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Bedrohte Tierwelt

Ab wann eine Tierart als ausgestorben gilt

Seitenansicht eines weißen Nashorns auf einem Feld
Weltweit gibt es nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner – und dies sind Weibchen. Aber gelten weiße Nashörner deshalb schon als ausgestorben? (Symbolbild) Foto: Getty Images
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

21. Juni 2023, 10:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Dinosaurier sind zweifelsohne ausgestorben, aber auch viele heutige Tierarten sind durch den Einfluss des Menschen vom Aussterben bedroht oder bereits ausgelöscht. Doch ab wann genau gilt eine Tierart als ausgestorben?

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Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten ist in der Erdgeschichte oft ein natürlicher Prozess gewesen. Manche Tiere sind besser an ihre Umgebung angepasst als andere oder plötzliche Klimaveränderungen haben das Überleben einer Art begünstigt, während andere so stark darunter litten, dass sie schließlich ausstarben. Vor 66 Millionen Jahren veränderte sich das Klima in relativ kurzer Zeit so stark, dass rund 75 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten ausstarben. Darunter auch das wohl bekannteste Beispiel ausgestorbener Tierarten: die Dinosaurier.

Mittlerweile ist es vor allem der Mensch beziehungsweise sein Eingreifen in die Natur, der den größten Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt habt. So sind einige Tierarten sind bereits ausgestorben, weil sie massiv gejagt oder ihr Lebensraum zerstört wurde. Aktuell befinden sich 20.000 Tier- und Pflanzenarten kurz vor dem endgültigen Aussterben. Aber zwischen dem Status „vom Aussterben bedroht“und „ausgestorben“ gibt es noch ein paar Zwischenstufen.

„Vom Aussterben bedroht“:

Tier- und Pflanzenarten, die diesen Status haben, sind massiv bedroht. Entweder durch massive Jagd, Einflüsse des Klimawandels oder den schrumpfenden, überlebenswichtigen Lebensraum, der durch Landwirtschaft oder Städtebau des Menschen zerstört wird – oder alles zusammen. Prominentes Beispiel ist der Orang-Utan auf Sumatra. Seine Population ist weiter abnehmend, obwohl es bereits durch Umweltschutzorganisationen Schutzmaßnahmen gibt. Dazu gehören vor allem Aufklärungsarbeit der Bevölkerung und Schutz vor Wilderern. Denn die Menschenaffen werden gejagt oder auf den Feldern der Einheimischen getötet, wenn sie hier auf Nahrungssuche gehen.

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„In der Natur ausgestorben“:

Tiere mit diesem Status sind in ihrem eigentlichen Lebensraum nicht mehr anzutreffen. Sie sind noch nicht völlig verschwunden, leben aber nur noch in Gefangenschaft. Dazu gehören zum Beispiel artenerhaltende Schutzprogramme oder auch Zoos und Tierparks. Aus diesen Beständen können durch Zucht Auswilderungsprogramme gestartet werden.

„Regional ausgestorben“:

Dieser Status bezeichnet Arten, die in Teilen ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes nicht mehr anzutreffen sind, dafür aber in anderen Gegenden noch vorkommen. Ein Beispiel ist der Wolf, der in weiten Teilen Deutschlands als ausgestorben galt, in anderen Teilen Europas aber noch ansässig war. Inzwischen haben sich in Deutschland durch Schutzprogramme wieder einige Wolfsrudel ausgebreitet.

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„Funktional ausgestorben“:

Bekommt eine Tier- oder Pflanzenart dieses Status, bedeutet dies, dass diese so stark bedroht und dezimiert ist, dass sie ihrer Funktion im Ökosystem nicht mehr nachkommen kann. Ein Beispiel ist der Riffhai, der ein wichtiger Räuber in Gewässern ist. Seine Beute und er stehen in einer Wechselbeziehung. Fällt eine Komponente weg, beeinflusst dies auch die andere stark und kann zum Beispiel zur Überpopulation der Beute führen.

„Ausgestorben“:

Diesen Titel erhalten Arten, die weltweit weder in freier Wildbahn noch in Gefangenschaft anzutreffen sind. Sie sind damit ausgelöscht und gelten als verloren. Selbst wenn noch einzelne Individuen exisiteren, wie beim Beispiel des Nördlichen Breitmaulnashorns: die beiden Weibchen Najin und Fatu.

„Lazarusart“:

Lazarus war laut biblischer Überlieferung ein guter Freund Jesu und erwachte nach seinem Tod wieder zum Leben. Somit bezeichnet der Status „Lazarusart“ Arten, die bereits als ausgestorben galten, dann aber zufällig oder nach gezielten Suchaktionen doch wieder aufgetaucht sind. Dann gelten sie wieder als „vom Aussterben bedroht“. Oft passiert dies mit Arten die in schwer zugänglichen Gegenden wie hohen Gebirgen, in der Tiefsee oder im dichten Regenwald zu Hause sind.

Neben diesen Bezeichnungen für die Vorkommen einer Tier- oder Pflanzenart gibt es auch Arten, die schon als „vom Aussterben bedroht“ gelten, obwohl sie erst vor Kurzem entdeckt wurden. Dann ist oft der Lebensraum durch den Menschen so stark zerstört, dass es nur noch wenige Exemplare dieser Art gibt, die sich bisher aber gut versteckt hielt. Dazu gehört zum Beispiel eine Glasfroschart in Ecuador, die extrem selten ist und erst vor ein paar Jahren von Forschern aufgespürt wurde.

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Quellen:

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