16. Januar 2024, 14:47 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Während der sogenannten Fuchswochen werden in Deutschland verstärkt Füchse bejagt. Völlig unberechtigt, wie Tierschützer kritisieren. PETBOOK hat die Argumente für und gegen die Jagd einmal zusammengestellt und erklärt, warum die Fuchswochen durchgeführt werden und wie kritisch sie gesehen werden.
Jedes Jahr im Januar und Februar werden Füchse verstärkt bejagt, um den Bestand der Tiere einzudämmen. In den sogenannten Fuchswochen kommen Jägerinnen und Jäger revierübergreifend zusammen. Das bedeutet, auch Jäger ohne eigenes Revier dürfen zu dieser Zeit Tiere schießen. Genau das ist einer der Gründe, warum Tierschützer die Fuchswochen kritisch sehen. Hier stellt sich aber zunächst die Frage, ob es überhaupt nötig ist, Füchse in diesem Ausmaß zu jagen und zu töten – immerhin werden laut der Jagdstatistik des Deutschen Jagdverbandes (DJV) jährlich über 400.000 Füchse erlegt.
PETBOOK hat die Argumente für und gegen die Fuchsjagd einmal zusammengestellt. Unabhängig davon gibt es zudem einige Punkte, warum man vor allem die Fuchswochen durchaus als kritisch betrachten kann.
Übersicht
- Warum werden Füchse in Deutschland gejagt?
- Die Fuchsjagd im Frühjahr senke das Risiko für Räude und Staupe
- Füchse bedrohen seltene und spezialisierte Arten
- Darum wollen Tierschützer die Jagd verbieten
- Warum die Fuchswochen kritisch gesehen werden
- Kommen durch die Fuchswochen auch Jungtiere zu schaden?
- Quellen:
Warum werden Füchse in Deutschland gejagt?
Eines der Hauptargumente für die Fuchsjagd ist die Regulierung des Bestandes. Laut den Argumenten des Deutschen Jagdverbandes fehle es beim Fuchs an einem sogenannten Regulativ – also einem Faktor, der die Tiere auf natürliche Weise dezimiert. Früher solle das vor allem die Tollwut gewesen sein. Seit diese durch Impfungen erfolgreich bekämpft wurde, würden die Fuchsbestände stetig wachsen.
Ein weiterer Faktor, der für eine steigende Fuchszahl sorge, sei der Mensch. Da der Fuchs ein anpassungsfähiger Kulturfolger ist, kann er sich auch von Abfällen, Kompost oder Katzenfutter ernähren. So könne die Population überleben, auch wenn Beutetiere abnehmen.
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Die Fuchsjagd im Frühjahr senke das Risiko für Räude und Staupe
Ein weiteres Argument für die Fuchsjagd – und damit auch für die Fuchswochen – ist, dass Füchse bei hoher Populationsdichte öfter an Staupe oder Räude erkranken. Bei Staupe handelt es sich um eine durch ein Virus hervorgerufene, hoch ansteckende Infektionskrankheit, die auch Hunde befällt und tödlich verlaufen kann.
Räude wird dagegen durch parasitäre Hautmilben hervorgerufen und kann unbehandelt zu offenen Wunden mit eitrigen Sekundärinfektionen führen. Unbehandelt sterben Wildtiere meist einen qualvollen Tod. Zudem kann die hochansteckende Hautkrankheit auch Hunde befallen. Hier lege es laut dem DJV im Sinne des Tierschutzes, das Risiko der Ausbreitung solcher Seuchen zu senken, indem man durch die Fuchsjagd die Populationsdichte der Tiere verringert.
Füchse bedrohen seltene und spezialisierte Arten
Schließlich gefährde der Fuchs als „fleischfressende, räuberische Art“ auch seltene, spezialisierte Arten. Vor allem bedrohte Bodenbrüter wie Rebhuhn oder Kiebitz sollen darunter leiden, denn diese seien in hohem Maße durch Fressfeinde gefährdet.
Viele Tierschützer sehen das anders. Sie sagen, die Gefährdung von Feldvögeln durch den Fuchs sei nicht Grund für die sinkende Zahl gefährdeter Arten. Schuld sei vor allem die fortschreitende Lebensraumzerstörung durch intensive Landwirtschaft und Siedlungsbau.
Darum wollen Tierschützer die Jagd verbieten
Viele Tierschützer plädieren daher dafür, die Fuchsjagd abzuschaffen. Sie argumentieren, dass man die Fuchsdichte mit jagdlichen Mitteln nicht beeinflussen könne: Je mehr Füchse durch Jagd oder Unfälle sterben, desto stärker steige die Geburtenrate. Außerdem würden Tiere vermehrt aus benachbarten Gebieten zuwandern, um verwaiste Reviere neu zu besetzen. Ließe man die Füchse dagegen in Ruhe, würde sich der Bestand von selbst regulieren.
