
27. Februar 2025, 14:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Tauben-Krimi in der Stadt Limburg geht in die nächste Runde. Zunächst sah es so aus, als ob zumindest ein Teil des Bestandes gerettet werden könnte, doch nun will die Stadt erneut die Tötung der Tiere veranlassen.
In der hessischen Stadt Limburg an der Lahn reißen die kontroversen Entscheidungen über Stadttauben nicht ab. Nachdem es zuletzt Hoffnungsschimmer für die Tiere gegeben hatte, folgt nun Ernüchterung. Die Stadt Limburg will die Tauben erneut zur Tötung ausschreiben. Denn das Einfangen wäre wohl zu teuer, wie der Deutsche Tierschutzbund berichtet.
Rettung geplatzt – Tauben-Tötung in Limburg soll nun doch stattfinden
Wenige Themen haben den Tierschutz in der letzten Zeit so sehr bewegt wie das Taubenmanagement in der Stadt Limburg. Das Thema sorgte bereits im November 2023 für heftige Kontroversen. Bis zu 1000 Stadttauben sollen gezielt getötet werden – per Genickbruch durch einen Falkner. Tierschutzorganisationen liefen Sturm, rechtliche Schritte werden geprüft. Doch anstatt den Beschluss selbst zu kippen, ließ die Stadt ihre Bürger entscheiden.
Am 9. Juni 2024 kam es zum Bürgerentscheid – mit einem erschütternden Ergebnis. Eine knappe Mehrheit der Limburger sprach sich für die umstrittene Maßnahme aus. Tierschützer waren fassungslos und warfen den Verantwortlichen moralisches Versagen vor. „Das ist nicht nur ethisch verwerflich, sondern verstößt auch gegen das Tierschutzgesetz“, erklärte Katrin Pichl vom Deutschen Tierschutzbund.
Doch dann die Kehrtwende – zumindest für 200 der betroffenen Tiere. Trotz des Bürgerentscheids gab es für einige der bedrohten Tauben einen Hoffnungsschimmer. Ein Gnadenhof in Bayern erklärte sich bereit, die Tauben Limburgs aufzunehmen. Die Stadt willigte zunächst ein, doch nun: die erneute Kehrtwende.
Wie viele Tauben gibt es eigentlich in Limburg?
Seitdem PETBOOK zuletzt berichtete, hat sich erneut einiges in der bei Tierschützern mittlerweile auch „Schlimmburg“ genannten hessischen Stadt getan. Im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung wurde nach einer Organisation gesucht, die die Tauben einfängt und auf den Gnadenhof bringt. Es gab allerdings nur ein einziges Angebot (wie die „Hessenschau“ berichtete) – und das lag mit 57.100 Euro netto weit über dem von der Stadt kalkulierten Budget von 25.000 Euro.
Daher wurde die Ausschreibung aufgehoben. Eine alternative Lösung zur Rettung der Tauben steht nicht mehr zur Debatte. Prominente Taubenschützer wie Content Creator Malte Zierden drückten ihre Entrüstung in den sozialen Medien aus: „Was ist das bitte für eine widerwärtige Mentalität in Limburgs Politik?“, schrieb der Tierschutzpreisträger in einer Instagram-Story.
Katrin Pichl kommentiert: „Der Skandal um die Stadttauben in Limburg geht in die nächste Runde: Den 200 geretteten Tauben droht nun doch der Tod. Das ist grausam und sinnlos. Und es zeigt, dass die Stadt Limburg zu keinem Zeitpunkt eine Einsicht hatte, sondern sich angesichts des öffentlichen Drucks lediglich mit einer halbherzigen Scheinlösung eine reine Weste waschen wollte.“
Doch gibt es überhaupt genug Tauben im Stadtgebiet, um die von der Stadt selbst gesteckte Obergrenze von 300 Tieren zu erreichen? Denn eine neue Zählung aus dem September kam laut Informationen der „Rhein-Lahn-Zeitung“ nur auf 200 Tiere. Jedoch durch eine nicht klar gewordene Zählmethode, an der die Tierschützer nicht teilnahmen.

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Neuer Bürgerentscheid?
Doch nicht nur die Unklarheit über die eigentliche Anzahl der Tauben im Stadtgebiet bringt die Verwaltung in eine Zwickmühle. Denn Tierschützer versuchen weiter, die Entscheidung zu kippen. Die Landestierschutzbeauftragte Hessens Frau Dr. Martin gab in einer Mitteilung zu Protokoll, allein über die Formulierung der Fragestellung im Bürgerentscheid aus dem Juni etwas verwundert gewesen zu sein.
Denn die Bürger hätten mit einem Ja stimmen müssen, um für den Taubenschutz zu votieren, obwohl das Thema in der Öffentlichkeit unter dem Tenor „Taubentötungen ja oder nein“ diskutiert worden sei. Auch stellte die Landestierschutzbeauftragte nochmals klar, dass ein solches Vorhaben der Tötung mangels Vorliegens eines „vernünftigen Grundes“ gegen Paragraf 1 des Tierschutzgesetzes verstößt, weil andere, tierschutzkonforme Möglichkeiten existieren.
Wie die „Hessenschau“ weiter berichtete, regt sich auch in der Bürgerschaft Limburgs Widerstand. Bei dem Bürgerbegehren „Stoppt das Taubentöten“ seien 3894 Unterschriften zusammengekommen. Für das Bürgerbegehren mussten bis zum Stichtag – acht Wochen nach dem Beschluss der Stadt – mindestens zehn Prozent (2672) der in Limburg Wahlberechtigten gegen das Taubentöten aussprechen.
Sind alle Unterschriften gültig, müsse sich die Stadtverordnetenversammlung am 18. März damit beschäftigen und binnen drei bis sechs Monaten würde dies einen erneuten Bürgerentscheid erzwingen. Ob dieser stattfindet und sich das Blatt noch einmal wenden kann, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Bis dahin bleibt die Zukunft der Limburger Tauben ungewiss.