
26. Dezember 2024, 17:50 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Garnelen sind in Deutschland extrem beliebt. So werden hierzulande jährlich im Schnitt 1,1 Kilogramm pro Kopf verzehrt. Und auch in der Weihnachtszeit langen sie bei vielen gerne auf dem festlich angerichteten Teller. Was allerdings die wenigsten wissen: In der kommerziellen Garnelenzucht ist es gängig, weiblichen Zuchttieren die Augen zu entfernen.
Das Wort „Augenstielablation“ beschreibt eine gängige wie auch kontroverse Praktik aus der kommerziellen Garnelenzucht. Hierbei werden weiblichen Garnelen gezielt die Augen abgeschnitten, um ihre Fortpflanzung zu beschleunigen. Somit können sie effektiver
für die Zucht einsetzt werden. 1
Durch die Entfernung der Augenstiele wird der Hormonhaushalt verändert
„In den Augenstielen der Garnelen wird ein Hormon, das Gonadeninhibitionshormon (GIH) produziert, das die Reifung der Eierstöcke verhindert“, erklärt Dr. Tanja Breining, Biologin und Fachreferentin für Wassertiere bei der Tierrechtsorganisation Peta. „Durch die Entfernung der Augenstiele wird die Produktion dieses Hormons gestoppt, was wiederum die Eiablage steigert und somit auch den Gewinn der Züchter.“ Konkret bedeutet das also, dass die Augenstielablation die Eiproduktion anregt, sodass mehr Garnelen geboren und verkauft werden können.
Allerdings sei die Augenstielablation für die Tiere eine äußerst schmerzhafte Prozedur, sagt die Expertin. Dabei würden die Augenstiele der Garnelen ein- oder beidseitig mit kleinen Scheren oder Skalpellklingen abgeschnitten und das meist ohne Betäubung! In einigen Fällen werden die Augen aber auch abgebrannt. „Studien zeigen, dass Garnelen bei dem Eingriff mit Zuckungen und Fluchtversuchen reagieren. Im Anschluss an den Eingriff reiben sie die verstümmelte Stelle, sind desorientiert und reagieren aggressiv.“
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Garnelen können durchaus Angst und Schmerzen empfinden
Die Folgen für die betroffenen Tiere seien verheerend, weiß die Biologin. Zwar seien die Garnelen nach diesem Eingriff zwar nicht komplett blind, doch seien sie durch ihre beeinträchtigte Sehfähigkeit erhöhtem Stress ausgesetzt. „Nach dem Eingriff können auch Infektionen auftreten, die die Garnelen gesundheitlich schwächen und zu einer frühen und höheren Mortalität führen.“
Unterschiedliche Studien belegten, dass Garnelen und andere Zehnfußkrebse durchaus Schmerz und Angst empfinden könnten, erklärt die Expertin. „In einer im November 2024 veröffentlichten Studie, beschreiben Forschende der Universität Göteborg erstmals, dass Krebstiere auf schmerzhafte Reize mit deutlichen neuronalen Reaktionen im Gehirn reagieren. Diese Studie liefert einen weiteren starken Beweis dafür, dass Krebstiere Schmerzen spüren.“2

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„Das muss aufhören!“
Daher fordern Tierschützer schon länger ein Verbot dieser Praxis. So schreibt auch der Bundesverband Tierschutz e.V.: „Das muss aufhören! Diese Praktiken sind ein weiteres Beispiel dafür, wie Tiere in der industriellen Produktion als bloße Ware behandelt werden. Es gibt tierschonendere Alternativen, doch leider wird der Profit oft über das Wohl der Tiere gestellt.“3