25. Oktober 2024, 11:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mehrere Tage standen ernsthafte Vorwürfe gegen TV-Koch Frank Rosin im Raum. Auslöser war dessen Sendung „Wer kocht das Beste für die Gäste?“ in der er lebende Flusskrebse in einem erhitzten Topf mit heißem Fett gebraten hat. Tierschützer hatten den Gastronomen deshalb sogar angezeigt.
Wenn es um die Zubereitung von Krebsen in der Restaurantküche geht, dann haben die meisten schlimme Bilder vor Augen. Zum Beispiel von Hummern, die lebendig mit gefesselten Scheren in kochendes Wasser oder siedendes Öl geworfen werden. Dies hat nun auch TV-Koch Frank Rosin in seiner Sendung „Wer kocht das Beste für die Gäste?“ gemacht. Für ein Gericht hat er lebende Flusskrebse in einem erhitzten Topf gebraten. Das sei Tierquälerei und daher verboten, sagt der Deutsche Tierschutzbund und zeigte Rosin deshalb an. Tagelang schweig der Fernsehkoch zu den Vorwürfen, lud dann in den sozialen Medien ein Video mit einer Entschuldigung hoch. Doch Tierschützer können seine Worte nicht so ganz glauben.
Frank Rosin meldet sich mit Video zu den Vorwürfen
Nach mehreren Tagen der Stille hatte sich der Gastronom zu den Vorwürfen geäußert. In einem Video, das Frank Rosin auf seiner Instagram-Seite hochgeladen hat, erklärt er den Vorfall und auch warum er sich erst jetzt dazu zu Wort meldete. „Ich wollte und musste der Sache erst einmal richtig auf den Grund gehen“, sagt Rosin.
Er habe während der Aufzeichnung der Sendung von einem Dienstleister der Produktionsfirma Endemol Shine gefrorene Flusskrebse bekommen. „Und die haben wir verarbeitet.“ Dass der Dienstleister die Flusskrebse unsachgemäß eingefroren und gelagert hatte, habe er allerdings erst im Nachhinein erfahren. Davon habe er nichts gewusst, erklärt Rosin weiter.
So erklärt Frank Rosin, dass die Krebse beim Kochen nicht tot waren
„Deshalb ist es dazu gekommen, dass die Krebse während des Kochvorgangs noch nicht richtig tot waren. Das ist ein nicht akzeptabler Vorgang.“ Auch ihm fehlten hierzu die Worte, erklärt er mit betroffener Miene in seinem Video. „Das hat nichts mit sachgemäßem Umgang mit Tieren im Sinne des Tierwohls zu tun. Und damit möchte ich auch nichts zu tun haben.“ Es tue ihm leid und er würde künftig alles dafür tun, dass sich sowas nicht noch einmal wiederhole. „Wir werden alles tun, dass in Zukunft noch mehr darauf geachtet wird, dass wir im Sinne des Tierwohls arbeiten.“
Allerdings scheint der Deutsche Tierschutzbund, der Rosin wegen des Vorfalls angezeigt hatte, von der Entschuldigung nicht überzeugt zu sein. So erklärte Pressesprecherin Lea Schmitz gegenüber PETBOOK, dass man zwar zur Kenntnis nehme, dass sich Frank Rosin dazu öffentlich geäußert habe und von einem „nicht akzeptablen Vorgang“ spreche. Allerdings finde man, dass sich der Koch hier aus der Verantwortung stehle.
„Ihre klaren Lebenszeichen waren nicht zu übersehen“
„Dass bei diesem Vorgang die gesamte Kette überprüft wurde, ist sicherlich nicht falsch. Mit der Verständigung untereinander darauf, allein dem Food-Dienstleister, der die Tiere anscheinend unsachgemäß eingefroren und gelagert habe, die Schuld zuzuschieben, macht er es sich aber zu einfach. Die Verantwortung des zuständigen Kochs ist damit nämlich nicht aufgehoben.“
Selbst für die TV-Zuschauer sei es deutlich zu sehen gewesen, dass die Flusskrebse lebten und sich minutenlang noch bewegten. „Rosin als langjähriger erfahrener Sternekoch hätte dies erkennen müssen, als er jeden einzelnen Krebs mit der Hand aus der Schale nahm und die Tiere in die Pfanne legte und umrührte. Ihre klaren Lebenszeichen waren nicht zu übersehen.“
Spätestens, als er die Krebse sah, hätte er erkennen müssen, dass diese unsachgemäß gelagert worden waren. Daher hätte er die Tiere gar nicht erst in die heiße Pfanne legen dürfen, so das Fazit der Tierschützer.
