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Kritik an Fuchswochen

Fuchsjagd hat laut Experten nichts mit Artenschutz zu tun

Ein Fuchs schaut hinter einem Baum hervor
Im Januar und Februar werden in Deutschland jährlich viele Füchse geschossen. Die Meinungen über diese Fuchswochen könnten nicht weiter auseinandergehen. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

26. Februar 2025, 17:48 Uhr | Lesezeit: 15 Minuten

Jahr für Jahr werden in Deutschland hunderttausende Füchse während der sogenannten Fuchswochen von Jägern getötet. Die Ansichten über die Notwendigkeit dieser Maßnahme jedoch könnten nicht gegenteiliger sein. Während Jäger sagen, die Maßnahme diene dem Artenschutz, widersprechen Tierschützer und Fuchsexperten dem vehement.

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„Die Fuchsjagd trägt dazu bei, andere Wildtiere zu schützen“, sagte der Präsident des deutschen Jagdverbandes Helmut Dammann-Tamke PETBOOK unlängst im Interview. Nach der Auffassung von Dammann-Tamke dient die alljährliche Fuchsjagd dem Artenschutz und der effektiven Regulierung der Population. Doch die Fuchsexperten Gabi Joormann vom Netzwerk Fuchs und Dr. Martin Steverding vom Wildtierschutz Deutschland widersprechen der Darstellung der Jägerschaft vehement und legten PETBOOK ihre Argumentation dar.

Stark gestiegene Fuchszahlen? Es kommt auf die Daten an

Für Joormann und Dr. Steverding sind die Fuchswochen Teil einer anachronistischen und längst nicht mehr vertretbaren Tradition, bei der es darum ginge, so viele Füchse auf so großer Fläche in Deutschland wie möglich zu töten. Denn während der Fuchswochen kommen viele Jäger in Deutschland zusammen, um die Bestände der Füchse zu regulieren. Jährlich werden in etwa 400.000 Füchse geschossen. Laut Helmut Dammann-Tamke konzentriere man sich auf die gemeinsame Jagd auf Füchse.

„Diese Form der Jagd ist unter anderem der stark gestiegenen Fuchspopulation geschuldet.“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Allerdings widersprechen die Fuchsexperten Joormann und Dr. Steverding dieser Darstellung und beziehen sich dabei auf die Jagdstatistik vom Deutschen Jagdverband. In dieser kann man während der letzten Jahre eine Abnahme der Jagdstrecke von etwa fünf bis zehn Prozent – mit Schwankungen – erkennen. Insgesamt ist die Jagdstrecke seit den ersten veröffentlichten Daten in der Saison 2002/03 um etwa 30 Prozent gesunken.

Laut Daten des Thünen-Instituts dagegen, welche bis 1972 zurückreichen, lässt sich jedoch historisch ein Anstieg der Population bemerken, vor allem infolge der erfolgreichen Tollwutimpfungen. Letztlich kann man allen diesen Daten aber lediglich die geschossenen Füchse, also die Gesamtstrecke der erjagten Tiere, ablesen. Eine verlässliche Zählung des Gesamtbestandes kann man hieraus nicht entnehmen. Wie groß die Fuchspopulation in Deutschland also wirklich ist, erschließt sich aus den Daten nicht.

Hat sich das Verhalten der Füchse durch die Jagd verändert?

Dammann-Tamke berichtet weiter, die Fuchswochen würden gerade im Januar und Februar durchgeführt, da in diese Zeit die Paarungszeit der Tiere falle. Allerdings stellt dies laut Joormann und Dr. Steverding auch ein großes Problem dar, denn „[d]amit werden die Tiere in einer sehr sensiblen und für das Sozialgefüge wichtigen Zeit stark gestört und großflächig verängstigt.“ So sei dort beispielsweise das sonst so typische „Ranzbellen“ kaum zu hören, was zeige, dass die Jagd zu starken Verhaltensänderungen führe.

Dammann-Tamke berichtet weiter, dass es ein weitverbreiteter Irrtum sei, dass Füchse häufig in ihrem Bau anzutreffen seien.

