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Studie zeigt

Für die Rettung von Australiens Tieren bräuchte es Milliarden – pro Jahr

Eine Koalamutter und ihr Baby in einem Baum
In Australien leben viele Tiere, die wohl jeder kennt. Doch um sie zu schützen, braucht es wohl einiges mehr als bisher angenommen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

5. Februar 2025, 14:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wer an Australien denkt, der hat wahrscheinlich direkt die besonderen Tiere, die dort leben, im Kopf. Doch es steht schlecht um Koala, Känguru und Co. Buschfeuer, Klimawandel und Habitatsverluste setzen ihnen stark zu. Und die Erhaltung mancher Arten würde viel mehr Geld kosten als bislang angenommen wurde.

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Auch wer noch nie in Australien war, weiß, dass es dort einzigartige Tiere gibt. Und doch haben Wombat, Quokka und Känguru mit vielen Problemen zu kämpfen. Daher engagieren sich viele tierliebe Menschen für ihren Schutz. Bilder und Videos von Koalas, die durch sie vor Buschfeuern gerettet und aufgepäppelt werden, gehen regelmäßig durch die Medien. Doch scheinen diese rührenden Rettungen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein zu sein. Denn wie eine Studie nun errechnet hat, braucht es mehr als ein paar ehrenamtliche Wombat-Babysitter und Koala-Retter, um Australiens einzigartige Tiere zu retten. Vielmehr bräuchte es viele Milliarden Dollar – und das jährlich.

Wie Australien das Aussterben stoppen will

Australien hat sich wie viele weitere Länder das sehr ehrgeizige Ziel gesetzt, dafür zu sorgen, dass keine Art auf ihrem Gebiet mehr ausstirbt. Allerdings wird dies wohl nicht mit den Vorhaben zu erreichen sein, die es bisher gibt, wie eine Studie der Griffith Universität, des WWF Australien und der University of Queensland zeigt. Dr. Michelle Ward und Kollegen haben in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erstmals eine präzise Kostenabschätzung für die Arterhaltung abgegeben.

Denn Australien hatte in einer Regierungserklärung von 2022 diverse Schlüsselarten definiert, die man erhalten müsste, um auch die einzigartigen Ökosysteme im Land zu erhalten, damit es nicht zu weiterem Aussterben kommt. Zudem sollen 30 Prozent der Landmasse geschützt werden. „Die Regierung setzt sich für den Schutz bedrohter Arten ein und gibt 224,5 Millionen Dollar für das Programm ‚Saving Native Species‘ aus, um die Ergebnisse für bedrohte einheimische Pflanzen und Tiere zu verbessern“, heißt es in der Regierungserklärung weiter.

Diese Überlegungen waren eine direkte Konsequenz aus den verheerenden Buschfeuern 2019 und 2020. Diese werden in Australien mittlerweile auch „Black Summer“ genannt. Schätzungen zufolge sind bei diesen Feuern bis zu 3 Milliarden Tiere gestorben, darunter:

  • 143 Millionen Säugetiere
  • 2,46 Milliarden Reptilien
  • 180 Millionen Vögel
  • 51 Millionen Frösche 1

Was es braucht, um Australiens Tiere zu retten

Doch, um diese Verluste auszugleichen, braucht es laut den Ergebnissen der Studie keine Millionen, sondern vielmehr Milliarden. Allein um das Aussterben von 99 der am stärksten bedrohten australischen Arten zu verhindern, würde man rund 15,6 Milliarden AUD benötigen – was etwa 9,3 Milliarden Euro entspricht.

Allerdings ist dies nur der Betrag, der in einem einzigen Jahr benötigt werden würde. Um wirklich nachhaltigen Artenschutz zu betreiben, bräuchte es vielmehr 30 Jahre mit Förderung in derselben Höhe. Dies würde 468 Milliarden Dollar bedeuten, etwa 281 Milliarden Euro.

