19. November 2024, 14:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Würden Sie erkennen, wenn Ihr Hund gerade nicht gestreichelt werden will? Leider übersehen viele Halter die oft subtilen, aber wichtigen Signale, die das Tier dann zeigt. Welche das sind, und wie Sie am besten reagieren, wenn jemand übergriffig wird, erklärt Hundetrainer Jochen Bendel in dieser Folge der PETBOOK Dog School.
„Du bist ja ein Guter! Lass dich mal drücken“ – mit diesen Worten begrüßen viele nicht nur ihre Mitmenschen, sondern auch Hunde. Gefolgt von einem Durch-das-Fell-Rubbeln oder Umarmen. Doch mit vielen Dingen, mit denen wir Menschen unsere gegenseitige Zuneigung bekunden, können Hunde nichts anfangen, sagt Hundetrainer Jochen Bendel. Manches schadet ihnen sogar.
In der dritten Staffel PETBOOK Dog School steht die Beziehung zwischen Mensch und Hund im Fokus. Ein wichtiger Aspekt ist dabei Liebe und Vertrauen. Doch als Menschen sind wir häufig nicht in der Lage, die Kommunikation unserer Hunde richtig zu deuten und ignorieren wichtige Signale. Wie man die Körpersprache von Hunden richtig deutet, erklärt Jochen Bendel in dieser Folge am Beispiel von Hündin Akira.
Wenn Liebe zu Gift wird
Nicht nur Fremde sind Hunden gegenüber mitunter übergriffig. Auch wir Halter selbst übersehen oft, dass unser Hund in diesem Moment gar nicht gestreichelt werden möchte. Und selbst wenn, denken viele: „Da muss der halt jetzt durch.“
Doch Liebe und Vertrauen entstehen nicht dadurch, dass man seinen Hund ständig durchknuddelt, sondern indem man lernt, seine Körpersprache zu lesen und zu respektieren, sagt Bendel. Missachte man wichtige Signale, lerne der Hund: Egal, was ich mache, ich werde trotzdem angefasst, geküsst, umarmt – ich habe keine Kontrolle über die Situation. Dann könne unsere Liebe zu Gift werden, so der Hundetrainer.
Vielen fällt es jedoch schwer, den Hund nicht bei jeder Gelegenheit zu streicheln. Wie soll man ihm denn sonst Liebe und Zuneigung zeigen? Doch Jochen Bendel weiß: Wer lernt, auf die Körpersprache seines Hundes zu achten und seine Grenzen respektiert, wird sehen, dass die Bindung dadurch noch enger wird.
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Körpersprache des Hundes lesen lernen
Da vielen Haltern nicht bewusst wird, dass ihr Hund nicht immer gestreichelt werden möchte, lohnt es sich, einmal genau die Körpersprache des Vierbeiners zu beobachten. Das gilt auch für Situationen, in denen Freunde, Familie oder Fremde mit dem Tier in Kontakt treten.
Diese Signale zeigen: „Ich möchte gerade nicht angefasst werden“
- Abwenden des Blickes
- Wegdrehen
- Lippen lecken (Beschwichtigung)
- Lecken der Hand des Halters (Beschwichtigung)
- Wegducken
- Auf den Bauch legen
- Mit der Pfote wegdrücken oder Pfote auflegen
- Steife Körperhaltung
Wichtig: Alle diese Signale müssen immer im Kontext betrachtet werden. Dreht sich der Hund auf den Rücken, kann das auch eine Kontaktaufforderung sein. Der Rest der Körpersprache sowie des Verhaltens sind hier von großer Bedeutung und sollten immer als Einheit betrachtet werden. Dabei gilt: Lieber einmal zu wenig streicheln, als eine Grenze übertreten.
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Aber wie zeige ich meinem Vierbeiner denn sonst, dass ich ihn liebhabe? Während wir Menschen eine Liebesbekundung oft mit etwas Physischem verknüpfen, wie einer Umarmung oder einem Kuss, ticken unsere Vierbeiner etwas anders. Sicher genießen Hunde auch Nähe und körperliche Zuneigung. Die Bindung wird aber vor allem dadurch gestärkt, dass Grenzen gesetzt und respektiert werden – von beiden Seiten aus.
Das bedeutet auch, den Hund nicht zu bedrängen und zu warten, bis dieser den Kontakt aufnimmt. Man kann den Hund auch zu sich einladen. Dafür geht man am besten in die Hocke und wendet sich etwas seitlich ab. Auch eine freundliche, ruhige Ansprache ist in Ordnung. Folgt der Hund dieser Einladung nicht, sollte man dies respektieren und nicht übergriffig werden.
Aber was, wenn andere Menschen den Hund bedrängen? Gerade kleinere oder besonders niedliche Rassen werden vom Umfeld oft übergriffig behandelt. Wie Sie Ihren Vierbeiner in solchen Situationen schützen, erklärt Hundetrainer Jochen Bendel im Video.
Viele weitere Tipps zum Grundlagen-Training mit dem Hund finden Sie in der ersten und zweiten Staffel unserer PETBOOK Dog School.