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Meinung

PETBOOK-Redakteurin: „Haustiere in Kostüme zu stecken, sollte verboten werden!“

Kiollage aus Zwergpinscher im Kürbis-Kostüm mit Halloween-Deko und Porträtfoto Saskia Schneider (KReis)
Dieser Hund fühlt sich sichtlich unwohl – so geht es vielen Haustieren, die in Kostüme gesteckt werden. PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider meint daher, dass dieser Trend verboten gehört Foto: Getty Images/PETBOOK
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

24. Oktober 2024, 16:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Ob zu Halloween, Weihnachten oder Karneval – süße Hunde, Katzen, aber auch Kaninchen holen in den sozialen Medien besonders viele Klicks, wenn sie in Kostüme gesteckt werden. Ein Trend, der verboten gehört, findet PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider. Warum, erklärt die Verhaltensbiologin einmal aus Sicht der Tiere.

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Zugegeben: Es sieht schon urkomisch aus, wenn der kleine Mops oder das süße Kätzchen verkleidet als Chucky, die Mörderpuppe, durch die Gegend wackeln. Auf Plattformen sozialer Medien gehen solche Videos meist schnell viral. Haustiere in Kostümen sorgen für Klicks! Doch auch lange vor Instagram, TikTok und Co. gab es den Trend, den Hund oder die Katze in niedliche Kostüme zu stecken und etwa beim Karnevalsumzug für Lacher zu sorgen – meist auf Kosten der Tiere.

Und ich sehe schon jetzt die vielen Zuschriften kommen: „Aber mein Haustier liebt es, Kostüme zu tragen – dem macht das nichts aus!“ Mag sein. Aber solche Bilder sorgen immer auch für Nachahmer und tragen damit dazu bei, dass andere Tiere leiden. Denn die meisten von ihnen finden Kostüme zu tragen – um es hier in aller Deutlichkeit zu sagen: einfach kacke!

Tiere haben kein Verständnis für Kostüme

Schon die kleinsten Menschen lieben es, sich an Karneval, Fasching oder Halloween in Kostüme zu schmeißen und als Hexe, Pirat oder Prinzessin durch die Gegend zu laufen. Hund oder Katze fehlt für das Verkleiden aber jegliches Verständnis. Für die meisten Haustiere bedeutet das Tragen von Kostümen eine Einschränkung und ein verändertes Körpergefühl.

Allein schon das Anlegen eines Geschirrs bedeutet für viele Tiere Stress. Hunde werden in der Regel bereits im Welpenalter daran gewöhnt. Aber jeder, der schon mal versucht hat, seiner Katze ein Geschirr anzulegen, wird beobachtet haben, wie das Tier plötzlich geduckt und völlig verwirrt läuft, rückwärts versucht, der Situation zu entkommen oder gar völlig einfriert.

Schaut man sich Videos von Tieren in Kostümen auf YouTube, Instagram oder TikTok an, kann man oft ähnliches Verhalten beobachten. Kein Wunder: Die Tiere wissen in dem Moment ja nicht, was passiert und dass das Kostüm nichts Gefährliches ist. Sie spüren nur: Da ist etwas an mir dran, das sich vielleicht auch noch bewegt, wenn ich mich bewege. Im schlimmsten Fall geraten Hund und Katze sogar in Panik.

Kostüme behindern Körpersprache

Viele Kostüme für Haustiere bedecken nahezu den gesamten Körper von Hund und Katze. An manchen hängen dann noch Accessoires, die beim Laufen lustig hin und her wackeln. Beides schränkt die Tiere in ihrer Körpersprache ein. Das ist vor allem für Hunde relevant, wenn diese kostümiert auf Artgenossen treffen.

Zum einen können die anderen Hunde Probleme haben, die Körpersprache ihres Gegenübers richtig zu lesen. Zum anderen erkennen viele zunächst nicht mal, dass es sich um einen Artgenossen handelt, was zu Missverständnissen und schlimmstenfalls aggressivem Verhalten führen kann.

Auch interessant: Warum der Mops in Deutschland verboten gehört

Kostüme sind zusätzlicher Stress

Viele stecken ihre Hunde in Kostüme und schleppen diese dann mit auf den Karnevalsumzug oder die Faschingsfeier. Mal abgesehen davon, dass solche Veranstaltungen für die meisten Hunde ohnehin ungeeignet sind, kann ein Kostüm für zusätzlichen Stress sorgen.

Das gilt aber nicht nur für Karneval, Halloween oder Fasching. Auch an Festen wie Weihnachten sollten Haustiere keine Kostüme tragen. Denn auch die Feiertage sorgen bei Hund, Katze oder Kleintier für Stress: die Abläufe sind anders, es kommen Menschen zu Besuch, es wird laut. Wer seine gestresste Katze jetzt noch mit Weihnachtsmützchen und Nikolausanzug quält, braucht sich nicht wundern, wenn das Tier danach aus Unsicherheit aufs Sofa pinkelt.

