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Vergleich

Warum in Deutschland die meisten Tierversuche der EU durchgeführt werden

Kaninchen sind in einer Vorrichtung festgeschnallt, damit Tierversuche an ihnen durchgeführt werden können
Tiere, die für wissenschaftliche Versuche ihrer Freiheit beraubt werden, hatten auch 2023 vor allem in deutschen Laboren zu leiden Foto: Getty Images
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

9. Mai 2023, 6:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Im EU-weiten Vergleich ist Deutschland erneut trauriger Spitzenreiter bei Tierversuchen. Ein Fünftel aller Versuche wurden hierzulande durchgeführt. Doch nicht nur Tierschützer, sondern auch Wissenschaftler kritisieren die Praktik scharf.

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Die Bilder von Tierversuchen sind oft grausam: Weiße Mäuse oder Ratten werden in kleinen Käfigen gehalten, um ihnen zum Beispiel bestimmte Substanzen zu injizieren oder in die Augen zu träufeln. Auch Affen werden bei Tierversuchen in Deutschland eingesetzt, wobei die Verwendung von Menschenaffen seit Anfang der 90er-Jahre verboten ist. Dennoch stellt sich für Tierliebhaber die Frage: Muss das sein? PETBOOK liefert aktuelle Daten und Fakten zu Tierversuchen in Deutschland.

Befürworter von Tierversuchen argumentieren, dass diese wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse liefern – etwa, um schwere Krankheiten wie Krebs oder HIV zu heilen. Aber auch die Gegner haben gute Argumente. So lassen sich die Ergebnisse eines Tierversuchs mit Mäusen zum Beispiel nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Was ist der Stand der Dinge in Deutschland: Wie viele Tiere werden hierzulande bei Tierversuchen eingesetzt?

Wie viele Tiere sterben jährlich bei Tierversuchen in Deutschland?

Die EU-Kommission hat neue Zahlen zum Thema Tierversuche veröffentlicht. Demnach belegt Deutschland zum zweiten Mal in Folge Platz eins: Die Bundesrepublik „verbraucht“ im EU-weiten Vergleich die meisten Versuchstiere. Insgesamt wurden für das Jahr 2020 in Deutschland 1.536.834 Verwendungen von Versuchstieren für wissenschaftliche Zwecke gezählt. Die Gesamtzahl für die EU-Mitgliedsstaaten und Norwegen beläuft sich auf 8.054.930. Das bedeutet: Etwa ein Fünftel aller Tierversuche in der Europäischen Union entfallen auf Deutschland. Die Zahl ist wahrscheinlich auch wegen der vielen hiesigen Pharmaunternehmen besonders hoch.

Am häufigsten werden Mäuse und Fische zu Forschungszwecken benutzt. Aber auch Primaten, Hunde und Katzen werden bei Tierversuchen eingesetzt. Nicht alle werden währenddessen oder im Anschluss getötet. Doch es ist davon auszugehen, dass viele Versuchstiere Schmerzen und Ängste erleiden sowie bleibende Schäden davontragen. Tierschützer, aber auch einige Wissenschaftler kritisieren dieses Vorgehen daher scharf.

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Was wird in Deutschland an Tieren getestet?

Die meisten Versuchstiere werden für die Grundlagenforschung gebraucht, also um die Funktionsweise körperlicher Prozesse und die Entstehung von Krankheiten besser zu verstehen. Aber auch verschiedene Produkte wie Arzneimittel, Impfstoffe, Pestizide, Reinigungsmittel und Farben werden bei Tierversuchen auf ihre Unbedenklichkeit getestet. Zudem werden an Versuchstieren neue Operationstechniken und Behandlungsmethoden ausprobiert, um diese später in der Human- bzw. Tiermedizin einzusetzen.

Tierversuche für Kosmetikprodukte sowie deren Inhaltsstoffe gibt es in der EU seit 2013 nicht mehr. Ob Tierversuche im medizinischen Kontext sinnvoll sind, ist umstritten. Der Deutsche Tierschutzbund kämpft dafür, tierleidfreie Methoden in der Forschung einzusetzen. Tilo Weber, Fachreferent beim Deutschen Tierschutzbund, sagte PETBOOK dazu: „Die Statistik attestiert unserem Land erneut einen bitteren ersten Platz. Trotz immenser Fortschritte in der Entwicklung von Alternativmethoden sind Tierversuche nach wie vor an der Tagesordnung. Jahr für Jahr sterben unzählige Tiere durch Methoden, die sowohl gesellschaftlich als auch wissenschaftlich nicht mehr zeitgemäß sind.“

Wo werden in Deutschland Tierversuche durchgeführt?

Etwa 700 Tierversuchslabore gibt es in Deutschland, beispielsweise in München, Berlin, Göttingen, Hannover und Tübingen. Da die Versuchszahlen weiter auf einem hohen Niveau verharren, fordert Thilo Weber vom Deutschen Tierschutzbund: „Die Bundesregierung muss das EU-Ziel zur Reduktion von Tierversuchen endlich ernsthaft angehen und dafür die Strategie vorlegen, die sie auch im Koalitionsvertrag verspricht!“

Auch der Verein Ärzte gegen Tierversuche e. V. positioniert sich klar gegen die Verwendung von Tieren in der Forschung. Tierversuche seien nicht nur ethisch, sondern auch wissenschaftlich veraltet. Tierleidfreie Alternativen könnten beispielsweise Studien an Zellkulturen oder Computersimulationen sein.

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Quellen

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