„Füchse sind im Wesentlichen zu drei Gelegenheiten im Bau: Erstens, wenn sie im Frühjahr ihre Jungen aufziehen. Zweitens, wenn sich das Weibchen während der Paarungszeit zurückzieht. Drittens, wenn es extrem kalt ist, beispielsweise bei starkem Ostwind. Ansonsten liegen sie lieber draußen.“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Joormann und Dr. Steverding sind jedoch anderer Meinung: „In Gebieten mit intensiver Fuchsjagd suchen die Füchse so wenig wie möglich ihre Baue auf, damit sie nicht Opfer der Baujagd werden.“ Bei dieser Jagdform werden Hunde in die Baue geschickt, um die Füchse hinaus und vor die Gewehre der Jäger zu treiben. „Die Grausamkeit der Baujagd ist außerhalb von Jägerkreisen unumstritten und wird auch von großen Teilen der Jägerschaft abgelehnt.“

Was würde passieren, wenn man die Fuchspopulation nicht durch Jagd regulieren würde?

Auf diese Frage antwortete der Präsident des Deutschen Jagdverbandes:

„Ein Blick auf die Jagdstatistiken zeigt, dass die Fuchspopulation seit den 1990er-Jahren stark angestiegen ist. Dies liegt vor allem an der erfolgreichen Tollwutimpfung, die das natürliche Regulativ der Fuchsbestände entfernt hat. Früher wurde die Population alle sieben Jahre durch Tollwutwellen dezimiert, was heutzutage nicht mehr geschieht.

Ohne Tollwut kann sich die Fuchspopulation nahezu ungehindert vermehren. Vor der Impfung brach die Population regelmäßig ein, was sich positiv auf andere Wildarten auswirkte. Zum Beispiel nahm die Hasenpopulation nach einem Tollwutzug stets deutlich zu, bis die Fuchszahlen wieder stiegen“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Dem halten Joormann und Dr. Steverding entgegen, dass es Beweise gebe, dass Fuchspopulationen nach einem Jagdstopp nicht ansteigen. „In Luxemburg ist die Fuchsjagd seit 2015 verboten und in Kanton Genf in der Schweiz findet seit rund 50 Jahren keine Fuchsjagd (mit Ausnahme von Einzelabschüssen kranker oder verletzter Tiere) statt.“ In beiden Ländern bzw. Regionen sei es zu keiner nennenswerten Bestandssteigerung gekommen.

Folglich würde ohne eine Bejagung der Fuchspopulation „das passieren, was in Luxemburg und im Kanton Genf passiert ist: nichts! Die Population würde höchstens gering ansteigen und sich schnell auf einem relativ konstanten Niveau einpendeln.“ Denn die Fuchsbestände regulieren sich nach Meinung der Experten über das Nahrungsangebot und soziale Interaktion.

Kann sich die Natur so schlecht selbst regulieren, dass Eingreifen vom Menschen nötig ist?

Dem widerspricht der Präsident des Jagdverbandes nicht per se:

„Jede Population reguliert sich irgendwann selbst – das ist ein Prinzip der Evolution. Allerdings gilt dies vornehmlich in einer unbelassenen Naturlandschaft. In einer solchen leben wir aber nicht, sondern in einer von Menschenhand geprägten Kulturlandschaft. Hier regelt sich in der Natur eben nicht mehr alles von selbst und das gilt auch für das Prinzip der Selbstregulation“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Dr. Martin Steverding erklärt PETBOOK auf Anfrage, dass er den Sachverhalt deutlich komplizierter sieht: „Die Jäger rechtfertigen ihr Tun sehr gern damit, dass die Ökosysteme unserer Kulturlandschaften doch nicht mehr intakt seien und deshalb regulierend eingegriffen werden müsse. Ersteres stimmt sicher: Die Ökosysteme in unseren intensiv genutzten Landschaften sind alles andere als intakt.“

Dies rechtfertige aber laut Dr. Steverding aus mindestens zwei Gründen kein Eingreifen mit der Waffe: „Erstens verstehen wir viel zu wenig von dem überaus komplexen Beziehungsgeflecht zwischen Beutegreifern und Beutetieren und zweitens muss die Tötung von fühlenden, empfindungsfähigen Tieren sehr gut begründet sein, um sie ethisch vertreten zu können.“ Der Experte verweist hier auf das Tierschutzgesetz, nachdem jede Tötung eines Tieres einen vernünftigen Grund haben muss.

Füchse weichen auf Nachtaktivität aus – Jäger auch

„Mehr noch: Füchse (und die anderen jagdbaren Arten auch) sind fühlende und soziale Wesen, die durch die Jagd – auch wenn selbst nicht getroffen – verängstigt werden, in die Nachtaktivität ausweichen und Jahr für Jahr viele ihrer Sozialpartner und Familienmitglieder verlieren“, fügt Dr. Steverding hinzu.

