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PETBOOK-Interview

Jochen Bendel: »Illegaler Welpenhandel kommt direkt nach Prostitution und Drogen 

Moderator Jochen Bendel und seine Hündin
Dem Tierschutz zuliebe hat Moderator Jochen Bendel der Welpen-Mafia den Kampf angesagt. Foto: Gräfe und Unzer Verlag/ Debra Bardowicks
Dennis Agyemang
Redakteur

31. Mai 2023, 17:18 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Moderator und Hundetrainer Jochen Bendel liegt der Tierschutz seit Jahren besonders am Herzen. So arbeitet der 55-Jährige aktuell an einer Dokumentation, die sich mit den kriminellen Machenschaften der Welpen-Mafia beschäftigt. Im großen PETBOOK-Interview spricht der ehemalige „Ruck Zuck“-Star über seine emotionalen Erlebnisse während der Recherche und erklärt, worauf Interessenten achten sollten, um bei der Anschaffung eines Hundes nicht auf die Welpen-Mafia hereinzufallen.

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Sie sind klein, süß und lassen jedes Herz höher schlagen. Welpen kann fast niemand widerstehen. Und genau das versuchen Kriminelle eiskalt auszunutzen, um sich daran zu bereichern. Über bekannte Anzeigenportale verkaufen sie Hunde aus fragwürdigen Zuchten an Menschen, die auf Welpen zu einem guten Preis hoffen. Dabei nehmen die Kriminellen keinerlei Rücksicht auf die Tiere und nehmen gesundheitliche Langzeitfolgen oder sogar den Tod der Hunde in Kauf, sagt Moderator Jochen Bendel. Die Freude an den Hunden aus Mafia-Verkauf halte nicht lange, denn viele dieser Tiere seien sehr krank: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein aus dem Kofferraum heraus verkauftes Tier schnell stirbt, ist enorm groß.“

PETBOOK: Jochen, du setzt dich enorm dafür ein, dass man Hunde nicht mehr über Anzeigenportale kaufen kann und hast dazu auch eine Dokumentation gemacht. Was steckt dahinter?
Jochen Bendel: „Die Sache mit diesen Anzeigenportalen ist, dass sich da wahnsinnig viele kriminelle Leute herumtreiben, die Hunde aus Qualzuchten nach Deutschland bringen und hier verkaufen. Die meisten Hunde davon sind krank. Ich war gerade in Polen für einen Dreh und das, was da abgeht, ist echt übel. Grundsätzlich kann man nicht alle Händler auf diesen Kleinanzeigen-Portalen unter Generalverdacht stellen. Da sind bestimmt auch viele seriöse Leute, – beispielsweise Hobbyzüchter -, die einen Wurf Hundebabys zu Hause haben und darüber verkaufen – ohne kriminellen Hintergrund.

Das Problem mit diesen Kleinanzeigeportalen ist, dass man bei Privatanzeigen nicht dazu verpflichtet ist, die Identität nachzuweisen. Was es Kriminellen einfach macht, „schnelles Geld“ zu verdienen. De facto könnte man diese kriminellen Machenschaften austrocknen, wenn diese Portale in dem Moment, in dem Händler Lebewesen anbieten, eine Ausweis-Verifizierung verlangen würden. So könnte man zurückverfolgen, wo der Hund herkommt. Allerdings muss das gesetzlich geregelt werden.“

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„Welpenhandel ist nach Drogen und Prostitution der größte Umsatzmarkt.“ 

Die Kritik über den zu wenig regulierten Kleinanzeigenmarkt – gerade im Hinblick auf Tierwohl – gibt es schon länger. Welche Entwicklung siehst du?
„Man muss sagen, dass Ebay Kleinanzeigen bereits Schritte unternommen hat, um dem ein bisschen dagegenzuwirken – aber eher halbherzig. Richtig schlimm ist es gerade bei Quoka. Dort treiben sich die ganzen kriminellen Leute herum. Mittlerweile haben die das so perfektioniert, dass man seriöse Anzeigen in diesen Netzwerken nicht mehr von denen der Welpen-Mafia unterscheiden kann. Da steckt so viel Leid und Elend dahinter. Ich habe dort fünf Hunde abgeholt, von denen gleich zwei gestorben sind. Die sind alle mit Parvovirose belastet und haben neben dieser psychischen Belastung, unter der diese Welpen leiden, auch viele andere Krankheiten und ein sehr schwaches Immunsystem. Die werden der Mutter viel zu früh entrissen und von der Welpen-Mafia schlecht versorgt. Sie bekommen irgendein Futter, anstatt Muttermilch zu bekommen, die sie immunisieren würde. Dadurch werden die Welpen schnell krank.

