12. Dezember 2024, 6:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Zwei Jahre ist es her, seit die Gebührenordnung für Tierärzte angepasst wurde. Dadurch kam es zu einer erheblichen Preissteigerung vieler Leistungen. Tierschützer warnten schon damals, dass viele sich die Behandlung ihrer Tiere nicht mehr leisten könnten. Tatsächlich landeten seitdem vermehrt kranke Tiere im Tierheim, wie eine Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes ergab.
Im Jahr 2022 wurde es ab dem 22. November für Halter, deren Vierbeiner krank waren, mitunter richtig teuer. Damals beschloss der Bundesrat eine neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT), die Preiserhöhungen von bis zu 163 Prozent vorsah (PETBOOK berichtete). So stiegen etwa die Kosten für Impfungen um das Doppelte an. Die Preiserhöhung sorgte bei Haustierbesitzern für viel Unmut und Tierschützer befürchteten bereits damals, dass viele Tiere deswegen im Tierheim landen würden – insbesondere, wenn sie krank sind.
Mehr als zwei Jahre nach der Erhöhung scheint sich dies zu bewahrheiten. Das legt eine Umfrage nahe, die der Deutsche Tierschutzbund in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Futtermittelkette Fressnapf durchgeführt hat. Die Ergebnisse liegen PETBOOK auf Anfrage exklusiv vor.
Vermehrt kranke Tiere im Tierheim
So gaben 56 Prozent der befragten Tierheime an, dass die Zahl der zu betreuenden Tiere seit dem Jahr 2022 stark angestiegen sei. Bei dem Rest der Fälle war sie entweder leicht angestiegen (26 Prozent) oder gleichgeblieben (16 Prozent). Nur zwei Prozent der befragten Tierheime gaben an, dass die Zahl leicht rückläufig sei.
In der Umfrage wurde spezifisch nach der Einschätzung gefragt, ob seit der Erhöhung der GOT im November 2022 vermehrt kranke Tiere im Tierheim landen. 34 Prozent der befragten Einrichtungen antworteten mit „ja, deutlich mehr“, 40 Prozent mit „ja, etwas mehr“. Nur ein Prozent gab an, dass die Zahl der kranken Tiere leicht rückläufig sei.
Das legt nahe, dass viele ihr krankes Tier abgeben, weil sie sich die Behandlung nicht mehr leisten können. Diesen Eindruck vermittelt auch das Ergebnis auf die Frage, ob seit der Erhöhung der GOT mehr Besitztiere aus finanziellen Gründen im Tierheim landen. Dies beantwortete ein Drittel der Befragten mit „ja, deutlich mehr“.
Die häufigsten Gründe, warum Tiere im Tierheim landen
Schaut man sich jedoch die meistgenannten Umstände an, mit denen Tierhalter die Abgabe ihres Haustiers begründen, landen die gestiegenen Arztkosten „nur“ auf Platz vier. Am häufigsten gaben Halter an, ihr Tier wegen Überforderung abzugeben, gefolgt von zu wenig Zeit oder einem Beißvorfall. Nur 16 Prozent gaben an, ihr Tier ins Tierheim zu geben, weil es krank geworden war.
„Der tatsächliche Grund für die Abgabe eines Tieres wird den Tierheimen von den Haltern natürlich nicht immer wahrheitsgemäß genannt“, ordnet Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, die Umfrageergebnisse für PETBOOK ein. Erfahrungsgemäß würden auch oft andere Gründe, etwa Allergien, vorgeschoben.
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Keine Besserung der Lage in Sicht
„Bei Tieren, die ausgesetzt wurden, bleiben die Gründe gänzlich im Dunkeln“, sagt Schmitz. Letztlich könnten viele Ursachen zusammenkommen: Überforderung, spontane Urlaubspläne, unerwartete Kosten (insbesondere für teure Tierarztrechnungen) und/oder unerwarteter Zeitaufwand. Auch Änderungen der Lebenssituation oder einfach die bis dahin unbekannten Anforderungen an eine artgerechte Haltung der Tiere ließen die Freude über ein neues Familienmitglied leider oft schnell vergehen, wenn die Anschaffung des Tieres vorab nicht gut überlegt war.
Bisher ist nicht absehbar, ob sich die Lage in den nächsten Jahren verbessern wird. Das Geschäft mit Haustieren boomt. Der Deutsche Tierschutzbund vermeldete bereits Mitte Juli in einem Kommentar, dass die Hälfte der Tierheime voll oder sogar übervoll sei. Nur 18 Prozent hätten überhaupt noch Kapazitäten. „Immer wieder müssen Aufnahmestopps verhängt werden. Es herrscht Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit“, heißt es.
Insgesamt nahmen 218 Teilnehmer im April/Mai 2024 an der Trendumfrage zur Lage der Tierheime teil. Diese erfolgte durch eine Onlinebefragung über den „Internen Bereich“ für Mitgliedsvereine des Deutschen Tierschutzbundes mit dem Online-Fragetool „LamaPoll“.