Dammann-Tamke spricht sogar davon, dass der Fuchs überwiegend nachtaktiv sei, weshalb die Jagd meist auch in der Nacht stattfinde.

„Bis vor wenigen Jahren war dafür Mondlicht oder Schnee nötig, um überhaupt etwas sehen zu können. Die Jagd bei klarem Mondlicht, Schnee und Frost ist für viele Jäger eine besondere Herausforderung – und ein faszinierendes Erlebnis.

Seit etwa vier Jahren ist die Nachtsichtzieltechnik in Niedersachsen auf bestimmte Wildarten erlaubt. Niedersachsen war das letzte Bundesland, das diese Technik jagdrechtlich freigegeben hat. Waffenrechtlich war sie für Jäger bereits lange erlaubt, aber das Jagdrecht verbot ihren Einsatz. Erst mit dem Auftrag zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wurde der Einsatz im Jagdrecht verankert“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

»Nachtjagd nimmt Füchsen den letzten Ruheraum

Joormann und Dr. Steverding stören sich hier sehr an den Aussagen des Jagdverbandspräsidenten. „Hier wird das besondere Erlebnis und der besondere Reiz der Fuchsjagd beschrieben, und das ist genau das, worum es den Fuchsjägern geht: Die Freude am Beutemachen, was in diesem Fall nichts anderes bedeutet als die Freude daran, empfindungsfähige fühlende Wesen zu töten.“

Es gebe viele Methoden der Fuchsjagd. Dazu zählten auch die bereits erwähnte Baujagd oder das verbreitet durchgeführte Töten von wenigen Wochen alten Welpen am Bau, erklären die Experten PETBOOK weiter. Die Nachtjagd mit moderner Technik nehme den Wildtieren den letzten Ruheraum, den sie bislang noch hatten.

„Herr Dammann-Tamke nimmt dies in Kauf und mehr noch: Er betont, dass alle weiteren Jagdmethoden auf Füchse fortgeführt werden.“ Die vermehrte Nachtjagd komme also zur ohnehin schon praktizierten Fuchsjagd hinzu. „Es gibt nun weder Zeiten noch Orte, an denen Füchse und andere Wildtiere vor der Jagd sicher sind.“

„Während der Jagd werden soziale Bindungen gestärkt und das Feindbild Fuchs gepflegt“

Dr. Steverding berichtet PETBOOK weiter, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn Füchse weiterhin vermehrt nachts aktiv sind. „Sie sind dadurch auch nur eingeschränkt in der Lage, ihre Rolle im Ökosystem zu spielen, beispielsweise können nachtaktive Füchse keine Gänse jagen, da diese nachts quasi immer auf dem Wasser sind. Aber Jäger und Landwirte klagen lieber über die vielen Grau-, Nil- und Kanadagänse und töten zugleich munter weiter Füchse.“

Auch rechtfertige Herr Dammann-Tamke den Einsatz der Nachtzieltechnik mit der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest. „Es gibt aber keinen Hinweis für eine Übertragung der ASP von Wild- auf Hausschweine“, sagen Joormann und Dr. Steverding. „Es ist völlig unklar, welche Auswirkungen die Schwarzwildjagd auf die Verbreitung der ASP hat bzw. ob sie überhaupt einen Beitrag zur Eindämmung der Seuche leisten kann.“

Vielmehr spielten laut den Experten soziale Aspekte die wichtigste Rolle während der Jagdzeit. „Fuchsjagd ist leider tief in unserer Kultur verankert. Für Fuchsjäger sind die jährlich stattfindenden Fuchswochen zur Paarungszeit ein gemeinschaftliches Erlebnis, das ihren Höhepunkt im anschließenden Streckelegen hat. Während der Jagd werden soziale Bindungen gestärkt und das Feindbild Fuchs gepflegt.“

In den Augen von Fuchsjägern sei der Fuchs nichts weiter als ein Beutekonkurrent, der mit allen Mitteln beseitigt werden müsse. „Fuchsjagd ist leider eine Tradition und eine Form der gesellschaftlichen Freizeitgestaltung, die nicht nur viele Tierleben kostet, sondern auch mit fragwürdigen und tierschutzwidrigen Jagdpraktiken verbunden ist“, so die Experten zu PETBOOK.

Stadtjäger arbeiten mit Lebendfallen – und dann?

