mitglied zu werden. So gibt es eine gewisse Zahl an Einsteigern, die sich Bienen und deren Behausungen aus dem Internet bestellen. Zwar gibt es seit der Pandemie auch taugliche Online-Kurse, die fundiertes Fachwissen vermitteln, aber Imkern lernt man nur beim Imkern. So ist es essenziell, für den Erfolg der Bienenhaltung, einen Praxis-Kurs zu besuchen
So wie Rieke Staeck, die vor sechs Jahren aus Neugier an einem Kurs für Imker-Neulinge teilnahm. Eigentlich interessierte sie nur die Theorie, schließlich lebte sie, damals noch Studentin, in einer Mietwohnung in Karlsruhe – und hatte keinen Platz für Bienen. An ein Bienenvolk kam sie rasch nach dem Kurs durch Zufall. Mittlerweile gehören ihr gehören sechs Völker.
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Krankheiten sind ein großes Thema
Staeck konnte ihre Honigbienen bei einem anderen Imker unterbringen – und sich weiter in das Thema einarbeiten. Ihr Fazit: „Es ist sehr komplex.“ Schließlich geht es um Tiere und Lebensmittel, etliche gesetzliche Bestimmungen wie die Honigverordnung sind zu beachten. Und auch Seuchenschutz ist ein großes Thema.
Denn Bienen können einige üble Krankheiten bekommen. Zu den größten Feinden gehört die Varroamilbe. Sie schädigt Winterbienen, die im Herbst schlüpfen und den Stock warmhalten. Mehrfach im Jahr behandelt Staeck ihre Bienen gegen die Parasiten. Und auch die Amerikanische Faulbrut, eine Bienenseuche, ist gefürchtet. Sind Bienenvölker betroffen, muss man dies dem Amtstierarzt melden. Im schlimmsten Fall müssen die Bienenvölker samt Behausungen vernichtet werden.
Der Imkerbund nennt weitere Themen, mit denen sich deutsche Bienenhalter beschäftigen müssen: Schädlinge wie die Asiatische Hornisse, die sich ausbreiten, etwa. Außerdem müssen immer wieder Bienenvölker bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten weichen. Auch der Klimawandel macht den Insekten zu schaffen – und damit den Imkern.
Ist der Winter zu warm, beenden viele Bienen ihre Winterruhe verfrüht. Sie begeben sich auf Nahrungssuche, finden jedoch kaum Pollen oder Blüten. Ist es dagegen wie im vergangenen Frühling zu nass und kühl, können die Bienen ebenfalls nicht ausfliegen. In beiden Fällen muss der Imker zufüttern, um die Völker vor dem Verhungern zu schützen. All dies müssen Imker beachten und im Auge behalten, was Einsteiger oft sehr überfordert.
Viele Anfänger geben auf
So passiert es nicht selten, dass Anfänger ihre Völker im ersten Winter verlieren. Ein gewisser Verlust ist jedoch normal. Jedes neunte Bienenvolk in Deutschland überlebte den vergangenen Winter nicht, wie eine Befragung des Fachzentrums Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzischen Mayen ergab. Mit Blick auf die Vorjahre war das noch wenig: Im Vorwinter starben beispielsweise fast 21 Prozent in der kalten Jahreszeit.
Immer wieder resignieren Imker-Anfänger angesichts der zahlreichen Schwierigkeiten. „Viele begeistert ins Hobby startende Neuimker geben nach zwei, drei Jahren wieder auf“, heißt es vom Imkerbund. Sie hätten den Aufwand für die Imkerei unterschätzt.
Staeck, deren Bienenvölker mittlerweile im Garten ihrer Mutter in Weilrod leben, ist dabeigeblieben. In den Sommermonaten beschäftigt sie sich jede Woche etwa vier bis fünf Stunden mit ihren Bienen, entnimmt die Brut, um den Stock vor den Varroamilben zu schützen, die gleichzeitig mit ausgebrütet würden. Im Winter ist weniger zu tun. Dann kontrolliert Staeck nur gelegentlich, ob ihre Bienen ausreichend Futter haben – und die Bienenstöcke unbeschadet sind.
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Imker-Paten helfen beim Start
Die gute Nachricht für alle, die nun Lust aufs Imkern bekommen haben: Bienenstöcke können im Prinzip überall aufgestellt werden – vorausgesetzt, der Grundstücksbesitzer ist einverstanden. Zudem müssen Bienenhalter ihre Stöcke beim Veterinäramt vor Ort anmelden, in manchen Bundesländern auch bei der Tierseuchenkasse.
Doch vorab gilt: Wer Imker werden möchte, sollte sich laut Empfehlung des Imkerbundes zunächst an einen Imkerverein oder beispielsweise an ein Bieneninstitut wenden – und sich dort zu einem Imkerkurs anmelden. Möchte man sich danach Bienen anschaffen, kann man in einigen Vereinen die Unterstützung von „Paten“ bekommen, also von erfahrenen Imkern, die Neulinge unter ihre Fittiche nehmen. Die Grundausrüstung inklusive Imkerkurs und der ersten Bienenvölker, Schutzkleidung und Honigschleuder kostet zwischen 1000 und 1500 Euro.
Außerdem sollte man sich über eines Gedanken machen: Was man mit dem Honig der eigenen Bienen anstellen möchte. Jedes Bienenvolk produziert jährlich im Schnitt 20 bis 30 Kilogramm. Zum Vergleich: Der Durchschnitts-Deutsche verzehrt pro Jahr gerade mal ein Kilogramm.
Mein Einstieg in die Imkerei
„Ich kam über mein Biologie-Studium in die Imkerei. Für ein Projekt war es nötig, die Bienenvölker auf dem Universitätsgelände zu versorgen. Damals hatte ich bereits mehrere Jahre Honigbienen studiert, nur um dann zu erfahren, dass ich im Grunde nichts wusste über die Praxis der Imkerei. Zum Glück hatte ich einen tollen Imkervater, der mir alles beibrachte – auch das, was nicht in den Lehrbüchern stand. Aber erst jetzt, nach fast zehn Jahren, kann ich sagen, dass ich mich in dem, was ich tue, sicher fühle und mich selbst tatsächlich als Imkerin bezeichnen würde.“
Mit Material der dpa