Kollage aus Hund und Katze in Weihnachts-Kostümen
Auch zu Weihnachten werden Haustiere gern in Kostüme gesteckt. Sowohl Hund als auch Katze zeigen durch ihre Körpersprache und Mimik an, dass sie sich gerade unwohl fühlen. Foto: Getty Images

Fotos von kostümierten Tieren sorgen für Nachahmer

Besonders problematisch sind verkleidete Tiere auf Social Media. Manche Agenturen für Petfluencer haben sich daher aktiv dagegen entschieden, Tiere in Kostümen zu zeigen. Für die TONY-Petfluencer-Agentur ist dies eine feste Regel, wie Geschäftsführer André Karkalis im Gespräch erklärt. Der Grund: Follower können sich animiert fühlen, ihre Vierbeiner ebenfalls zu verkleiden – unabhängig vom Empfinden des eigenen Tieres. „Dabei hat kein Besitzer eine böse Absicht“, ist sich Karkalis sicher. Vielmehr ginge es um mangelndes Verständnis für die Körpersprache des Tieres. „Nur weil Haustiere sich nicht wehren, bedeutet das nicht, dass sie sich in Verkleidungen wohlfühlen.“

Tiere werden oft gezwungen (oder nicht gefragt)

Sicher ist es möglich, Haustiere an das Tragen von Kostümen zu gewöhnen. So wie man Katzen an das Tragen von Geschirren heranführen kann: in kleinen Schritten, mit viel positiver Verstärkung, Geduld und Zeit. Die Realität sieht meist aber anders aus: Hund oder Katze werden gepackt, angezogen und auf den Boden oder das Sofa neben die Deko drapiert.

Die meisten Tiere sind so verstört, dass sie erst einmal einfrieren und in den Augen ihrer Besitzer „brav für das Foto stillhalten“. So kann man auf vielen der Bilder sehen, dass die Haustiere, die in den niedlichen Kostümen stecken, dabei alles andere als Spaß haben. Geduckte Körperhaltung, angelegte Ohren (sofern sie nicht vom Kostüm verdeckt sind), aufgerissene Augen, große Pupillen.

Die wenigsten Tiere wirken auf Fotos oder in Videos entspannt, wenn sie ein Kostüm tragen. Und ich will auch gar nicht leugnen, dass es Hunde oder Katzen gibt, die fast jeden Spaß mitmachen. Aber das ist eben oft die Ausnahme und hört spätestens beim Kostümieren von Kleintieren auf, bei denen schon ein Geschirr oder ein Hütchen enormen Stress auslösen kann.

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Ist denn wenigstens ein Hut okay?

Darf der Hund denn nicht mal einen Hut tragen? Aber gegen ein Halstuch ist doch sicher nichts einzuwenden, werden sich jetzt viele sagen. Das kommt darauf an. Die meisten Hunde sind von klein auf daran gewöhnt etwas „angezogen“ zu bekommen und auch ich „dekoriere“ meine Hündin gern mit einem Halstuch – farblich passend zum Geschirr, versteht sich. Ich würde aber nie auf die Idee kommen, meiner Katze einen Hut aufzusetzen.

Übrigens geht es mir in diesem Meinungsbeitrag ausschließlich um Kostüme. Mäntel, Jacken – ja sogar Schuhe – können für Hunde durchaus sinnvoll sein. Sei es als Schutz vor Kälte oder um Verletzungen durch Streusalz oder Glasscherben vorzubeugen.

Eine gute Idee ist Kleidung auch im Rahmen eines Tiertrainings für den Notfall, merkt André Karkalis an: „Ein Hund, der das Gefühl von Kleidung auf dem Fell bereits kennt, wird einen Verband eher akzeptieren. Das kann den Stress nach einer anstrengenden Operation reduzieren. Medical Training ist aber kein Freifahrtschein für Verkleidungsvideos auf TikTok.“

Hier kann die Grenze zudem leicht verschwimmen. Ist das Jäckchen im Leo-Look und Lack-Optik noch funktionell? Vermutlich. Beim Tüllkleidchen in Pink ist das wohl eher nicht mehr der Fall. Wie sehr ein Tier kostümiert werden kann, hängt auch davon ab, wie viel Hund und Katze tolerieren. Kleintiere hingegen sollten generell nicht in Kleidchen gesteckt oder mit Accessoires behängt werden.

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Darum gehören Tiere in Kostüme verboten

Doch auch, wenn das eigene Haustier ohne Probleme als Spinne durch die Wohnung wackelt: Videos oder Fotos davon animieren Nachmacher. Deshalb sollten Darstellungen von Haustieren in Kostümen auf sozialen Medien, Werbung und Co. verboten werden. Ich sehe das ähnlich wie mit den Qualzuchten. Bilder von Möpsen, Französischen Bulldoggen oder Nacktkatzen animieren Leute dazu, sich auch so ein Tier zuzulegen, weil sie es so niedlich finden. Dabei ist den wenigsten bewusst, dass es sich dabei um kranke Tiere handelt, die unter den ihnen angezüchteten Merkmalen leiden.

Ähnlich – wenn auch nicht ganz so dramatisch in den Folgen – ist es, wenn Leute Haustiere in Kostümen sehen. „Ach wie süß, das zieh ich meiner Katze auch an!“ Sicher kommen Leute auch ohne diese Vorbilder auf komische Ideen. Doch gerade Videos, die in den sozialen Netzwerken viral gehen, können tausende Nachahmer mit sich ziehen und so Tierleid verursachen. Ein Verbot würde dafür sorgen, dass Leute sich aktiv Gedanken machen müssten und zudem die Hürde, dem eigenen Tier so etwas „anzutun“, erhöhen.

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