Auch Tierrechtsorganisation Peta schaltet sich ein
Und auch die Tierrechtsorganisation Peta scheint sich nicht so einfach mit dem Entschuldigungsvideo abspeisen lassen zu wollen. So heißt es dazu: „Danke dir, Frank, dass du die grausame Behandlung der Flusskrebse ansprichst. 🙏 Trotzdem sollten wir uns bewusst sein, dass hinter jedem Stück Fleisch auf dem Teller ein fühlendes Lebewesen steht, welches leben wollte. Wahres Engagement für Tierwohl bedeutet, auf tierische Produkte zu verzichten. #GoVegan.“
»Krebstiere durch Braten töten ist qualvoll und per Gesetz ausdrücklich verboten!
Doch warum eigentlich all die ganze Aufregung? „Der Verzehr von Krebsen zählt zwar gesetzlich als ‚vernünftiger Grund‘ zur Tötung, jedoch nur, wenn die richtige, also verhältnismäßige Tötungsmethode angewandt wird“, erklärt Evelyn Ofensberger, Leiterin der Rechtsabteilung beim Deutschen Tierschutzbund. „Die Tötung von Krebstieren durch Braten ist langwierig und qualvoll und per Gesetz daher ausdrücklich verboten.“
Besonders makaber: Da Schmerzen unter Umständen eine Starre bei den Krebsen auslösen können, entsteht dadurch oft der falsche Eindruck, dass die Tiere im Topf bereits tot seien. Im Fall von Rosin sei allerdings deutlich erkennbar gewesen, dass mindestens einer der Flusskrebse immer noch am Leben war, als der Sternekoch etwas später mit einem Kochlöffel umrührte, so der Vorwurf des Tierschutzbunds. Daher gehe man davon aus, dass der qualvolle Tod der Krebse mehrere Minuten gedauert haben müsse.
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Empfindungsfähigkeit von Zehnfußkrebsen ist wissenschaftlich nachgewiesen
„Auch, wenn Schmerzen und Stress bei Wassertieren weniger leicht zu erkennen sind, ist die Empfindungsfähigkeit von Zehnfußkrebsen mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen“, so Katrin Pichl, Fachreferentin für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Sie zeigen komplexes Verhalten, haben ein gewisses Maß an Bewusstsein und verfügen über eine beachtliche Lernfähigkeit.“
Da überrascht es, dass zum aktuellen Zeitpunkt die Tötung von Krebstieren hierzulande neben der elektrischen Weise auch in kochendem Wasser zugelassen ist. Allerdings gibt es hier eine Voraussetzung! Und zwar, dass der komplette Körper vollständig mit Wasser bedeckt sein muss.
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Es steht noch ein weiterer Vorwurf gegen Frank Rosin im Raum
Doch die Schmerzempfindungsfähigkeit von Krebstieren wissenschaftlich anerkannt ist, fallen wirbellose Tiere wie Krebse in der aktuellen Form bisher nicht unter das Tierschutzgesetz. Es ist davon auszugehen, dass mit der anstehenden Novellierung auch die Tötung im kochenden Wasser ohne eine vorherige Betäubung verboten wird.
Doch das Braten der lebenden Krebse ist nicht der einzige Grund, der dem TV-Koch die Anzeige vom Deutschen Tierschutzbund eingebracht hat. So hatte ein aufmerksamer Zuschauer der Sendung – die am 21. August auf Sat.1 ausgestrahlt wurde – beobachtet, dass die Krebse ohne Wasser im Studio ausharren mussten. Dies würde allerdings auch für Rosins Darstellung sprechen, dass die Flusskrebse gefroren waren. Da sie allerdings scheinbar aus der Kältestarre aufwachten, seien die Krebstiere „offensichtlich ordnungswidrig“ gelagert worden, heißt es in der Meldung des Vereins.
So sei in der Sendung zu sehen gewesen, wie Rosin die Flusskrebse in einer Glasschale ohne Wasser aus dem Vorratsraum zur Küche im Senderstudio transportierte. „Nicht verwendete lebende Exemplare stellte er in der wasserlosen Schale auf der Küchenarbeitsplatte beiseite“, heißt es dazu weiter.
Gegenüber PETBOOK äußerte sich TV-Koch Frank Rosin nach Bitte um Stellungnahme nicht persönlich.