Man kann sagen, dass über ein Drittel der Hunde, die über Kleinanzeigen gekauft werden, relativ schnell versterben oder so schlimme Folgekrankheiten haben, dass sie ein Leben lang sehr hohe Behandlungskosten verursachen. Wir müssen das unbedingt ins Bewusstsein der Menschen bringen, damit sie wissen, was sich hinter solchen Anzeigen verbergen kann und mit wem man sich da einlässt. Das schaut alles süß und niedlich aus, aber in Wirklichkeit ist das eine ganz üble Abzocke. Dahinter steckt eine richtige Industrie. Welpenhandel macht in Deutschland neben Drogen und Prostitution, den größte Umsatzmarkt.“ 

Jochen Bendel mit Hündin Khaleesi
Ein Herz und eine Seele: Moderator Jochen Bendel und seine Hündin Khaleesi Foto: Gräfe und Unzer Verlag/ Debra Bardowicks

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Mit diesen fiesen Tricks arbeitet die Welpen-Mafia

Worauf sollte man beim Welpenkauf achten? 
„Man sollte sich auf keinen Fall darauf einlassen, Tiere auf der Straße entgegenzunehmen. Was oft passiert ist, dass man von den vermeintlichen Züchtern zu einer Adresse bestellt wird, die es gar nicht gibt. Oder dass eine Nachricht kommt, dass man die Verkäufer spontan irgendwo treffen soll: ‚Ich schaffe es nicht rechtzeitig nach Hause. Bin gerade mit dem Welpen draußen unterwegs. Wir treffen uns dann da und da, ich bin um die Ecke.‘ Hier geht es darum, den Hund aus dem Kofferraum zu verkaufen. Darauf sollte man sich niemals einlassen. Zudem bitten sie oft darum, die Kinder mitzubringen. Zum einen werden die dann als emotionales Druckmittel eingesetzt, damit Eltern schneller einknicken. Zum anderen haben die Welpenhändler natürlich auch Angst vor verdeckten Polizeieinsätzen. Weil bei solchen Polizeieinsätzen aber natürlich nie Kinder dabei sind, wollen sie sich so absichern.“   

Ok, angenommen alles scheint seriös: Wir sind beim Anbieter zu Hause und haben Mutter und Wurfgeschwister gesehen. Worauf muss sonst noch geachtet werden? 
„Man braucht die Papiere von den Hunden: den Heimtierausweis mit dem Nachweis der Impfungen. Der Hund muss auf jeden Fall auch gegen Tollwut geimpft sein (sobald er älter als 12 Wochen ist, Anm. d. Red.). Das ist sehr wichtig und muss im Heimtierausweis vermerkt sein.“  

Jochen Bendel
Jochen Bendel rät davon ab, Hunde via Kleinanzeige zu kaufen, denn dort tummeln sich viele schwarze Schafe, sagt er. Foto: Gräfe und Unzer Verlag/ Debra Bardowicks

Im Rahmen der Dreharbeiten hast du noch mehr verstörende Dinge gesehen …  
„Ja, beispielsweise wie Hündinnen, die gerade einen Wurf hatten, von ‚Ärzten‘ Hormonspritzen verabreicht bekommen haben, damit sie gleich wieder läufig werden. Und das, obwohl Hündinnen eigentlich nur zweimal im Jahr gebären können. Durch die Spritzen geht das nonstop. Diese „Gebärmaschinen“ liegen dann 2–3 Jahre in einem dunklen Verschlag, bis sie keine Haare mehr haben und halbtot sind. Sie sehen nie Tageslicht und was man nicht vergessen darf: So eine Schwangerschaft und Geburt verlangen einer Hündin unglaublich viel Energie ab. Wenn man sie dann nicht mehr braucht, werden sie einfach auf dem Müll entsorgt und sterben dort.

