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„Hollywood-Effekt“

Wie sich Filme und Serien auf den Kauf von Haustieren auswirken 

Haustiertrends hängen sehr stark mit Hollywoodfilmen zusammen. So gab es beispielsweise nach dem Kinostart von „Lassie“ einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Langhaar-Collies.
Haustiertrends hängen sehr stark mit Hollywoodfilmen zusammen. So gab es beispielsweise nach dem Kinostart von „Lassie“ einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Langhaar-Collies. Foto: Getty Images
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

23. Februar 2024, 6:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Wie entstehen eigentlich Trends? Vereinfacht könnte man sagen: Menschen wollen das, was andere auch haben. Man kennt dieses Phänomen zum Beispiel aus der Mode. Plötzlich sind alle ganz verrückt nach Bum Bags und weit geschnittenen Jeans – bis sich irgendwann neue Trends am Modehimmel abzeichnen. Ähnliches lässt sich bei unseren vierbeinigen Freunden beobachten. Welche Haustiere angesagt sind, wird unter anderem durch populäre Filme und Serien beeinflusst. Doch was hat es mit diesem „Hollywood-Effekt“ wirklich auf sich? 

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Den Begriff „Hollywood-Effekt“ haben die Tierschützer der Welttierschutzgesellschaft geprägt. Denn wie Untersuchungen zeigen, hat die Traumfabrik durchaus Einfluss darauf, welche Vierbeiner wir als niedlich oder cool empfinden. Immer wieder lösen Kinofilme und Serien regelrechte Haustier-Hypes aus. Das Problem dabei: Oftmals werden die begehrten Rassen dann unüberlegt angeschafft – und wegen Überforderung früher oder später ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben. Welche Tiere waren bereits betroffen? 

Hollywood kurbelt Nachfrage nach bestimmten Hunderassen an

Als 1943 der erste Lassie-Kinofilm „Heimweh“ auf die große Leinwand kam, war das Publikum begeistert von der klugen Langhaarcollie-Dame. Die Nachfrage nach der britischen Hütehunderasse stieg daraufhin sprunghaft an: Innerhalb kurzer Zeit wuchs die Zahl der Collie-Welpen in den USA um 40 Prozent.  

Man kann davon ausgehen, dass sich nicht alle frisch gebackenen Collie-Halter darüber im Klaren waren, welche Bedürfnisse dieser sensible, bewegungsfreudige Vierbeiner hat. Etwa zehn Jahre lang hielt der Boom an – heute sieht man die Rasse kaum noch. Inzwischen wurde der Collie von anderen Modehunden verdrängt, die ihren Ruhm auch Kino- und TV-Produktionen zu verdanken haben. 

Hollywood-Effekt befeuert Qualzuchten

Nachdem 1995 in „Ein Schweinchen namens Babe“ der Border Collie einen prominenten Auftritt hatte, träumten viele Tierfreunde davon, diese anspruchsvolle Rasse zu halten. Doch der Border Collie ist ein echtes Arbeitstier und gilt als eine der intelligentesten Hunderassen der Welt. Wenn er seiner eigentlichen Aufgabe, dem Schafe hüten, nicht nachkommen kann, braucht er eine adäquate Ersatzbeschäftigung. Ansonsten drohen Verhaltensauffälligkeiten. Ähnliches gilt für verschiedene nordische Rassen: Die „Schattenwölfe“ in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ hatten das Interesse an Huskys und Co. geweckt. Doch die majestätischen Tiere sind alles andere als pflegeleicht und brauchen viel Auslauf – was nach dem Serienstart im Jahr 2011 zu einer wahren Husky-Flut in den Tierheimen führte.  

Leider verstärken einige Kino- und TV-Produktionen auch die Nachfrage nach Qualzuchten. So waren beispielsweise in „Men in Black“ ein Mops und in „Natürlich blond“ ein Chihuahua als tierische Stars dabei. Beide Rassen kämpfen mit großen gesundheitlichen Problemen wie Atemnot bzw. einer offenen Schädeldecke. Der Hollywood-Effekt führte zu einer vermehrten Zucht dieser Rassen und damit zu einer Verschärfung der rassetypischen Qualzuchtmerkmale. 

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Nemos trauriges Schicksal

Ein prominentes Beispiel für den Hollywood-Effekt ist auch der Dalmatiner. Sowohl der Disney-Zeichentrickfilm „101 Dalmatiner“ von 1961 sowie die folgenden Realverfilmungen lösten einen Run auf die getupften Hunde aus. Innerhalb von acht Jahren stieg allein in den USA die Zahl der geborenen Welpen um das Fünffache. Und das, obwohl auch diese Rasse mit Problemen wie genetisch bedingter Taubheit zu kämpfen hat. 

Die Disney-Filme „Findet Nemo“ und „Findet Dorie“ rückten sowohl den Clownfisch als auch den Paletten-Doktorfisch ins Scheinwerferlicht. Beide sind als Zierfische äußerst anspruchsvoll, denn sie brauchen ein teures Meerwasseraquarium mit perfektem Salz- und Nährstoffgehalt. Trotzdem waren diese Fische nach dem Filmstart heiß begehrt – was vor allem für den Clownfisch dramatische Folgen hatte. Schätzungen gehen davon aus, dass in besonders betroffenen Gebieten die natürlichen Bestände als Folge des Hollywood-Effekts um bis zu 75 Prozent zurückgegangen sind. Denn in vielen Aquarien sind Wildfänge gelandet, obwohl der Film doch so eindringlich dagegen ermahnt. 

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Quellen

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