
6. Februar 2025, 5:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der illegale Wildtierhandel ist ein großes Problem. Doch welche extremen Ausmaße er hat, ist wohl nur wenigen bekannt. In einem Schlag gegen Wilderei gelang es Interpol nun in einer einzigen Aktion fast 20.000 Wildtiere zu beschlagnahmen sowie Tonnen an Teilen von ihnen, die über die ganze Welt verschifft wurden.
Die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation (Interpol) kümmert sich auch um Verbrechen gegen den Artenschutz. So startet die größte Polizeiorganisation der Welt in unregelmäßigen Abständen Aktionen, um gegen den illegalen Handel mit Wildtieren vorzugehen. Bei der letzten „Operation Thunder“ wurden beinahe 20.000 lebende Tiere beschlagnahmt – in einem Zeitraum von gerade einmal vier Wochen! Damit handelt es sich um die bisher größte Aktion gegen Wildtier- und Pflanzenhandel aller Zeiten. Laut einer Pressemitteilung von Interpol fielen alle Wildtiere unter das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES).
Wildtierhandel noch größer als bisher angenommen
An der groß angelegten Aktion von Interpol nahmen Polizei-, Zoll-, Grenzschutz-, Forst- und Wildtierbeamte aus 138 Ländern und Regionen teil. Die Behörden nahmen dabei 365 Verdächtige fest und identifizierten sechs transnationale kriminelle Netzwerke, die im Verdacht stehen, mit Tieren und Pflanzen zu handeln, die durch das CITES-Abkommen geschützt sind.
Diese Arten werden illegal gehandelt, um eine bestimmte Marktnachfrage zu befriedigen. Sei es für Lebensmittel, vermeintliche medizinische Zwecke sowie Luxusprodukte und Sammlerstücke. Viele Wildtiere sind aber auch für den Haustiermarkt sowie für Wettkampfzwecke verschifft worden. Darunter befanden sich:
- 12.427 Vögel
- 5877 Schildkröten
- 1731 weitere Reptilien
- 33 Primaten
- 18 Großkatzen
- 12 Pangoline
In einigen Fällen konnte Interpol zudem nachvollziehen, was mit diesen Tieren geschehen sollte oder woher sie stammten.
- Türkei: 6500 lebende Singvögel bei einer Fahrzeugkontrolle an der syrischen Grenze entdeckt.
- Indien: 5193 lebende Rotwangen-Schmuckschildkröten waren in Passagierkoffern bei der Ankunft von einem Flug aus Malaysia versteckt.
- Tschechische Republik: Acht Tiger im Alter zwischen zwei Monaten und zwei Jahren in einer mutmaßlich illegalen Zuchtanlage entdeckt.
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Interpol deckt Handel mit Teilen von Wildtieren auf
Doch nicht nur lebende Tiere wurden während „Operation Thunder“ dokumentiert. Auch Teile von streng geschützten Wildtieren wurden entdeckt.
- Nigeria: 4472 kg Pangolinschuppen
- Katar: Acht Nashorn-Hörner im Gepäck eines Verdächtigen auf der Durchreise von Mosambik nach Thailand gefunden.
- USA: Eine Tonne Seegurken, die als Meeresfrüchte-Delikatesse gelten, aus Nicaragua geschmuggelt.
- Hongkong: 973 kg getrocknete Haifischflossen aus Marokko
- Indonesien: 846 Stücke Netzpythonhaut
Außerdem vermeldeten Australien und das Vereinte Königreich die Beschlagnahmung von Bärengalle. Zudem wurden mehr als 300 Schusswaffen, Fahrzeuge und weitere Wildereiausrüstung beschlagnahmt.

Wie viele Pangoline mussten für 4472 Kilogramm Schuppen sterben?
„An diesen Daten schockiert mich persönlich am meisten die Zahl der geschmuggelten Pangolinschuppen. Wir sprechen hier von Tieren, die so stark gewildert werden, dass eine unbekannte neunte Art nur anhand einer auf einem Markt entdeckten Schuppe beschrieben werden konnte! 1
Daher frage ich mich, wie viele dieser einzigartigen Säugetiere sterben mussten, um diese Unmengen an Schuppen zu ‚produzieren‘. So viel rücksichtslose Gier, obwohl man es eigentlich besser wissen und die stark bedrohten Tiere stattdessen schützen sollte, macht mich unglaublich betroffen.“
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Auch der legale Wildtierhandel hat ungeahnte Ausmaße
Zahlen wie diese sind erschreckend, doch nicht nur der illegale Wildtierhandel floriert. Wie eine Studie Ende Januar 2025 zeigte, ist auch der legale Handel mit Wildtieren noch größer als bisher angenommen.
Forscher hatten sich die Daten der Landwirtschafts- und Fischereibehörde der USA einmal näher angeschaut. Dabei zeigte sich, dass 2,85 Milliarden Tiere nach Nordamerika importiert wurden, darunter fast 30.000 verschiedene Spezies. 2
Ebenfalls erschreckend ist der Mangel an Daten, denn wie die Forscher auch anmerkten, sind die USA eines der wenigen Länder, die diese Daten überhaupt erheben. Artenschützer wissen also nicht, wie viel Handel mit Wildtieren – ob legal, oder illegal – es eigentlich gibt.