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Mutige Retterin

Chihuahua-Welpe wurde in Münchner Nagelstudio gequält! Passantin greift ein

Dank einer mutigen Zeugin ist der kleine Luca nun endlich in Sicherheit.
Dank einer mutigen Zeugin ist der kleine Luca nun endlich in Sicherheit. Foto: Tierschutzverein München e.V.
Dennis Agyemang
Redakteur

6. November 2023, 14:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es ist eine Geschichte – mitten in Deutschland geschehen –, die schockiert und betroffen macht. Gleichzeitig spendet sie aber auch Hoffnung, da sie – zumindest vorerst – glücklich ausgeht. So konnte dank des mutigen Eingreifens einer Passantin ein Chihuahua-Welpe vor seinem sadistischen Besitzer aus einem Münchner Nagelstudio gerettet werden.

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Am letzten Oktoberwochenende machte eine Passantin in den frühen Morgenstunden im Münchner Glockenbachviertel eine grausame Beobachtung. So hörte sie dort am Samstagmorgen gegen 3.00 Uhr schmerzerfüllte Hundeschreie. Diese drangen aus einem Nagelstudio, in dem ein Chihuahua gequält wurde. An ihre Gedanken in diesem Moment, kann sich die Zeugin, die anonym bleiben möchte, noch gut zurückerinnern, wie sie im Gespräch mit PETBOOK schildert. „Ich habe gedacht, irgendwas stimmt nicht. Ich muss schauen, wo das herkommt. Es war klar zu hören, dass es ein ängstliches Schreien von einem Hund ist. Ich hatte selbst zwölf Jahre einen Hund und weiß, wie sich ein verängstigter Hundeschrei anhört.“

Halter schlug den Welpen und warf ihn in die Luft

Durch das Schaufenster hindurch konnte die Zeugin von der Straße aus beobachten, wie der Nagelstudio-Betreiber in einem Nebenraum einen Chihuahua-Welpen seelenruhig auf seinem Schoß quälte. Dabei schlug der Mann dem jungen Hund mit der Hand ins Gesicht, riss in an seinem Beinchen hoch und warf ihn in die Luft.

Geistesgegenwärtig zückte die Passantin ihr Handy und filmte die grausame Tat. Auch im dazugehörigen Video – das der Redaktion vorliegt – kann man hören, wie der winzige Welpe herzzerreißend aufjault, die blanke Panik des Tieres ist nicht zu übersehen. „Ich bin dann sofort rein und habe ihn gefragt, ob er irgendwas braucht – beispielsweise Hilfe mit dem Hund. Im Laufe des Gesprächs habe ich versucht ihm zu sagen, dass ich den Hund jetzt mitnehmen möchte.“

Die Angst ist dem jungen Hund noch immer anzusehen.
Die Angst ist dem jungen Hund noch immer anzusehen. Foto: Tierschutzverein München e.V.

Auch interessant: Tiermisshandlungs-Video geht viral! Veterinäramt regiert endlich und rettet Hund von Halter

»Wir haben uns noch vor dem Mann versteckt, aber er hat uns gefunden

„Als er gemerkt hat, dass ich seinen Hund mitnehmen möchte, hat er mich rausgebeten. Draußen habe ich realisiert, dass ich den Hund da nicht wegbekommen werde und habe die Polizei gerufen. Auf die musste ich allerdings ca. 40 Minuten warten und so lange hat er den Hund weiter gequält!“

Beim Warten auf die Polizei habe die Zeugin die Tiermisshandlung weiter beobachten müssen und habe nochmals versucht, dem Tierquäler den winzigen Hund abzunehmen. Doch vergebens. „Ich konnte ja nichts machen und habe dann eben noch weiter gefilmt, was er so macht. Kurz bevor die Polizei kam bin ich noch mal rein und habe noch mal mit ihm diskutiert, dass ich den Hund mitnehmen möchte.“

Als die Polizei eintraf, fehlte jede Spur vom Chihuahua im Nagelstudio

Dann die überraschende Wendung: „Er hat mir den Hund kurz mitgegeben.“ Der Mann habe gesagt: „Setzen wir ihn ab und wenn er ihnen folgt, dann können sie ihn mitnehmen.“ Der Hund sei nicht angeleint gewesen, weil das Tier laut Halter nicht raus dürfe und wohl auch noch nie draußen war. „Der Hund und ich sind dann einfach davongegangen, aber nach ungefähr 100 Metern ist der Mann uns hinterhergerannt und hat geschrien und den Hund gesucht. Wir haben uns noch versteckt, aber er hat uns gefunden.“

Vor dem gewalttätigen Hundehalter habe die Zeugin zwar keine Angst gehabt, aber große Sorge um den Hund, erklärt die Zeugin im Gespräch mit PETBOOK. Der Halter nahm den Hund wieder an sich und ging zurück an den Tatort. Beim Eintreffen der Polizei dann der nächste Schock: Die Durchsuchung des Nagelstudios blieb ohne Erfolg. Vom gequälten Chihuahua fehlte nämlich jede Spur. Ob das verängstigte Tier entwischt war oder versteckt wurde, ließ sich nicht klären.