Durch die Nahrungsknappheit in den Wäldern wagen sich Füchse auch häufig in Stadtgebiete vor. Dammann-Tamke weiß, dass es in der Stadt jedoch kaum natürliche Feinde oder Jagddruck gibt.

„Städte sind befriedete Bezirke und keine Jagdreviere. Wenn eine Stadt die Fuchspopulation reduzieren will, könnte sie speziell beauftragte Stadtjäger einsetzen, die vor allem mit Lebendfallen arbeiten müssten“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Joormann und Dr. Steverding fügen an: „Kein Leser soll jetzt glauben, dass die Füchse umgesiedelt werden – sie werden in der Falle beziehungsweise im Abfangkorb getötet.“

Auch die Fuchsexperten wissen, warum viele Tiere in die Stadt ausweichen. Sie könnten dort relativ ungestört ihre Nachkommen großziehen. „Weil die Tiere hier Nahrung finden und sich sicher fühlen, haben sie bessere Bedingungen, um ihre Jungen aufzuziehen und ihre Population und den Sozialverband zu erhalten. In Städten fehlt der Jagddruck und das hat Auswirkungen auf das Stress- und Hormonsystem der Tiere, wie einige Studien zeigen.“

Eine wichtige Rolle in Städten spiele jedoch die Aufklärung der Bevölkerung. „In vielen Fällen ist es Menschen nicht bekannt, wie sie sich gegenüber Füchsen verhalten sollen, oder sie fördern unbeabsichtigt deren Ansiedlung durch falsches Verhalten, indem sie beispielsweise die Tiere füttern.“

Ein wichtiger Aspekt bei der Regulierung von Füchsen in der Stadt sei die Kontrolle der Nahrungsquellen. „Füchse werden häufig durch Müll, den Menschen liegen lassen, Futterstellen für Vögel oder ungesicherte Abfälle angezogen. Kommunen können hier durch Aufklärung und Maßnahmen wie das Sicherstellen von Müllbehältern oder das Entfernen von Nahrungsquellen zur Eingrenzung der Fuchspopulation beitragen.“

Positiver Nachweis für Sinnhaftigkeit der Fuchsjagd fehlt

Der Präsident des Deutschen Jagdverbandes gibt zudem an, es gebe Auswirkungen auf bedrohte Arten, wenn die Population des Fuchses nicht reguliert werden würde. Ein gutes Beispiel sei das Birkhuhn.

„Bis in die 1960er-Jahre war es in den Mooren Nordwestdeutschlands weitverbreitet. Doch durch Trockenlegung und Verbuschung dieser Lebensräume ist die Art massiv zurückgegangen. Die letzte frei lebende Population in Mitteleuropa existiert noch in der Lüneburger Heide.

Füchse sind einer der Hauptprädatoren dieser bedrohten Art. Deshalb gibt es dort einen Berufsjäger, der intensiv gegen Füchse vorgeht, um das Überleben des Birkhuhns zu sichern. Die Bestände werden jährlich gezählt, doch die Lage bleibt kritisch. Die Fuchsjagd trägt dazu bei, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und andere Wildtiere vor übermäßiger Prädation zu schützen“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Allerdings gehen Joormann und Dr. Steverding davon aus, dass bei gefährdeten Arten wie dem Birkhuhn der Lebensraumverlust – und nicht der Fuchs – das Kernproblem sei. „Wir fordern einen ganzheitlicheren Ansatz, der vor allem die Verbesserung des Lebensraums für bedrohte Arten zum Ziel hat.“ Denn trotz der vielen Schutzprojekte für Bodenbrüter, in denen Füchse im Rahmen eines sogenannten „aktiven Prädatorenmanagements“ in großer Menge getötet würde, fehle nach wie vor der Beweis, dass sich dies positiv auf die Bestände auswirke.

Vielmehr sei das Umzäunen von Nestern für Arten wie den Kiebitz überlebenswichtig und schütze oft besser als so manches „aktive Prädatorenmanagement“, berichten die Experten PETBOOK weiter.

Zu wenige Studien über Auswirkungen von Füchsen

Auf die Frage, welche Auswirkungen die Tiere wirklich haben, erklären die Experten: „Es ist schwierig, präzise und allgemeingültige Zahlen für die Auswirkungen von Füchsen auf andere Tierarten anzugeben. Dazu gibt es zu wenige wissenschaftliche Studien.“ Auf die Nagerpopulation habe der Fuchs allerdings schon aufgrund seiner Anwesenheit einen Einfluss.