Beide Seiten beziehen sich für ihre Argumentation auf verschiedene Studien und werfen einander Desinformation vor. Die Diskussion scheint verfahren. Tatsächlich gibt es aber unabhängig davon einige Argumente, warum vor allem die Fuchswochen tierschutzrechtlich als kritisch betrachtet werden können.
Warum die Fuchswochen kritisch gesehen werden
Die Fuchsjagd im Februar gilt als weidgerecht. Unter der Weidgerechtigkeit versteht man eine Art Ethik-Kodex für alle geschriebenen und ungeschriebenen Regeln, die Jägerinnen und Jäger während der Jagdausübung, aber auch darüber hinaus, beachten müssen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Jagd auch immer tierschutzkonform ist. Ein Argument dafür ist, dass bei den Fuchswochen auch staatlich geprüften Jäger im Besitz eines geltenden Jagdscheines teilnehmen dürfen. Viele sehen dies kritisch, da diese weder das Revier noch die dort vorkommenden Tiere kennen würden. Allerdings können entsprechende Jäger lediglich mittels einer sogenannten unentgeltlichen Jagderlaubnis durch den Jagdausübungsberechtigten eingeladen werden, der die Vorgaben für die Jagd festlegt.
Vor jedem Abschuss muss ein Jäger sich ganz sicher sein, was er abschießt. Handelt es sich wirklich um einen Fuchs oder könnte es auch die Nachbarkatze sein? Ist das Tier weiblich oder männlich? Ist die Füchsin vielleicht schon tragend? In vielen Fällen müsste sich der Schütze enthalten. Tierschützer bezweifeln, dass das immer so ist – vor allem bei solch populären Veranstaltungen wie den Fuchswochen.
Diese werden meist gefeiert – die toten Tiere auf Jagdstrecken präsentiert. Für Jäger mag das ganz normal wirken und steht auch mit alten Traditionen im Zusammenhang. Für Außenstehende kann es aber recht grotesk wirken, wenn Jäger in sozialen Netzwerken in Videos zeigen, wie sie die Tiere abschießen und dann stolz mehrere tote, blutverschmierte Füchse als Trophäe in die Kamera halten.
Die Kommentare unter solchen Videos, aber auch Einträge in Jagdforen lassen den Eindruck entstehen, dass es hier keineswegs primär um Tierschutz geht, sondern um die Freude an der Jagd an sich. So wirft die Tierrechtsorganisation Peta den Jägern vor, dass es bei der Fuchsjagd nicht um das Allgemeinwohl ginge. Sie diene lediglich der Freizeitbeschäftigung einiger weniger Menschen, die Spaß daran hätten, Tiere zu töten.
Kommen durch die Fuchswochen auch Jungtiere zu schaden?
Ein häufig angeführtes Argument gegen die Fuchswochen ist, dass Fuchswelpen bei der Jagd ihre Eltern verlieren und im Bau drohen zu erfrieren oder zu verhungern. Schaut man sich die Biologie der Fortpflanzung und Entwicklung des Rotfuchses (Vulpes vulpes) an, erscheint dies aber eher als unwahrscheinlich.
Füchse paaren sich einmal im Jahr in der sogenannten Ranz. Diese findet in der Regel im Januar oder Februar statt – also genau zur Zeit der Fuchswochen. Die Fähe – also die Füchsin – ist dabei nur wenige Tage fruchtbar. Die Tragzeit der Jungen beträgt um die 50 Tage. Selbst wenn die Befruchtung also bereits Anfang Januar erfolgt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Februar schon Jungen zur Welt gekommen sind, eher gering.
Die meisten Fuchswelpen werden im März und April geboren. Biologisch gesehen ergibt das Sinn, denn zu dieser Zeit ist das Futterangebot größer und die Versorgung der Jungtiere gewährleistet. Trotzdem lässt sich nicht ausschließen, dass Füchse – vor allem in urbanen Gegenden – auch schon früher Würfe großziehen. Das ist allerdings eher die Ausnahme.
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Quellen:
- Deutscher Jagdverband, „Frage-und-Antwort-Papier zur Jagd auf den Fuchs“ (aufgerufen am 16.01.2024)
- Jagd-fakten.de, „Wenn Rebhühner wählen könnten, würden sie für die Fuchsjagd stimmen.“ (aufgerufen am 16.01.2024)
- „National Geographic“, „Streit um Deutschlands Raubtiere: Sollte die Fuchsjagd verboten werden?“ (aufgerufen am 16.01.2024)
- Wildtierschutz Deutschland e. V., „Fuchswochen in vielen deutschen Jagdrevieren nicht tierschutzkonform“ (aufgerufen am 16.01.2024)
- Peta.de, „4 Gründe, warum die grausamen Fuchswochen sofort stoppen müssen“ (aufgerufen am 16.01.2024)
- Msd-tiergesundheit.de, „Staupe“ (aufgerufen am 16.01.2024)
- Tierarztpraxis Bärn West, „Räude“ (aufgerufen am 16.01.2024)