Chihuahua-Welpe Luca konnte dank einer mutigen Passantin gerettet werden.
Chihuahua-Welpe Luca konnte dank einer mutigen Passantin gerettet werden. Foto: Tierschutzverein München e.V.

Zeugin bleibt verzweifelt zurück

Ein Umstand, mit dem sich die Tierschützerin nicht abfinden wollte. In ihrer Verzweiflung wandte sich die Zeugin am Montag mit ihren Videobeweisen ans Münchner Tierheim, woraufhin das Veterinäramt eingeschaltet wurde.

Dann ging alles ganz schnell, erzählt Kristina Berchtold vom Münchner Tierheim im Gespräch mit PETBOOK. So sei die diensthabende Amtstierärztin am darauffolgenden Tag ins Nagelstudio gefahren und habe den sichtlich verängstigten Chihuahua dort vor seinem Peiniger gerettet.

Die Zeugin hat vorbildlich reagiert

Dass alles so schnell gehen konnte, verdanke man dem vorbildlichen Verhalten der Zeugin, so Berchtold weiter. „Die Frau hat sehr überlegt reagiert und gleich ihr Handy gezogen und die Tat mitgefilmt. Am Ende ist das unglaublich wertvoll, weil nur so das Veterinäramt auch beschlagnahmen kann oder überhaupt tätig werden kann. Wenn sie jetzt kein Video gehabt hätte, dann wäre einfach Aussage gegen Aussage gestanden. Der Typ hätte bestimmt behauptet, dass die Vorwürfe gar nicht stimmen und das Veterinäramt hätte somit nicht handeln können.“

Daher ermutigt die Tierschützerin alle, die irgendwo Tierquälerei beobachten, nicht wegzusehen, sondern die Tat kurz zu dokumentieren und dann die Polizei zu rufen. Denn in der Regel brauchen die Behörden Beweise, um aktiv werden zu können. Und das kann nicht nur Tierleid beenden, sondern im Zweifelsfall sogar Leben retten. So wie beim vier Monate alten Chihuahua-Welpen Luca, der durch die Zivilcourage der Münchner Passantin gerettet werden konnte.

Nun muss geklärt werden, ob das Tierheim für Luca neue Halter suchen soll oder ob das Tier zu seinem gewalttätigen Besitzer zurückmuss.
Nun muss geklärt werden, ob das Tierheim für Luca neue Halter suchen darf oder ob das Tier zu seinem gewalttätigen Besitzer zurückmuss. Foto: Tierschutzverein München e.V.
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So geht es Chihuahua-Welpe Luca heute

Doch wie geht es dem kleinen Hund nach seinem Martyrium? Luca befindet sich nun in Sicherheit und wird im Münchner Tierheim liebevoll umsorgt und wieder aufgepäppelt. „Bei seiner medizinischen Untersuchung stellte unsere Tierärztin subkonjunktivale Blutungen (Anm. der Red. ‚geplatzte Äderchen‘) im Auge fest. Das arme Kerlchen ist zudem extrem schreckhaft und handscheu. Bei seiner Pflegerin erholt er sich aber bereits von den Strapazen.“

Wie es mit Luca weitergeht, muss jetzt die Veterinärbehörde entscheiden. Also, ob er an neue Halter vermittelt werden kann oder im schlimmsten Fall wieder an seinen gewaltigen Besitzer zurückmuss, so Kristina Berchtold vom Münchner Tierheim. „Wir hoffen auf ein lebenslanges Tierhalteverbot für den Täter, damit er nie wieder derartigen Sadismus an einem Tier auslassen kann sowie auf die Erlaubnis, für Luca ein neues Zuhause suchen zu dürfen, in dem seine seelischen Wunden geheilt werden.“ So gebe es schon jetzt eine Vielzahl von Interessenten, die Luca gerne in ihre Familie aufnehmen möchten und dem Welpen zeigen wollen, wie schön das Leben doch sein kann.

Die mutige Retterin des kleinen Welpen spielt übrigens auch mit dem Gedanken, ihn zu adoptieren. „Zunächst müssen wir uns erstmal kennenlernen und sehen, wie die Chemie zwischen uns ist.“ Sie selbst habe lange auch einen beigen Chihuahua gehabt, der ihm wohl auch recht ähnlich sah. „In den nächsten Tagen werde ich ihn besuchen gehen.“

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