Wer mehr erreichen will, muss sogar noch tiefer in die Tasche greifen. Um die stark bedrohten Arten in eine niedrigere Gefährdungskategorie zu überführen, wären 103,7 Milliarden AUD (entspricht 62,3 Milliarden Euro) pro Jahr nötig. Und um sie vollständig von der Liste der bedrohten Arten zu entfernen, sogar 157,7 Milliarden AUD (entspricht 94,8 Milliarden Euro).

Auch interessant: Australiens Fauna – wetten, Sie kennen nicht alle Tiere?

Manche Arten werden nie mehr von der Roten Liste verschwinden

Diese Kosten setzen sich unter anderem durch Hochrechnungen zusammen, die beinhalten, was es kosten würde, Habitate wiederherzustellen, eingeschleppte Krankheiten zu behandeln und invasive Arten zu entfernen. Doch neben den enormen Kosten zeichneten die Forscher noch ein sehr ernüchterndes Bild.

Denn sie sind zu dem Schluss bekommen, dass auch diese Investitionen 16 der von ihnen untersuchten Arten nicht vollständig retten würden. Denn es gebe bereits irreversible Schäden durch vergangene Umweltveränderungen und anhaltende Bedrohungen wie dem Klimawandel. „Es wurde festgestellt, dass Arten wie der Bergkrötenfrosch und der Galaxienschwan wirklich bedenklich sind und aktiv ex-situ geschützt werden müssen“, sagte Dr. Ward in einer Pressemitteilung der Griffith Universität.

Doch die Schutzmaßnahmen würden auf jeden Fall positive Effekte für über 43 Prozent aller national gelisteten bedrohten Arten haben. Denn auf der Liste der Regierung stehen nur 110 Arten – viele weitere bedrohte Tiere finden sich darauf nicht. Allerdings würden auch diese profitieren, da sie ähnliche Lebensräume und Bedrohungen teilen.

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Ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Tiere?

Dr. Romola Stewart, Mitautorin und Leiterin der Abteilung Evaluierung und Wissenschaft beim WWF-Australien, sagte, das Papier zeige die wahren Kosten unwirksamer Naturgesetze und unzureichender Finanzierung auf. „Australiens ständig wachsende Liste bedrohter Arten ist ein direktes Ergebnis der jahrzehntelangen Unterfinanzierung“, sagte sie.

Denn die errechneten Kosten sind zwar hoch. Allerdings handelt es sich dabei auch nur um ein Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts Australiens. Eine dramatische Zunahme von Maßnahmen und Investitionen sei für eine reiche Nation wie Australien machbar, sagte Dr. Stewart weiter. „Wenn wir es nicht schaffen, unsere Wildtiere und Wildnisgebiete auf einen Weg der Besserung zu bringen, werden unsere Wirtschaft und unsere Umwelt leiden, und wir werden sehen, wie noch mehr Arten stillschweigend in Richtung Aussterben rutschen.“

Denn funktionierende Ökosysteme sind auch für das menschliche Wohlergehen notwendig. Ohne ein Gleichgewicht von Tieren und Pflanzen verödet immer mehr Fläche. Diese ist dann auch für Menschen nicht mehr nutzbar. Allerdings muss man sich nun die Frage stellen: Ist die Gesellschaft bereit, diese Summen zu investieren? Oder müssen – nicht nur in Australien – neue Strategien zur Priorisierung entwickelt werden, um Tiere zu retten? Letztendlich zeigt die Studie eindrücklich: Ohne erhebliche finanzielle Mittel bleibt das Artensterben kaum aufzuhalten. 2

Themen Tiere aus Australien

Quellen

  1. „ABC.net.au, „3 billion animals killed or displaced in Black Summer bushfires, study estimates“ (aufgerufen am 5.2.2025) ↩︎
  2. Ward M. et al. (2025). The estimated cost of preventing extinction and progressing recovery for Australia’s priority threatened species. Proceedings of the National Academy of Sciences, 122 (6), e2414985122. ↩︎

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