Die Welpen, die dort aufwachsen, haben noch nicht mal eine Prägungsphase. Dabei sind die ersten Wochen für einen Welpen extrem wichtig, da dort auch das Sozialverhalten geprägt wird. Das ist ein unglaublicher Stress, dem die Welpen dort ausgesetzt sind. All das, was das mit dem Hund macht, wird als Deprivationsschäden bezeichnet. Die Hunde haben später richtig mentale Probleme und Schwierigkeiten kognitiv zu lernen und sich mit Stress auseinanderzusetzen.“  

„Diese Hunde werden in Kellerzwingern unter schlimmsten Voraussetzungen gezüchtet“

Der Import solcher Welpen kann auch für gesunde Hunde hierzulande gefährlich werden. Warum?
„Durch die furchtbaren hygienischen Zustände in diesen Welpenfarmen stecken sich die Tiere dort mit Krankheiten wie Parvovirose an, die in Deutschland eigentlich ausgerottet sind. Jetzt kommen aber kranke und ungeimpfte Hunde illegal mit gefälschten Papieren über die Grenze. Hier kommen sie mit anderen Hunden in Kontakt und stecken sie an. Das ist ein richtiges Problem! Diese Krankheit greift Herzmuskel und Immunsystem an und sorgt im schlimmsten Fall dafür, dass die Hunde ständig blutigen Durchfall haben und elendig sterben. Eigentlich hat man Parvovirose durch eine Impfung ausgerottet, aber jetzt breitet es sich wieder aus.“  

Was kannst du uns noch über die Welpen-Mafia sagen? Wer sind diese Leute? 
„Die Produktion findet meist im Ausland statt, die Händler sind Deutsche. Es ist also nicht so, dass das ausländische Verbrecherkartelle sind. Soweit ich weiß, laufen die ganzen Anzeigen und Verfahren gegen deutsche Staatsbürger. Die Tiere werden größtenteils aus Osteuropa eingeführt. Hauptsächlich Polen, Rumänien, Ungarn. Es kommen aber auch viele aus Belgien. Dort werden sie oft in Kellerzwingern unter schlimmsten Voraussetzungen gezüchtet.“

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„Man muss alles mit eigenen Augen gesehen haben.“

Du hast ja gerade schon gesagt, dass ganz viele Leute immer noch auf die fragwürdigen Anzeigen hereinfallen. Bei welchen Indikatoren sollte man stutzig werden?  
„Die Kriminellen haben ihre Darstellung im Internet so perfektioniert, dass es oft schwierig ist, sie sofort zu enttarnen. Grundsätzlich gilt: Wenn man sich einen Welpen anschaffen will, dass man beim Züchter darauf achtet, dass die Mutter da ist. Es muss eine Hündin geben, die die Welpen stillt. Die sollte man sich vor Ort zeigen lassen und wirklich darauf bestehen. Man sollte sich nicht mit irgendwelchen Bildern oder Videos abspeisen lassen, die bei WhatsApp, auf Internetseiten oder in den Anzeigen präsentiert werden. Denn diese Bilder Mutter sind fake – genauso wie die Bilder der Welpen, die irgendwo aus dem Internet zusammengeklaut wurden.

Man muss alles mit eigenen Augen gesehen haben. Nur so kann man sich versichern, dass alles wirklich faktisch stimmt. Außerdem sollte man darauf bestehen, den Wurf zu sehen. So sieht man auch, unter welchen Umständen, die Tiere aufgewachsen sind. Es ist ganz wichtig, dass die Welpen bis zur zehnten Woche mit ihren Wurfgeschwistern und der Mutter zusammen sind. Das heißt: Wenn ich in eine Wohnung komme, in der zwar Welpen sind – aber keine Hündin, dann ist etwas faul.“  

Themen Promis & Haustiere
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