„Sie spielen eine Rolle als Beutegreifer, indem sie beispielsweise kleine Nagetiere fressen, die andernfalls in übermäßiger Zahl auftreten könnten. Durch ihre Anwesenheit tragen Füchse zur Regulierung dieser Tierpopulationen bei und verhindern, dass bestimmte Arten überhandnehmen.“ Somit seien Füchse ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Nahrungskreislaufes und der Ökosysteme.

Mehr noch: Die Jagd auf Füchse sei nicht notwendig, betonen Joormann und Dr. Steverding. „Füchse neigen dazu, ihre eigene Population auf natürliche Weise zu regulieren. Wenn es weniger Nahrung gibt oder die Dichte der Füchse zu hoch wird, sinkt die Fortpflanzungsrate. Jagd oder Störungen führen zu einem ‚Allee-Effekt‘, bei dem die Füchse ihre Fortpflanzung anpassen und mehr Nachwuchs produzieren, um der Dezimierung durch die Jagd entgegenzuwirken.“

Mehr Jagd, mehr Füchse?

Der Allee-Effekt beschreibt einen komplexen biologischen Zusammenhang, der eine Annahme über die Ökologie außer Kraft setzt. Denn normalerweise ist es für eine Population von Nachteil, wenn sie aus vielen Tieren derselben Art besteht. Hierbei spricht man von innerartlicher Konkurrenz. Es gibt aber auch Szenarien, in denen eine hohe Anzahl von Tieren von Vorteil ist, etwa um Jagddruck abzumildern. Im Falle der Füchse könnte dies bedeuten, dass sie sich stärker vermehren, gerade weil man sie so stark bejagt.

Doch kann es dazu kommen, dass die vielen Jungfüchse durch die Fuchswochen verwaisen und verhungern? Laut Dammann-Tamke ist das ausgeschlossen.

„Damit ein Wurf Ende Februar geboren wäre, hätte die Befruchtung bereits im Dezember stattfinden müssen. Das ist äußerst unwahrscheinlich“ – Helmut Dammann-Tamke, im PETBOOK-Interview vom 21.2.2025.

Allerdings räumt der Jagdverbandspräsident ein, dass es hochtragende Fähen gebe. Deshalb ende die Jagdzeit am 28. Februar, was dem Schutz der Elterntiere diene. „Die Hauptwurfzeit der Füchse beginnt typischerweise im April und kann sich bis in den Juni ziehen.“

Verwaiste Fuchswelpen im Februar?

Joormann und Dr. Steverding widersprechen jedoch, dass die Tragzeit der Fähe etwa 50 bis 53 Tage dauere und zahlreiche Wildtierstationen bereits im Februar, manchmal sogar schon Ende Januar verwaiste Fuchswelpen gebracht bekämen.

Spätestens Ende Februar seien fast alle Füchsinnen dann entweder trächtig oder hätten sogar bereits Welpen geboren. „Es ist ethisch nicht vertretbar, gezielt in einer Zeit Jagd auf Füchse zu machen, wenn sie entweder trächtig sind oder bereits Welpen versorgen!“

Die Jagd auf Füchse während der Fuchswochen könne ernsthafte Folgen für die Welpen haben, wenn die Eltern getötet werden, bevor die Welpen selbstständig genug seien, um zu überleben, betonen die Experten. „Ohne die Fürsorge der Eltern haben sie kaum eine Überlebenschance.“

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Zu wenig Schonfrist für Altfüchse

Daher fordern die Experten eine allgemeine Schonzeit für Füchse im Februar, da andernfalls viele Fuchswelpen einen qualvollen Hungertod sterben würden. Denn die Jagdzeiten für Füchse seien auch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich festgelegt.

„In den meisten Bundesländern dürfen Jungfüchse ganzjährig bejagt werden, für Altfüchse bestehen in mehreren, aber nicht allen Bundesländern, Schonzeiten. In sehr wenigen Gebieten ist die Jagd auf Füchse eingeschränkt oder ganz verboten, zum Beispiel in einem Teil der deutschen Nationalparke.“

Zudem gebe es in Deutschland für die Fuchsbejagung keine feste, allgemeingültige Vorgabe zur maximalen Anzahl von Füchsen, die pro Jahr geschossen werden dürfen. „Die Jagdausübungsberechtigten haben die Befugnis, darüber zu entscheiden: Sie können also sowohl so viele Füchse wie möglich töten als auch die Fuchsjagd komplett ruhen lassen.“

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